Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)

Titel: Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
Autoren: Ali McNamara
Vom Netzwerk:
Oscar-Verleihung durch den Mittelgang des Theaters vorgestellt. Das war etwas, was ich jedes Mal nach dem Ende eines Kinofilms tat: Wenn ich die Treppe hinunterging, während vorne auf der Leinwand noch der Abspann lief, stellte ich mir vor, dass mein Name gerade als Oscar-Gewinnerin genannt worden war. Normalerweise gewann ich in der Kategorie Beste Schauspielerin, doch manchmal variierte dies. Gelegentlich gewann ich auch den Oscar für das beste Drehbuch oder so. Meist überreichte mir Will Smith die Trophäe; wenn ich mich an jenem Tag jedoch besonders über David geärgert hatte, dann bekam ich sie entweder von Brad Pitt oder von Johnny Depp, der anschließend mein Herz im Sturm eroberte, indem er mir gestand, dass er nicht nur schon seit vielen Jahren ein großer Bewunderer meiner Arbeit sei, sondern auch total auf mich stehe.
    Just in dieser Fantasie befand ich mich, als David mich auf frischer Tat ertappte.
    Niemand hat Verständnis für meine Film-Vorliebe. Ich glaube, nicht einmal ich kann genau begründen, warum ich das Kino so sehr liebe. Man hätte meinen können, es sei genetisch bedingt – eine Eigenschaft, die mir von Beginn an in die Wiege gelegt worden war. Aber mein Vater interessiert sich nicht fürs Kino. Ich kann mich nicht entsinnen, dass er sich schon einmal einen Film im Fernsehen angeschaut, geschweige denn, dass er für einen Kinobesuch Eintritt gezahlt hätte. Meine Mutter habe ich nie kennengelernt.
    Aber David reagiert für gewöhnlich eigentlich recht gelassen darauf. Mit meinem »Unsinn«, wie er es gern bezeichnet, kommt er ganz gut zurecht, solange er im Fernsehen seine Naturdokumentationen oder diese Handwerkersendungen anschauen kann, von denen er seit geraumer Zeit geradezu besessen ist. Tatsächlich nimmt unsere Sky+-Box seit Monaten nur noch Do-it-yourself-Sendungen auf, genauer gesagt, seitdem wir gemeinsam ein Haus gekauft haben – einen Altbau, der dringend renoviert werden musste – und David beschlossen hat, aus Sparsamkeitsgründen sämtliche Arbeiten allein zu erledigen.
    Was auch absolut in Ordnung gewesen wäre, wenn David ein Handwerkertyp wäre. Statt Bob, der Baumeister, war mein David aber leider eher ein SpongeBob Schwammkopf, was die Renovierungsarbeiten in einem Haus anbelangte, das man wohl besser von seinem Leiden erlöst hätte, wäre es ein notleidendes Tier gewesen.
    Die heutigen Bemühungen, seine japanischen Geschäftspartner zu beeindrucken, waren Davids Idee gewesen – bisher hatte er mich noch nie in seine geschäftlichen Angelegenheiten miteinbezogen. Da wir nun aber bald verheiratet sein würden, fand David, dies müsse sich jetzt ändern. Kurzerhand hatte er erklärt, er würde es begrüßen, wenn ich ihn von nun an bei Geschäftsessen begleitete. Demnächst, wenn das Haus erst einmal fertig sei, müsse ich mich darauf einstellen, Geschäftspartner und Kunden auch zu Hause zu empfangen.
    Darüber machte ich mir jedoch keine großen Sorgen. Bei der Geschwindigkeit, die David bei den Renovierungsarbeiten an den Tag legte, rechnete ich nicht damit, innerhalb der nächsten JahrzehnteGäste zu empfangen. Zumindest nicht, solange David nicht der Meinung war, sie damit beeindrucken zu können, auf einem umgedrehten Eimer oder einer Black-&-Decker-Werkbank zu dinieren.
    »Mein Exfreund war genauso«, grübelte Oscar und beugte sich auf dem Sofa vor, um sich einen Keks zu nehmen. »Sein Haus sah immer aus wie eine Müllhalde. Das war nicht zum Aushalten! Immer, wenn ich bei ihm war, habe ich die ganze Zeit damit zugebracht, dort aufzuräumen.«
    »Na ja, vielleicht habe ich ein wenig übertrieben – so schlimm ist es nun auch wieder nicht.« Ich nahm einen Schokoladenkeks von dem Teller, den Oscar mir anbot. »Trotzdem habe ich mich mit einem Brief an die BBC gewandt und den Sender darin gebeten, uns ein Handwerkerteam aus diesen Renovierungssendungen vorbeizuschicken.«
    »Und – was ist passiert?«
    »Nichts. Vielleicht haben sie die Sendung mittlerweile eingestellt. Ich bezweifle ohnehin, dass sie komplette Häuser renovieren.«
    Oscar musste lachen. »Das ist der Vorteil, wenn man jemanden hat, der die ganze Arbeit für einen erledigt.« Bewundernd ließ er den Blick durch sein makelloses Heim schweifen. »Obwohl – diese knackigen Bauarbeiter können gern jederzeit bei mir auf der Matte stehen und mit ihrem Werkzeug spielen. Ich mag diesen wilden Allzeit-bereit-Look, den sie ausstrahlen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher