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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg
Autoren: Dave Luckett
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noch immer entrüstete Beschwerden anhören. Wahrscheinlich war sie noch nicht einmal dazu gekommen, Mama Purd die Daumenschrauben anzulegen, und sie würde wenigstens eine Weile aushalten. Sie wussten nur, dass ein kleines dunkelhaariges Mädchen es getan hatte. Sie konnten nicht jedes dunkelhaarige kleine Mädchen in Tenebra festnehmen.
    Aber als ich zum Westtor kam, war es schwer bewacht, und nicht nur von der Stadtwache. Ich kannte den Unterschied. Die anderen drei Uniformierten sahen sich die Leute genauer an, ihre Uniformen hatten goldene Tressen auf der Brust, und sie nahmen sich jede Person vor, die zum Tor hinaus wollte. Die Garde. Fürst Nathans Leute. Ich blieb in sicherer Entfernung stehen und überlegte.
    Bis zum letzten Jahr hatten wir unsere eigene Stadtwache gehabt. Dann war der alte Graf Ruane irgendwo draußen im Westen erschlagen worden, und Fürst Nathan übernahm seine Grafschaft. Er verpasste der alten Stadtwache neue Uniformen in seinen Farben Schwarz und Gelb und ließ sie auf sich vereidigen. Ruane wurde nicht mehr erwähnt, als hätte er sich den Fürsten noch zu seinen Lebzeiten zum Feind gemacht. Aber diese Gardisten waren mehr als bloß Männer der Stadtwache.
    Was hatte es zu bedeuten? Gewiss, es war Markttag und in der Stadt ging es geschäftig zu, und außerdem sah man viele Söldner, die draußen vor den Mauern ihr Zeltlager hatten. Fürst Nathan wollte in nächster Zeit gegen jemanden in den Krieg ziehen, und es gab Paraden und Rekrutierungsabteilungen und alles das. Aber warum bewachten seine Gardisten ein Stadttor? Was konnte es ihm bedeuten, wenn irgendeinem Gutsbesitzer die Geldbörse abhanden gekommen war, ganz gleich wie viel darin gewesen war?
    Denn das war der Grund, dass sie dort waren, ohne Zweifel. Während ich die Vorgänge am Tor beobachtete, wollte eine Familie hinaus. Die Gardisten hielten sie an, zogen ein Mädchen vom Karren, das vielleicht ein Jahr jünger war als ich, und durchsuchten es. Dann machten sie sich an die Durchsuchung des Karrens, und als der Familienvater, der ihn lenkte, sich beschwerte, hielten sie ihm eine Klinge unter die Nase und sagten, sie würden ihm noch ein Loch ins Gesicht schneiden, damit er besser schreien könne.
    Nun, das bedeutete, dass sie meinen Namen nicht wussten und nur meine Beschreibung hatten. Aber es bedeutete auch, dass eine große Jagd angesagt war und der Fürst dahintersteckte. Das war nicht gut. Das war sogar sehr schlecht. Denn selbst wenn ich unbemerkt hinauskäme, würde ich überall in den Ländern des Fürsten in Schwierigkeiten kommen. Und wohin sollte ich sonst gehen? Wie es schien, gehörte ihm der größte Teil der Welt. Ich überlegte kurz, gegen wen er Krieg führen wollte. Vielleicht wäre es lohnend, sich zu diesen Leuten durchzuschlagen.
    Aber das Wichtigste zuerst. Ich zog mich weiter in die Gasse zurück, aus der ich die Vorgänge beobachtet hatte. Die Tore kamen nicht in Frage. Vielleicht könnte ich bei Dunkelheit über die Stadtmauer entwischen – es gab Stellen, wo man sie erklettern konnte. Aber nur bei Dunkelheit, und die Nacht ließ noch lange auf sich warten. Bis dahin musste ich mich an einem sicheren Ort verstecken.
    Ich riskierte ein Vierpfennigstück für einen Laib Brot, ein Stück Käse und einen Beutel mit getrockneten Äpfeln in drei verschiedenen Läden, die ich nicht kannte und wo man mich nicht kannte. Und dann hieß es ab zum Friedhof, dem alten Teil, der nicht mehr benutzt wurde.
    Friedhöfe sind ruhig. Es kommen nicht viele Besucher, und wenn jemand zum Totengedenken und zur Grabpflege hingeht, kann man sich verstecken oder so tun, als sei man aus dem gleichen Grund wie sie dort. Es gab sogar Schutz vor dem Sprühregen; ich musste nur die Grüfte meiden, die von den Leuten bewohnt wurden, die auf dem Friedhof lebten.
    Ja, es gab Menschen, die dort lebten, weil sie keine andere Unterkunft hatten. Manche von ihnen waren verrückt, andere nicht. Meistens gingen sie Besuchern aus dem Weg, was mir nur Recht sein konnte. Einige mochten nach der Dämmerung gefährlich werden, aber bis dahin würde ich fort sein. Und die Toten – nun, ihnen ist es gleich.
    Ich suchte mir einen trockenen Platz im zurückgesetzten, windgeschützten Eingang zu einer Familiengruft. Hinter mir befand sich eine zugesperrte, aber in den Angeln hängende Flügeltür, die ich wahrscheinlich aufgebracht hätte, wenn mir danach gewesen wäre. Doch es war nicht notwendig, und überhaupt ist es keine gute Idee, sich an
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