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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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Schweigen zu brechen. Doch schließlich ergriff Zachary das Wort: "Wahrscheinlich wird es mir hinterher Leid tun, wenn ich frage, was ist los. Warum sind Sie nicht mit den beiden zurückgefahren?"
    Sie suchte nach einer Ausrede wie "Meine Stiefel drücken",
    "Ich war zu nervös", "Die Strecke sah so gefährlich aus", doch ihr war klar, dass er sie durchschaut hätte. Immerhin wusste er, dass sie in den Schweizer Alpen Ski lief und bestens ausgerüstet war. Allerdings konnte sie ihm auch nicht die Wahrheit sagen, denn obwohl sie ihn noch nicht einmal eine Woche kannte, war ihr klar, dass er ein sehr stolzer Mann war und sicher kein Mitleid von ihr wollte.
    "Ich dachte, ich störe", erwiderte sie daher. "Wie das dritte Rad am Wagen, wie man auf Englisch sagt."
    Überraschenderweise lachte er. "Es heißt, das fünfte Rad', aber ich weiß, was Sie meinen. Mel vergöttert Eric, und wenn er hier auftaucht, ist alles andere unwichtig für sie. Er ist für sie nicht nur der große Bruder, den sie sich immer gewünscht hat, sondern er imponiert ihr auch gewaltig. Wenn man aussieht wie ein Filmstar, schnelle Autos liebt und eine unbekümmerte Art hat, kann man Mädchen in ihrem Alter leicht beeindrucken."
    "Aber er ist nicht ihr Vater. Sie sind derjenige, auf den sie sich immer verlassen kann."
    "Stimmt, das bin ich", bestätigte er trocken. "Langweilig, aber verlässlich."
    Das stimmt nicht, dachte sie. Er hatte eine vielschichtige Persönlichkeit und war sehr sinnlich. Hatte sie sich nicht bereits an dem Feuer, das in ihm loderte, verbrannt, obwohl sie sich dagegen gewehrt hatte? Sein Schwager mochte ein einnehmenderes Wesen haben, doch er war ein Typ, der Publikum brauchte. Eine Frau würde Eric Baxters Namen längst vergessen haben, bevor sie Zachary Alexander überhaupt richtig kennen lernte.
    Vielleicht würde sie, Claire, es ihm vor ihrer Abreise sagen.
    Aber nicht bevor er bereit war, sie besser kennen zu lernen und festzustellen, dass sie nicht die reiche, egozentrische und gelangweilte Frau war, für die er sie hielt. "Es ist nicht leicht, einem Kind Vater und Mutter zu sein", bemerkte sie.
    "Woher wissen Sie das?" Zachary warf ihr einen Seitenblick zu. "Haben Sie es schon mal versucht?"
    Claire schüttelte den Kopf. "Nein. Ich war nie verheiratet."
    "Heutzutage muss man nicht unbedingt verheiratet sein, um ein Kind zu bekommen."
    "Der Ansicht bin ich nicht", erklärte sie. "Ich bin nicht bereit, mich mit halben Sachen zufrieden zu geben, und das würde ich auch von einem Kind nicht verlangen."
    "Und was ist, wenn Sie keine Wahl haben? Wenn ein Elternteil stirbt, so wie meine Frau, oder einfach geht?"
    "Dann muss man natürlich allein klarkommen, obwohl..."
    "Obwohl was?" hakte er nach. "Obwohl es nur eine Notlösung ist?"
    "Obwohl es für einen allein erziehenden Mann sicher besonders schwer ist, eine Tochter großzuziehen."
    "Wollen Sie mir damit zu verstehen geben, dass ich als Vater versagt habe?"
    Sie spürte seine Feindseligkeit und seinen herausfordernden Blick.
    Eigentlich hätte sie sich denken können, dass ein scharfsinniger Mann wie er versteckte Andeutungen durchschaute. Langsam wandte sie den Kopf und sah Zachary an. "Vielleicht."
    Er atmete scharf aus. "In welcher Hinsicht? Oder haben Sie das in einer knappen Woche noch nicht herausgefunden?"
    "Melanies Verhalten ist nicht so ... weiblich, wie es sein sollte."
    "Was soll das heißen?" spottete er. "Dass sie nicht so ist wie Sie?"
    "Nein, das ist sie nicht, und ..."
    "Kein Wunder! Sie wurde ja auch nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren oder in dem Glauben erzogen, dass der Rest der Welt nur existiert, um sie zu erfreuen."
    "Ich wollte sagen, dass sie auch nicht so sein soll wie ich oder jemand anders. Sie ist sie selbst, und sie ist ein reizendes Mädchen. Und was meine Kindheit betrifft, so kennen Sie mich zu wenig, um mich derart zu verurteilen, Zachary."
    "Ich merke es sofort, wenn jemand verzogen ist."
    Claire seufzte. "Was muss ich denn tun, damit Sie Ihre Meinung über mich ändern? Fußböden schrubben? Sie um Verzeihung bitten, weil ich übermüdet und gereizt war und daher nicht akzeptieren wollte, dass die von mir gebuchte Suite belegt war? Dann tue ich es hiermit. Tausendmal mea culpa!"
    Sie nahm seine behandschuhte Hand und küsste sie. "Ich würde Ihre Füße küssen, wenn ich es könnte, also muss das reichen."
    Wider Erwarten zog er seine Hand nicht zurück, sondern umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. "Sie müssen
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