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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution
Autoren: U. Kutschera
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Mal das Wort
Evolution
, ein Begriff, den sie allerdings in späteren Schriften gelegentlich verwendet haben. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der Begriff
Spezies
(Art) von keinem der beiden Autoren in dieser Doppel-Veröffentlichung exakt definiert wurde (Darwin und Wallace 1858).
    Charles Darwin veranlasste auf Empfehlung seiner Freunde Charles Lyell (1797 – 1875) und Joseph Hooker (1817 –1911), dass die Manuskripte nacheinander auf einer Tagung der
Linnean Society of London
vorgelesen wurden. Am 1. Juli 1858 wurden dann alle drei Manuskripte vorgetragen: zwei unpublizierte Auszüge aus Darwins Handschriften-Archiv sowie der Ternate-Essay von Wallace. Die Tagung wurde von 30 Personen besucht – Wallace und Darwin waren abwesend, der Erstere wegen einer Erkrankung und der Letztere wegen des Todes seines zehnten Kindes (Charles Waring, 1856 –1858) (Abb. 1.4).
    Nach dem Verlesen der drei Artikel, die kurz darauf im Druck erschienen sind (Abb. 1.9), kam es zu keiner Diskussion |44| im Vortragssaal. Weder der Präsident der
Linnean Society
noch einer der Anwesenden hatte bemerkt, dass diesmal etwas Außergewöhnliches vorgetragen worden war. Im darauf folgenden Mai (1859) wurde vom Präsidenten dieser Wissenschafts-Society rückblickend bemerkt, dass »im letzten Jahr keine besonderen Entdeckungen« abgehandelt wurden. Erst die im November 1859 im Druck erschienene Buchfassung von Darwins Thesen-System (
On the Origin of Species
, Originaltitel s. Abb. 1.11) löste in bibeltreuen Kreisen die bekannte öffentliche Anti-Darwin-Reaktion aus, die bis heute anhält (Kutschera 2004, 2007 a, 2008 a).
    Abb. 1.12: Das Darwin-Wallace-Prinzip der natürlichen Selektion, dargestellt in einem englischsprachigen Original-Beitrag. Der Aufsatz wurde wegen der eindrucksvollen Graphik, die das Ungleichgewicht in der Bedeutung von Wallace und Darwin veranschaulicht, reproduziert (nach Kutschera, U.:
Nature
453, 27, 2008).

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Spiritismus contra Wissenschaft: Das Darwin-Wallace-Prinzip der natürlichen Selektion
    Warum wurden die Arbeit von Wallace (1858) sowie seine diesbezüglichen Buchveröffentlichungen (Wallace 1889 u. a. Werke) bis heute als zweitrangige Leistungen angesehen? Anders formuliert , warum hat sich der im 19. Jahrhundert eingeführte Begriff
Darwinismus
bis heute erhalten, während kein Biologe vom »Wallaceismus« spricht? Zwei offensichtliche Gründe können angeführt werden: der große Erfolg von Darwins 1859 erschienenem »Artenbuch« und die Tatsache, dass Wallace die Priorität von Darwin immer anerkannt hatte. So gebrauchte er z. B. das Wort Darwinismus als Synonym für »die Darwinsche Theorie der natürlichen Selektion« und trug hiermit zu dessen Verbreitung bei. Die Hinwendung des Forschungsreisenden A. R.Wallace zum Spiritismus (und somit zur Esoterik) war jedoch der entscheidende Faktor. Wallace verteidigte ab 1864 das später als Betrug entlarvte »Tischerücken« und andere angeblich übernatürliche Wunder gegen rationale Argumente.
    Das folgende wenig bekannte Zitat soll die Ablehung verdeutlichen , der Wallace dennoch ausgesetzt war. Der bedeutende deutsche Zoologe Ernst Haeckel (1834 – 1919), der u. a. als Begründer der Stammbaum-Analytik (
Phylogenetik
) und der evolutionären Embryologie (
Entwicklungsbiologie
) in die Geschichte der Biologie eingegangen ist, bewertete in einem seiner Hauptwerke |45| die wissenschaftlichen Leistungen von A. R. Wallace bezüglich seiner Mit-Entdeckung des Selektionsprinzips wie folgt: »Unabhängig von Darwin war auch sein jüngerer Landsmann, der berühmte Reisende Alfred Wallace, auf denselben Gedanken gekommen. Doch hat er die artbildende Wirksamkeit der natürlichen Züchtung bei Weitem nicht so klar erkannt und so allseitig entwickelt wie Darwin. Immerhin enthalten die Schriften von Wallace (insbesondere über Mimikry usw.) manche hübsche originale Beiträge zur Selektions-Theorie. Leider ist dieser talentvolle Naturforscher später geisteskrank geworden und spielt jetzt nur noch als Gespensterseher und Geisterbeschwörer eine Rolle in den spiritistischen Schwindel-Gesellschaften von London« (Haeckel 1877). Dieses Urteil zeigt, dass die Hinwendung zum Spiritismus den Ruf des Naturforschers Wallace bereits zu Lebzeiten massiv untergraben hatte (Abb. 1.12).
    Ein Beispiel aus unserer Zeit möge diese Schlussfolgerung verdeutlichen . Ein ehemaliger Forschungsleiter für Zellbiologie, Rupert Sheldrake (geb. 1942), hatte
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