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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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Seide.
    Es war lange her, dass er das letzte Mal einer Frau durchs Haar gestrichen hatte...
    Schnell verdrängte Zach die Vorstellung. In den letzten Tagen waren ihm oft ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen.
    "Ich möchte mich nicht aufdrängen", erklärte Claire Durocher, als er nicht antwortete.
    "Das tun Sie auch nicht", ließ Melanie sich vernehmen. "Dad und ich können jederzeit zusammen Ski laufen."
    "Dann kannst du dich sehr glücklich schätzen, cherie." Claire Durocher strich Melanie eine Strähne aus dem Gesicht, und unwillkürlich betrachtete er ihre feingliedrige, perfekt manikürte Hand. "Die meisten Väter haben kaum Zeit für ihre Töchter."
    Melanie sah ihn flehend an. "Sag ihr, dass sie mitkommen kann, Dad!"
    Da er keine Wahl hatte, zuckte er die Schultern. "Sicher", sagte er - zu herzlich für seinen Geschmack. "Wir treffen uns um elf oben am Lift."
    "Ich freue mich darauf", erwiderte Claire Durocher und deutete mit dem Kopf auf den Speisesaal. "Möchten Sie nicht wenigstens eine Tasse Kaffee mit uns trinken, Mr. Alexander?
    Mel und ich würden uns darüber freuen!"
    Mel und ich würden uns darüber freuen. Als wäre er der Eindringling!
    Zach unterdrückte seinen Zorn und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. "Einige Minuten habe ich noch Zeit."
    "Warum sagen Sie ,Mr. Alexander' zu Dad?" fragte Melanie, nachdem sie im Speisesaal Platz genommen hatten. "Warum sagen Sie nicht ,Zach' zu ihm wie alle anderen auch?"
    Claire Durocher umfasste ihre Tasse mit beiden Händen und betrachtete ihn durchdringend. "Weil er ,Miss Durocher' zu mir sagt."
    Ihr Akzent war ausgesprochen exotisch. Melanie sah sie wie gebannt an und warf ihm dann einen vorwurfsvollen Blick zu.
    "Sag es ihr, Dad."
    "Was soll ich ihr sagen?" Zach rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und rührte angelegentlich seinen Kaffee um, was ziemlich albern war, da er ihn schwarz trank.
    "Dass sie ,Zach' zu dir sagen kann. Dann kannst du ,Claire' zu ihr sagen."
    "Natürlich ist es okay." Er klang wie ein dressierter Papagei.
    "Also ... Claire, was hat Sie dazu bewogen, nach Topaz Valley zu kommen? Für Europäer ist es etwas abgelegen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Sie einige der besten Skigebiete der Welt praktisch vor der Tür haben."
    "Ich brauchte einen Tapetenwechsel." Claire biss von ihrem Croissant ab und zuckte die Schultern. "Irgendwann wird sogar St. Moritz langweilig."
    "Also wollten Sie sich zur Abwechslung mal in Nordamerika unters gemeine Volk mischen", bemerkte er sarkastisch und erntete dafür einen finsteren Blick von seiner Tochter.
    "Nein, Zachary. Ich bin aus einem anderen Grund hergekommen, und ich glaube, ich habe gefunden, was ich gesucht habe."
    Das Kribbeln, das er plötzlich verspürte, gefiel ihm ganz und gar nicht - und er mochte sie nicht. Außerdem traute er ihr nicht.
    Sie brachte Melanie nur auf dumme Gedanken. Melanie ahmte sie schon jetzt nach. Sie spreizte den kleinen Finger ab, als sie ihren Becher an die Lippen führte, und tupfte sich geziert die Lippen mit der Serviette ab. Als Nächstes würde sie Französisch sprechen.
    Genau das sagte er McBride, als er sich kurz darauf mit ihm in den Ställen traf, und musste sich daraufhin einen Vortrag darüber anhören, dass ein junges Mädchen eine weibliche Bezugsperson brauchte - und das von einem Mann, der nie geheiratet, geschweige denn Kinder bekommen hatte!
    "Es könnte viel schlimmer sein", verkündete McBride abschließend. "Zum Beispiel hätte sie sich an einen Jungen hängen können. Das hätte erst Ärger gegeben! Oder hast du dich nie mit einem hübschen Mädchen im Schnee gewälzt, um rauszufinden, wie sie gebaut ist?"
    Erst letzte Woche, dachte Zach und spürte zu seinem Verdruss, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, hatte er festgestellt, dass Claire Durocher genauso gebaut war, wie eine Frau gebaut sein sollte.
    Wahrscheinlich hätte er sie deswegen auch beinah geküsst.
    "Warum tust du nicht das, wofür du bezahlt wirst, McBride?"
    fragte er scharf. "Du musst für die Schlittenfahrt heute Abend noch zusätzliche Strohballen vom Heuboden holen. Die Vorräte in den Skihütten müssen aufgefüllt werden. Und die Bäume für die Veranden der Gästehäuser müssen noch gefällt werden." Er warf ihm einen wütenden Blick zu. "Ich gehe davon aus, dass du jemand damit beauftragt hast. Und dass wir genügend Lichterketten haben und du die kaputten Glühbirnen ausgetauscht hast."
    "Ja."
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