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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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und duftete nach Tannen und Holzfeuer.
    Zach blieb einen Moment oben auf der Treppe stehen, um die friedliche Atmosphäre zu genießen. Dafür hatte er die letzten zwölf Jahre gearbeitet, und er würde sich das Weihnachtsfest durch nichts und niemanden verderben lasen.
    Am bequemsten erreichte man sein Haus über den Weg, der für die Besucher immer geräumt wurde, am schnellsten jedoch, wenn man die Abkürzung zwischen den Bäumen hindurch nahm.
    Im Vorbeigehen klopfte Zach an das Wohnzimmerfenster und rief: "Ich bin's nur, Schatz."
    "Warum bist du schon wieder hier?" fragte Mel, als sie ihn durch den Seiteneingang hereinließ. "Ich dachte, du wolltest im Hotel essen."
    "Ich habe dir was mitgebracht." Er stellte das Tablett auf den Küchentisch.
    "Nein danke." Sie warf kaum einen Blick darauf, sondern kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich wieder vor den Fernseher. "Ich hab schon gegessen."
    "Komm schon, Mel, sieh es dir wenigstens an", beharrte er, entschlossen, die Kluft zwischen ihnen nicht noch zu vergrößern.
    "Ich hab wirklich keinen Hunger, Dad." Mel deutete auf den leeren Teller neben sich. "Claire hat mir was von der Cocktailparty vorbeigebracht."
    "Und warum hielt sie das für nötig?" erkundigte er sich ruhig.
    "Sie hatte Mitleid mit mir, weil ich ganz allein war. Sie denkt, ich hab zu wenig Abwechslung."
    "Tatsächlich?" Sein Blutdruck stieg bedrohlich an. "Und denkt sie auch, du bist halb verhungert? Hat sie dir deswegen etwas zu essen gebracht?"
    Sie zuckte die Schultern. "Keine Ahnung."
    "Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du keine Fremden ins Haus lässt."
    "Sie ist keine Fremde, sondern meine Freundin."
    "Das kannst du gar nicht wissen. Du kennst sie doch kaum."
    "Das hat damit nichts zu tun, Dad. Mit manchen Leuten versteht man sich eben auf Anhieb."
    Junge! dachte Zach und strich sich hilflos durchs Haar. "Wir werden morgen darüber reden. Vorerst versprichst du mir, dass du heute Abend niemandem mehr öffnest. Ich komme nicht so spät zurück."
    Mel verdrehte die Augen. "Wahrscheinlich soll ich auch um neun im Bett liegen, oder?"
    "Wenn du so weitermachst, liegst du um acht im Bett."
    Plötzlich schimmerten Tränen in ihren Augen, und ihre Lippen bebten. "Andererseits", lenkte er daraufhin ein, "ist Weihnachten, und ich habe gesagt, dass du bis zehn aufbleiben darfst. Aber übertreib es nicht, okay?"
    "Okay, Daddy."
    Als Zach zum Hotel zurückkehrte, fragte er sich, ob es noch ein Wort im Englischen gab, das das Herz eines Mannes so erweichte wie das Wort "Daddy". Er würde alles für seine kleine Tochter tun. Doch er würde nicht tatenlos zusehen, wie die Wichtigtuerin von nebenan sich zwischen Mel und ihn drängte.
    Der Gesellschaftsraum leerte sich zusehends, weil die Gäste in den Speisesaal gingen, und er fing Claire Durocher gerade noch ab. "Einen Moment, Miss Durocher. Ich möchte Ihnen etwas sagen."
    "Wirklich?" fragte sie so überrascht, als könnte er nicht zwei Worte aneinander reihen.
    Aus der Nähe wirkte ihr Overall gar nicht mehr so gewagt, nur sehr ... hübsch. Zach räusperte sich. "Ja. Vor allem möchte ich wissen, warum Sie sich dazu bemüßigt fühlen, an der Erziehung meiner Tochter teilzuhaben."
    Sie hatte die außergewöhnlichsten Augen, die er je gesehen hatte. Groß, grau und von dichten Wimpern gesäumt, waren sie das Ausdrucksvollste in ihrem Gesicht.
    "Ich weiß nicht, was Sie meinen."
    "Dann lassen Sie mich noch deutlicher werden. Mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten ein, vor allem was Melanie betrifft."
    Claire Durocher blinzelte. "Weil ich Sie in meine Suite eingeladen habe oder weil ich meine vorzüglichen Horsd'oeuvres mit ihr geteilt habe?"
    "Beides", erwiderte er scharf.
    "Aber warum nur?"
    "Erstens ist es lächerlich, dass ein Gast sich verpflichtet fühlt, eine Veranstaltung zu verlassen, weil er sich um das Kind von jemand anders kümmern möchte. Und zweitens ..."
    "Ich bin aber nicht aus dem Grund gegangen. Ich hatte mein Umhangtuch vergessen und bin zurückgegangen, um es zu holen."
    Deswegen sah der Overall plötzlich anders aus! Das Umhangtuch, das sie sich über die Schultern gelegt hatte, bedeckte ihren gewagten Ausschnitt. "Verstehe", meinte Zach nur.
    "Tatsächlich?" Claire Durocher lachte. "Sie sehen mich so misstrauisch an, als befürchteten Sie, ich könnte Ihre Kleine verderben. Aber ich versichere Ihnen, dass es nur ein spontaner Einfall war, ihr etwas zu essen mitzunehmen, und ich bestimmt nicht vorhatte,
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