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Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

Titel: Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
Autoren: Ali McNamara
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O’Brien!«
    Ich! Ich! Johnny rief meinen Namen! Endlich würde ich meinen Oscar von einem meiner absoluten Lieblingsschauspieler überreicht bekommen und noch eine Menge mehr – so ließ mich zumindest der Blick hoffen, den er mir zuwarf, als ich in meinem Stella-McCartney-Kleid elegant auf ihn zuschwebte und dabei im Vorbeigehen die Gratulationen meiner lieben Mitnominierten entgegennahm. Das war der Grund, warum es Träume und Fantasien gab.
    »Scarlett«, rief er wieder, doch dieses Mal verwandelte sich seine Stimme in ein drängendes Flüstern. »Scarlett, beweg dich, oder ist dein Hintern auf diesem Stuhl festgeklebt? Das Stück ist aus !«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Das war nicht Johnny Depps Samtstimme, die mich sanft auf die Bühne rief. Es klang eher wie …
    O mein Gott! Ich riss mich von meinem Tagtraum los, schaute mich um und merkte, dass ich mich gar nicht in Hollywood befand. Zwar saß ich durchaus in einem Theater, doch es war keineswegs das Kodak Theatre in Los Angeles, sondern das Royal Shakespeare Theatre in Stratford-upon-Avon. Und die Person, die dort in Anzug und Krawatte stand und meinen Namen rief, war nicht der süße Mr. Johnny Depp, sondern mein Verlobter – David.
    »Ähm … Tut mir leid, David«, entschuldigte ich mich und sammelte schnell meine Habseligkeiten vom Boden auf. »Ich muss kurz eingenickt sein.«
    »Hmmm.« David warf mir einen seiner typischen Blicke zu. Zwar hatten seine Augen die gleiche Farbe wie die von Mr. Depp, doch leider war sein Blick keinesfalls mit dem zu vergleichen, den mir Johnny wenige Minuten zuvor zugeworfen hatte. »Wir reden später noch darüber«, warnte er mit gesenkter Stimme, als er sich zu mir beugte. »Jetzt müssen wir uns zuerst um ein paar andere Dinge kümmern. Dort drüben stehen zwölf japanische Geschäftsleute, die darauf warten, dass wir mit ihnen essen gehen. Wenn du nun also aus deiner Fantasiewelt zu uns zurückgekehrt bist, würde ich vorschlagen, dass wir uns unverzüglich um sie kümmern.«
    Zögerlich drehte ich mich nach rechts und erblickte eine Reihe tadellos gekleideter Asiaten, die jede unserer Bewegungen beobachteten. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Verdammt! Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass heute Abend für David alles glattlief. Warum konnte ich nicht ein einziges Mal das genießen, was in der Realität geschah, anstatt mich mal wieder in einer meiner Filmfantasien zu verlieren?
    Ich hatte mir Mühe gegeben – das hatte ich wirklich –, aber das passierte nun einmal stets dann, wenn ich mich langweilte. Und heute war es wirklich langweilig, ja geradezu sterbenslangweilig gewesen.
    Ich hatte den Abend in der ersten Reihe des Theaters inmitten eines Dutzends japanischer Geschäftsleute verbracht; David hatte irgendwo versteckt zwischen ihnen gesessen. Auf der Bühne vor mir starben andauernd Leute, und die meiste Zeit über wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte mich zu ihnen gesellt.
    Während sich vor meinen Augen die Geschichte von König Lear entfaltete, füllte sich mein Kopf mit Fragen wie Das kann doch nicht etwa noch länger dauern, oder? , Verstehen die Japaner das Stück überhaupt, oder grinsen und nicken sie nur aus reiner Höflichkeit? und – das war die Frage aller Fragen – Verfüge ich über genügend Filmfantasien, um damit eine ganze Shakespeare-Tragödie zu überstehen?
    Ich hatte gehofft, dass meine erste Berührung mit einem echten Shakespeare-Stück dem Film Shakespeare in Love ähneln würde. Wenn Joseph Fiennes oder Ben Affleck oben auf der Bühne gestanden hätte, wäre alles wenigstens einen Hauch interessanter gewesen. Obwohl ich – wohlgemerkt – schon immer meine Probleme damit hatte, dass Colin Firth in diesem Film den Bösewicht verkörperte. Für mich würde Colin immer der Gute sein, ganz gleich, in welchem Streifen er auch mitspielte.
    Zunächst hatte ich versucht, mir auf der Bühne verschiedene Filmhelden in Strumpfhosen vorzustellen, doch damit verging die Zeit auch nicht schneller, denn für Männer in Strumpfhosen hatte ich noch nie etwas übriggehabt – selbiges galt auch für bekannte Superhelden. Schließlich hatte ich mir ausgemalt, wie Johnny Depp in einem Shakespeare-Kostüm aussehen würde, doch er hatte sich ganz schnell in Captain Jack Sparrow verwandelt, womit sich ganz gut ein paar Minuten überbrücken ließen.
    Als wir nach der Pause auf unsere Sitzplätze zurückgekehrt waren, hatte ich mir meinen Paradeauftritt bei der
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