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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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Kälte schien ihm nichts auszumachen, und er ging mit undurchdringlicher Miene neben ihr her.
    Claire hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. "Das Essen war ausgezeichnet", sagte sie.
    "Ja."
    "Das Rebhuhn war besonders lecker."
    "Hm."
    "Die Lichterketten in den Bäumen ..." Sie schlitterte ein bisschen, da es an dieser Stelle besonders glatt war. "... sind sehr hübsch, finden Sie nicht?"
    Er stieß einen unverständlichen Laut aus und seufzte verzweifelt. Das brachte sie auf die Palme.
    "Wie kommt es, dass Sie sich mit den anderen so angeregt unterhalten und mir so wenig zu sagen haben, Mr. Alexander?
    Bin ich so schlimm?"
    Zachary Alexander musterte sie von Kopf bis Fuß. "Ich hege keinerlei Gefühle für Sie, Miss Durocher, weder positive noch negative."
    Claire lachte. "Und auf dem Mond wachsen Rosen."
    "Glauben Sie, ich lüge?"
    "Vielleicht. Vielleicht haben Sie auch Angst vor mir."
    Jetzt lachte er ebenfalls. Es klang so spöttisch, dass sie zusammenzuckte. "Warum sollte ich Angst vor Ihnen haben?"
    "Weil ich Ihren Seelenfrieden störe", erwiderte sie schnell.
    "Weil ich Ihre Autorität infrage stelle und vor allem weil ich Sie ablenke. Sie tun so, als würden Sie mich nicht bemerken, aber Sie beobachten mich die ganze Zeit - wie eine Motte, die vom Licht angezogen wird."
    Diesmal klang sein Lachen echt. "Das bilden Sie sich ein, Miss Durocher."
    "Und Sie sagen ,Miss' zu mir, obwohl Sie alle anderen Gäste mit ihren Vornamen ansprechen."
    "Sie sagen ,Mister' zu mir", höhnte er. "Bedeutet das, dass Sie auch von mir angezogen werden wie die Motten vom Licht?"
    Inzwischen hatten sie das Haus erreicht. Die Verandastufen waren so glatt, dass Claire ausrutschte und das Gleichgewicht verlor. Und da Zachary Alexander im Grunde seines Herzens ein Gentleman war, hielt er sie fest.
    Doch er tat es offenbar nicht gern, denn er schob sie abrupt wieder weg. Daraufhin verloren sie beide das Gleichgewicht, stießen zusammen und landeten in dem tiefen Schnee, der neben dem Weg aufgehäuft war.
    Es tat überhaupt nicht weh, weil der Schnee ganz weich war und sie wie eine weiche Wolke umgab. Zachary Alexander versuchte aufzustehen, aber sosehr er sich auch bemühte, er fand keinen Halt.
    "Das haben Sie mit Absicht gemacht!" rief er wütend, als Claire kicherte.
    Sie setzte eine betroffene Miene auf. "Wie denn? Sie sind so groß und stark, und ich bin nur eine schwache kleine Frau! Sie schmeicheln mir, Zachary."
    Sie lagen so dicht zusammen, dass sein Atem ihre Wange streifte. So dicht, dass Claire sah, wie Zachary Alexanders Blick auf ihren Lippen ruhte.
    Eine seltsame Sehnsucht überkam Claire. In diesem Moment hätte sie Zachary Alexander seine Verdrießlichkeit verzeihen können und es vielleicht gewagt, ihm ihre verletzliche Seite zu offenbaren, wenn er ein wenig Zärtlichkeit gezeigt hätte.
    Doch er tat es nicht. Stattdessen rappelte er sich auf und erklärte unwirsch: "Sparen Sie sich die Masche für einen anderen Narren. Bei mir erreichen Sie damit nichts."
    "Zut!" rief sie und spuckte einen Mund voll Schnee aus. "Ich habe nur Spaß gemacht, verdammt! Ist das ein Grund, mich hier liegen zu lassen, damit ich erfriere? Selbst Sie würden so etwas nicht tun, oder?"
    Er atmete scharf aus, so dass sie sich einen Moment fragte, ob er sie vielleicht begraben würde, in der Hoffnung, dass niemand sie vor der Schneeschmelze im Frühling finden würde.
    Aber er bückte sich sichtlich frustriert, nahm ihre Hand und zog sie hoch, und zwar so schwungvoll, dass sie gegen ihn prallte.
    Eine kleine Ewigkeit standen Zachary und sie so dicht voreinander, dass sie selbst durch die dicke Kleidung seinen Herzschlag spürte. Oder war es ihr eigenes Herz, das Amok lief?
    Denn aus der Nähe war er noch schöner als aus der Ferne.
    Ich könnte es genießen, von ihm geküsst zu werden, dachte Claire verträumt und schmiegte sich an ihn. Wie schwer ihre Lider und ihre Arme und Beine plötzlich waren!
    Sein Mund war ihrem so nah, dass sein Gesicht ihr vor den Augen verschwamm. Fast glaubte sie, seine Lippen auf ihren zu spüren. Sie ging sogar so weit, die Hand zu heben, um seine Wange zu streicheln.
    Misstrauisch, wie er war, erkannte Zachary allerdings die Gefahr und wich zurück. "Warum mussten Sie hierher kommen?
    Warum sind Sie nicht in der Schweiz geblieben? Je weiter weg, desto besser."
    Claire zuckte zusammen. "Was haben Sie eigentlich gegen mich?"
    "Als wüssten Sie das nicht!" Eine tiefe Röte überzog seine Wangen. "Halten Sie sich von
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