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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg
Autoren: Dave Luckett
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hagerer Typ gewesen, aber inzwischen hatte er etwas zugenommen, und auch seine Farbe wirkte gesünder. Sein frühzeitig ergrautes Haar war unverändert, aber es fiel nicht mehr aus. Man hätte ihn fünf Jahre jünger als seine sechsundvierzig eingeschätzt. Das war gut, und mehr als das. Wir würden ihn brauchen. Ich brauchte ihn.
    Die zugespitzten Pfähle und die Fallgruben sollten im Graben und auf der Zufahrt angelegt werden, überall dort, wo die Belagerer zum Sturm antreten würden. Die Fallgruben sollten mit alten Lanzenspitzen oder zugespitzten Pfählen am Boden versehen und leicht zugedeckt werden. Danach waren Erdarbeiten vor dem Tor auszuführen, um zu verhindern, dass die Belagerer eine Ramme bis vor das Tor schaffen konnten. Damit wären die Grabarbeiten abgeschlossen und die ungelernten Arbeitskräfte – das waren wir – konnten dann für die Ausbildung an den Waffen eingesetzt werden. Die Maurer errichteten massive neue Pfeiler zur Stützung und Verstärkung der Außenmauer, Schmiede stellten Piken und Lanzenspitzen her, Bogner und Schreiner schäfteten Speere, schnitzten Armbrustkolben und glätteten Pfeile und Bogen. Steinmetze fertigten zusätzliche Pechnasen und Speier für das flüssige Feuer, um sie in die Brustwehr der äußeren Mauer einzubauen. Wenn der Mai käme und Nathan mit seinem Heer anrückte, würde die Sperrfeste bereit sein, ihn zu empfangen, und der Empfang würde ihn teuer zu stehen kommen.
    Vorläufig aber war Nathan wenigstens hundert Meilen entfernt in Tenebra, jenseits der Berge und Moore. Sicherlich fühlte er sich geschmeichelt, wenn er das hektische Tun sehen könnte, das sein Name ausgelöst hatte. Gleichwohl begann ich mich zu fragen, ob es klug gewesen sei, ihn so zu verärgern. Denn er hatte es nicht zuletzt auf uns abgesehen, soviel war klar.
    Die Nachrichtenverbindungen über die menschenleeren Weiten der Moore und Heiden waren zu allen Zeiten schlecht, besonders aber im Winter. Immerhin berühren Fischer und Händler die See im Süden bis zu den Meerengen und der Westküste, wo die Stadt Ys lag, zwanzig Meilen talabwärts von uns, der einzige Hafen an der Westküste. So waren Nachrichten durchgesickert. Nathan warb Söldner an. Sobald die Hochmoore der westlichen Marken schneefrei wären, würde er mit seinem Heer nach Westen aufbrechen. Seine Pioniere arbeiteten bereits an der Instandsetzung und Verbesserung der zerfallenen alten Straße, die vom Tal des Wydem westwärts zum Orimentpass führte, dem einzigen Tor zu den westlichen Küstenländern.
    Über dem Essen fiel mir ein, dass ich an diesem Nachmittag von den Waffenübungen verschont bleiben würde. Silvus ebenfalls. Eine Stabsversammlung war angesetzt. Er wischte seinen Holzteller mit einem Stück Brot sauber, steckte es in den Mund und seufzte.
    »Vielleicht hätten wir nicht weglaufen sollen«, meinte ich.
    Damit nahm ich ein Gespräch wieder auf, das am Morgen vor Sonnenaufgang seinen Anfang genommen hatte. In der Zwischenzeit hatten wir kaum lange genug verschnaufen können, um etwas zu sagen. Silvus blickte auf.
    »Und die Alternative?«, fragte er mit einem Anflug von Neugier.
    »Mitspielen. Nathan den Gefallen tun, sein Kollegium oder Institut für Magie einzurichten. Dann alle möglichen technischen Schwierigkeiten haben und wenig erreichen. Früher oder später wäre er der Sache überdrüssig geworden und hätte das Projekt eingestellt.«
    »Das bezweifle ich. Nathan ist beharrlich und lässt sich durch Fehlschläge nicht entmutigen. Außerdem hat er ein empfindliches Gehör für leeres Geschwafel und eine Nase, die auf hundert Schritte Unrat wittert.« Silvus faltete die Hände über seinem Gürtel. »Er würde ein hervorragender Herrscher sein, weißt du, wenn er nicht diesen Hang zu Größenwahn und Tyrannei hätte. Und zur Rücksichtslosigkeit. Dass er weder Moral noch Ehre kennt, kommt ihm als Herrscher nur zustatten.«
    Silvus mochte Nathan nicht. Man merkte es, wenn man aufmerksam den Nuancen seiner Rede lauschte.
    Ich versuchte eine Augenbraue in der Art und Weise zu heben, wie er es meisterhaft verstand, schaffte es nicht und kam mir albern vor. »Du meinst, offener Krieg mit ihm sei besser?«
    »Ich meine, dass offener Krieg jetzt besser ist als verzweifelte Rebellion später, wenn er womöglich ein Kollegium für Magie hat, einen Meister der Schwarzen Magie als Untertanen und eine Kollektion von Ungeheuern als Waffen.«
    »Hm. Er hat noch keinen Meister der Schwarzen Magie.«
    »Er wird
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