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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön
Autoren: K Ohlsson
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gepackt, ihn in die Hemdtasche geschoben und dann der wartenden Stewardess die Tasche gereicht.
    Die Anweisungen für die Ankunft in Schweden waren sonnenklar gewesen. Unter keinen Umständen durfte er schon am Flughafen Asyl beantragen. Außerdem durfte er weder im Flugzeug noch sonst wie vor dem Aussteigen seine Papiere hergeben. Der Pass enthielt ein Visum, das besagte, dass er Geschäftsreisender aus einem der Golfstaaten sei und berechtigt, ins Land einzureisen. Dass er kein Englisch sprach, sollte dabei kein Problem darstellen.
    Das Flugzeug rollte von der Landebahn und glitt erstaunlich sanft über den harten Asphalt, in den sich der Frost festgebissen hatte. Nun näherte es sich Gate 37, wo die Passagiere aussteigen sollten.
    » Was passiert, wenn es nicht klappt?«, hatte Ali seine Kontaktperson in Damaskus gefragt.
    » Mach dir nicht so viele Gedanken«, hatte die Kontaktperson mit einem schmalen Lächeln geantwortet.
    » Ich muss das wissen«, sagte Ali. » Was passiert, wenn ich irgendetwas falsch mache? Ich habe schon mit anderen geredet, die an denselben Ort wollen. Das geht normalerweise nicht so.«
    Das Gesicht seines Gegenübers hatte sich verfinstert. » Du solltest dankbar sein, Ali …«
    » Das bin ich auch«, beeilte er sich zu sagen. » Ich frage mich nur …«
    » Frag dich mal nicht so viel«, unterbrach ihn die Kontaktperson scharf. » Und du darfst unter keinen Umständen mit irgendjemandem über dies hier reden. Niemals! Du konzentrierst dich nur auf eine einzige Sache, und das ist, auf die Art, die wir beschlossen haben, nach Schweden zu kommen und dann den Auftrag auszuführen, den wir dir dort erteilen werden. Damit du wieder mit deiner Familie zusammenkommen kannst. Das willst du doch, oder?«
    » Mehr als alles andere.«
    » Gut. Dann mach dir weniger Gedanken, und streng dich mehr an. Ansonsten läufst du Gefahr, unglücklicher zu werden denn je.«
    » Ich kann nicht noch unglücklicher werden, als ich bereits bin«, hatte Ali mit gesenktem Kopf geflüstert.
    » Doch, das kannst du«, hatte die Person mit einer Stimme geantwortet, die so kalt klang, dass Ali die Luft angehalten hatte. » Stell dir vor, du würdest deine ganze Familie verlieren, Ali. Oder sie würden dich verlieren. Einsamkeit ist das einzige wahre Unglück. Vergiss das nie, um deiner Familie willen.«
    Ali schloss die Augen. Nein, das würde er nicht vergessen. Er erkannte eine Drohung, wenn sie ausgesprochen wurde.
    Als er knapp zehn Minuten später die Passkontrolle hinter sich gelassen hatte, musste er erneut daran denken. Von nun an gab es keinen anderen Weg mehr als den Weg fort von jenem Leben, das – da war er sich sicher – Vergangenheit war.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Stockholm
    Die selbst gebackenen Zimtröllchen, die in der vormittäglichen Kaffeepause serviert wurden, sahen ziemlich merkwürdig aus. Peder Rydh nahm sich zwei auf einmal und stieß seinem neuen Kollegen Joar Sahlin grinsend den Ellenbogen in die Seite. Joar sah verständnislos drein und begnügte sich mit einem Exemplar.
    » Pimmel«, erklärte Peder mit einem einzigen Wort und hielt eines der Röllchen in die Höhe.
    » Bitte?«, fragte der Kollege und sah ihm direkt in die Augen.
    Peder stopfte sich das halbe Teilchen in den Mund und antwortete, noch ehe er fertig gekaut hatte: » Schi schehen ausch wie schlappe Schwänsche.«
    Dann ließ er sich neben der Polizeidienstanwärterin nieder, die einige Wochen zuvor auf demselben Stockwerk ihren Dienst angetreten hatte.
    Herbst und Winter waren für Peder hart gewesen. Nachdem er den ersten Geburtstag seiner Söhne damit begangen hatte, ihre Mutter zu verlassen, war eigentlich so gut wie alles den Bach hinuntergegangen. Bei der Arbeit nicht, aber privat. Pia Nordh, die Frau, die vorher so gern seine Geliebte gewesen wäre, hatte ihm, angeblich weil sie einen anderen kennengelernt hatte, den Laufpass gegeben.
    » Das ist eine ernste Sache, Peder«, hatte sie ihm erklärt. » Ich will nichts versauen, was sich so dermaßen gut anfühlt.«
    Peder hatte das Gesicht verzogen und sich gefragt, wie seriös eine solche Sache bei Pia Nordh überhaupt sein konnte, hatte diese Meinung aber klugerweise nicht laut geäußert. Zumindest noch nicht.
    Richtig frustrierend aber war doch, dass es sich, nachdem er von Pia einen Korb gekriegt hatte, so schwierig gestaltet hatte, ein neues Objekt der Begierde zu finden. Bis jetzt. Die Polizeidienstanwärterin war zwar sicher nicht älter als fünfundzwanzig,
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