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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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mir fern, bevor ich Ihnen gebe, was Sie wollen", sagte er unwirsch und eilte trotz der Glätte die Treppe hinauf, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm.
    Ohne abzuwarten, ob sie wohlbehalten in ihre Suite gelangte, verschwand er im Haus, als würde er einem grausamen Schicksal entfliehen...
    Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte halb sieben. Claire stand auf, schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging ins Wohnzimmer.
    Das Feuer war zwar heruntergebrannt, doch es war noch genug Glut vorhanden, dass sie es neu entfachen konnte. Sie legte einen Holzscheit nach, schaltete die Stereoanlage und anschließend die Kaffeemaschine an, da es erst in einer Stunde Frühstück geben würde. Dann ging sie unter die Dusche.
    Als sie eine Dreiviertelstunde später wieder das Wohnzimmer betrat, brannte das Feuer, und es duftete nach Kaffee. Sie schenkte sich eine Tasse ein, ging zum Fenster und zog die Gardinen auf.
    "Ist das schön!" flüsterte sie und blickte erstaunt nach draußen.
    Über Nacht hatte es aufgeklart, und der Himmel war blassrosa. Diese Seite des Hauses lag, wie Claire jetzt feststellte, zum zugefrorenen See hinaus. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber die Gipfel der Bergkette im Osten schimmerten rosa.
    Da es in der Nacht noch einige Zentimeter geschneit hatte, waren nirgends Fußstapfen zu erkennen. Am Ufer des Sees stand ein Whirlpool, der zu allen Seiten durch Glaswände geschützt war und den Claire zum ersten Mal bemerkte.
    Sie umfasste ihre Tasse mit beiden Händen und seufzte glücklich. Genau dies hatte sie zu finden gehofft - eine abgelegene, friedliche, unberührte und in ihrer wilden Schönheit ein wenig Furcht einflößende Schneelandschaft.
    Plötzlich wurde nebenan eine Tür geöffnet, und Zachary Alexander kam aus dem Haus. Claire stellte sich hinter die Gardine und beobachtete, wie er zum Whirlpool hinunterging und die Abdeckung entfernte.
    Dampfwolken stiegen auf und hingen bewegungslos in der Luft. Er bückte sich, nahm ein Thermometer aus dem Wasser und betrachtete es prüfend. Offenbar zufrieden, legte er es wieder hinein und deckte den Whirlpool ab. Mit dem Rücken zum Haus blieb er noch eine Weile stehen und ließ den Blick über sein kleines Königreich schweifen.
    Was für einen herrlichen Anblick er bot! Er trug einen dicken schwarzen Pullover mit einem roten Streifen, darunter ein weißes Hemd, das seine Bräune zur Geltung brachte, und eine enge schwarze Hose, die seine langen, muskulösen Beine betonte.
    Lässig strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht und warf einen Blick über die Schulter. Hastig versteckte Claire sich hinter der Gardine, stellte dann jedoch fest, dass er nicht in ihre Richtung sah, sondern zu Melanie, die ebenfalls das Haus verlassen hatte und nur einen Pyjama und Stiefel trug.
    Claire konnte nicht hören, was er zu Melanie sagte, aber es war offensichtlich, dass er nicht draußen darüber sprechen wollte. Er scheuchte Melanie ins Haus, schloss die Tür, und kurz darauf wurde eine andere Tür zugeknallt. Schließlich erklangen Stimmen. Melanie schrie, und er sprach ganz ruhig.
    Wenige Minuten später beobachtete Claire, wie er erneut das Haus verließ, diesmal durch die vordere Tür. Vermutlich hatte der Streit mit Melanie ihm zugesetzt, denn er hatte den Kopf gesenkt.
    Zu ihrer Verblüffung empfand sie Mitleid für ihn. Er liebte seine Tochter offenbar über alles, schien allerdings nicht zu wissen, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Das war durchaus verständlich, denn es war schwer genug, ein Kind allein zu erziehen, noch dazu ein Mädchen, das in der Pubertät war.
    Und Melanie wusste wahrscheinlich nicht, ob sie sich noch als Kind oder schon als Erwachsene fühlen sollte. Vielleicht würde es ihr helfen, mit einer Frau darüber zu sprechen.
    Spontan zog Claire ihre Jacke über, ging nach draußen und klopfte an die Tür nebenan. "Was hast du heute vor?" fragte sie, als Melanie ihr öffnete. "Hättest du Lust, mir zu zeigen, wo man am besten Ski laufen kann?"
    Zehn Minuten später gingen sie zusammen zum Frühstücken ins Hotel. "Sie sehen so cool aus - so wie Sie sich anziehen und Ihr Haar tragen", sagte Melanie und blickte sie bewundernd an.
    "Und wie Sie reden - wie die französischen Frauen im Film. Ich weiß nicht, was ich Ihnen beibringen soll. Bestimmt wissen Sie alles."
    "Nicht alles, ma petite, aber genug, um zu sehen, dass du oft traurig bist - vorhin zum Beispiel."
    "Ich hab mich wieder mit meinem Dad gestritten." Melanie verzog das
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