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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg
Autoren: Dave Luckett
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und ihr Packpferd beluden, hatte dieses Pferd – wie könnte es anders sein – plötzlich das Gefühl, von der größten Pferdebremse in Tenebra in die Fessel gebissen zu werden. Es schlug aus. Der alte Herr bekam den Huf voll in seinen ansehnlichen Bauch und setzte sich jäh auf das Katzenkopfpflaster, wo er nur noch nach Luft schnappen konnte. Seine zwei Begleiter befanden sich auf der anderen Seite des Packpferdes. Die einzige Person, die den Unfall sah, war ein kleines Mädchen, das schnell hinzu sprang, um dem armen alten Mann auf die Beine zu helfen, und das ihn stützte, während er keuchend hin und her tappte, um den Schmerz durch Bewegung zu lindern. Dann verschwand es in der Menge, gerade als er anfing, nach seinem Geldbeutel zu tasten, um sie mit einer Kupfermünze zu belohnen. Der Rest ist Geschichte.
    Da waren wir also. Als ich die Tür hinter mir zuzog, sah ich mir den Geldbeutel genauer an. Er hatte schon für sich genommen einen Wert: gutes weiches Leder mit einem soliden Schnappverschluss aus Messing. Das machte den durchschnittenen Riemen ohne weiteres wett. Aber der Inhalt beschäftigte mich mehr.
    Ich schlüpfte durch die winzige Diele ins Zimmer. Sart war, wie ich sagte, verquollen und von einem kranken Graugelb unter seiner Sonnenbräune. Seine Haut fing an, wächsern zu wirken. In einem Jahr würde er wie ein Leichnam aussehen. Vielleicht – wahrscheinlich – würde er wirklich einer sein. Er wandte den Kopf und stierte mich aus blutunterlaufenen Augen an. Der Rest blieb unbewegt. Schon vor drei Jahren hatte er gelernt, dass er mich nicht mehr fangen konnte.
    Ich öffnete den Schnappverschluss des Geldbeutels und entleerte seinen Inhalt auf die über Sägeböcke gelegte Planke, die wir als Tisch benutzten.
    »Wieder klauen gewesen, was?«, knurrte Sart. Dann aber sah er den Glanz von Gold und sagte nichts mehr. Ich sagte auch nichts, ich zählte. »Drei, vier, fünf Goldstücke! Fünf tenabrische Fünfkronenstücke!« Und dazu weitere drei oder vier Kronen in Silber. Götter! Vier Monate Lohn für einen Schauermann glänzten vor mir auf dem Tisch. Bestürzt starrte ich auf das Geld.
    Ich hatte gedacht, mit diesem Fang hätte ich unsere Probleme für eine Weile gelöst. Tatsächlich aber hatte ich uns ein viel größeres eingehandelt. Bisher hatte ich nur zwei Goldstücke gesehen, und nicht zusammen. Sie sind kein Anblick, den man im Hafenviertel sehr oft zu sehen bekommt. Fünf auf einmal… das war sehr ungewöhnlich. Ungewöhnlich in einer verhängnisvollen Weise.
    Denn was würde geschehen, wenn ich zu meinem Hehler ginge, der Peteys Vater war, und ihn ersuchte, ein Goldstück zu wechseln, oder zwei? Oder fünf?
    Ich würde von Glück sagen können, wenn ich mit undurchschnittener Kehle wieder herauskäme. So sah es aus. Ich würde das Geld verlieren, das verstand sich von selbst. Und damit nicht genug, jemand würde mich mit Sicherheit verpfeifen, wenn sie mich nicht selbst kalt machten. Dafür konnte ich den Hals lang gezogen kriegen. All das Gold war für mich nutzlos.
    Ich stand da und starrte auf das Geld. Ich hatte mich übernommen, das war mir plötzlich klar geworden. Das war genug, um eine Menge Ärger heraufzubeschwören. Auch Sart starrte auf das Geld.
    »Wer hat dich gesehen?«, fragte er schließlich. Unter seiner Sauferei hatte Sart eine praktische Ader. Ich dachte das Gleiche wie er. Er meinte Leute, die mich kannten. Ich zuckte die Achseln.
    Sart warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Alle und jeder, meinst du. Götter, Mädchen. Eins von diesen –« er nahm ein Fünfkronenstück und hielt es in die Höhe »– als Belohnung ausgesetzt, und die Hälfte der Einwohner würde ihre eigenen Mütter der Stadtwache übergeben.«
    Ich wusste es. Ich starrte weiter auf das Geld und versuchte zu denken. Um ihn und mich selbst zu beruhigen, musste ich es laut tun. »Bestimmt hat mich niemand gesehen, der mich kennt. Die Wache war nicht in Sicht. Der alte Mann und die beiden anderen sahen nur ein Mädchen, das ihnen unbekannt war. Aber Mama Purd ist die Schwachstelle. Sie sah mich auch nicht, hatte mir den Rücken gekehrt, als ich durchkam. Aber sie weiß, dass es nur sehr wenige Leute gibt, die an Fred vorbeikommen, und ich bin eine davon.« Wieder zuckte ich die Achseln. »Vielleicht hält sie den Mund. Sie mag mich, weil ich Fred geheilt habe.«
    Sart blickte ungläubig drein.
    Dazu hatte er allen Grund. Aber es war noch schlimmer: In der Fleischergasse hatte mich der jüngere
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