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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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hatte der Lilienkelch ihm zu verstehen gegeben - und Landru, wie zu Stein erstarrt, hatte zurückgefragt, warum er dann diese beschwerliche Seereise überhaupt hatte auf sich nehmen müssen; warum die Macht im Kelch ihm nicht schon früher, noch in der Alten Welt, erklärt habe, sie wolle hier keine Kinder haben .
    Doch der Kelch hatte sich einer Antwort enthalten und eisern geschwiegen.
    In seiner ersten Enttäuschung hatte Landru die Expedition abbrechen und auf sofortige Umkehr drängen wollen - doch dann, vielleicht aus Trotz und gekränktem Stolz, hatte er sich entschieden, dem Mann, der mit seiner ganzen Kraft und Überzeugung hinter der Expedition stand, doch nicht ins Handwerk zu pfuschen. Hernandez de Cordoba hatte sich in den zurückliegenden Wochen seinen Respekt verdient. Und so hielt es Landru für vertretbar, den Seefahrern zu gestatten, den Küstenverlauf immer weiter zu erkunden und kartographisch zu verzeichnen.
    Lange brauchte es danach nicht mehr, bis sie auf die ersten Zeug-nisse einer zwar unterlegen scheinenden, nichtsdestotrotz aber hochinteressanten Kultur stießen. Zumindest Landru war sofort völlig fasziniert von dem stolzen Menschenvolk, das sich Maya nannte - und dessen Sprache er mit Hilfe der Hütermagie binnen weniger Stunden zu beherrschen lernte.
    Je größeren Einblick er in die hier ansässige Zivilisation erhielt, desto unverständlicher reagierte er auf die strikte Art und Weise, mit der ihm der Kelch verwehren wollte, die Saat vampirischen Lebens auch in diesem Teil des Globus zum Gedeihen zu bringen.
    Immer mehr Verbitterung baute sich in ihm auf, und er kümmerte sich kaum noch um das Taktieren, das Hernandez de Cordoba und seine Seefahrer fern der Heimat betrieben. Er wußte ohnehin, was die eigentlichen Beweggründe waren, die zur Bewilligung dieser teuren Entdeckungsfahrt geführt hatten: Sklaven, Gold und neues Land sollten der Heimat erschlossen werden. Friedlich hatten sich die Besatzungen der Schiffe nur anfänglich gegeben, als es noch galt, zunächst die wahre Stärke des künftigen Gegners auszukundschaften.
    Die Maya hatten jener ersten Expeditionsflotte schwere Verluste beigebracht, als sie das wahre Gesicht und die Absichten der fremden »Besucher« durchschauten. Und Landru hatte keinen Finger gekrümmt, um diese erste Vertreibung der Spanier aus dem vermeintlichen »Goldland« zu verhindern. Er hatte lediglich darauf geachtet, selbst mit heiler Haut davonzukommen und gemeinsam mit den Überlebenden zurückzukehren in die Alte Welt. Seinerzeit hatte er nicht geglaubt, die Reise über die unberechenbaren Weltenmeere in absehbarer Zeit noch einmal anzutreten. Doch schon bei der erstbesten Gelegenheit, die sich ihm geboten hatte, war er diesem Vorsatz untreu geworden und hatte sich der Flotte von Cortes angeschlossen, dem es gelang, das Reich der Azteken binnen eines einzigen Jahres zu unterwerfen.
    Nur Yucatan erwies sich als härtere Nuß. Die hier lebenden Splittervölker der Maya leisteten erbitterten Widerstand, und es mochte noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern, bis die letzte befestigte Stadt eingenommen und der letzte legitime Maya-König besiegt war Landru beendete das Abschweifen seiner Gedanken ins Gestern. Durch die geschlossenen Augen hindurch meinte er sehen zu können, wie Pedro Grijalva an der Spitze seiner Soldaten in die hiesige Maya-Stadt einbrach.
    Ganze Salven von Schüssen drangen an sein Gehör, nicht selten noch übertönt von den schrillen Todesschreien der Bewohner. Gri-jalvas Männer machten auch vor Frauen und Kindern nicht halt.
    Landru hatte nur allzu oft dabei zugesehen, wenn die spanischen Horden wie ein Schwarm ausgehungerter Heuschrecken irgendwo einfielen, vergewaltigten, zerstörten und plünderten.
    Er brauchte die Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, was geschah.
    An diesem Tag, der ihm ewig im Gedächtnis haften bleiben würde, irritierte ihn besonders, wie nahe ihm dieses völlig sinnlose Töten ging, obwohl er vorhin doch selbst noch zynisch und ohne mit einer Wimper zu zucken das Leben eines Maya beendet hatte.
    Aber der war ein Verräter gewesen, eine Schande für das eigene Volk, das in Landru .
    . immer noch eine ihm selbst Befremden verursachende Saite zum Klingen brachte.
    Nein, dachte er, denke nicht einmal daran, es zu tun ... Du würdest teuer dafür bezahlen! Du könntest mehr verlieren als dein Leben - vergiß es!
    Noch eine ganze Weile stand er da und »lauschte« dem Gewicht des Lilienkelchs, den er auf
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