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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution
Autoren: U. Kutschera
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sich, nach einer soliden Karriere als Fachwissenschaftler, ab ca. 1982 gewissen esoterischen Lehren zugewandt und in Sachbüchern u. a. den »Siebten Sinn der Tiere« sowie imaginäre »Morphische Felder« beschrieben. Sheldrakes Thesen sind bis heute durch keinerlei empirische Fakten belegbar. Durch diese und andere populär-»wissenschaftliche « Ausführungen hat Sheldrake seinen Ruf als ernst zu nehmender
Scientist
verspielt. Seine Bücher werden in der naturwissenschaftlichen Fachliteratur daher nicht mehr diskutiert. Um die Leistungen von A. R. Wallace auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie gebührend anzuerkennen und somit den Naturwissenschaftler zu rehabilitieren, wurde vorgeschlagen, den Begriff »Darwinismus«, der eher an eine politische Ideologie als ein wissenschaftliches Konzept erinnert, durch »Darwin-Wallace-Prinzip der natürlichen Selektion« zu ersetzen (Kutschera 2008 b). Der betreffende illustrierte Kurzbeitrag im Wissenschaftsmagazin
Nature
ist in Abb.1.12 reproduziert; das Schema in Abb. 1.13 fasst die wesentlichen Inhalte dieses Naturgesetzes in den umständlichen Worten ihrer Urväter zusammen.
    Nach diesem kurzen historischen Abriss zu Leben und Werk von Charles Darwin (Abb. 1.2, 1.5) und Alfred Russell Wallace |46| (Abb. 1.7) wollen wir im nächsten Kapitel die Geschichte der Evolutionsbiologie verlassen und einen Exkurs in das Gebiet der
Wissenschaftstheorie
vornehmen. Die dort zusammengetragenen Informationen sind allgemein verständlich bis populär geschrieben, da es mir darum ging, den Unterschied zwischen Tatsachen (Fakten) und erklärenden Interpretationen (Hypothesen , Theorien) an möglichst vielen Beispielen zu verdeutlichen sowie das populäre »Zufallsargument« zu widerlegen.
    Abb.1.13: Die zentralen Aussagen des Darwin-Wallace-Prinzips der natürlichen Selektion, basierend auf der Original-Doppelveröffentlichung aus dem Jahr 1858 (s. Abb.1.9) in sinngemäßer Übersetzung.

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|47| 2. Tatsachen, Theorien und der Zufall in der Biologie
    Wir wollen dieses abstrakte Thema zur Veranschaulichung mit einem Ereignis aus dem realen Leben einleiten. An einem späten Nachmittag fährt bei tief stehender (blendender) Sonne in einer deutschen Großstadt eine 80-jährige Frau beim Beschleunigen mit ihrem Auto gegen einen sperrig geparkten Lastkraftwagen : Es knallt heftig – Tauben fliegen auf, zwei Hunde bellen, Schulkinder, die am Straßenrand warten, schreien vor Entsetzen ; zahlreiche erwachsene Passanten sind schockiert und laufen sofort zum Unfallwagen. Nachdem Polizei und Krankenwagen den Unfall sowie das Opfer inspiziert haben, steht fest, dass nur ein erheblicher Blechschaden entstanden, jedoch kein verletzter Mensch zu beklagen ist. Die alte Dame war angeschnallt und kam mit einigen blauen Flecken, einer kaputten Brille und einem Schock davon. Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer wurden nicht beeinträchtigt.
    Im Protokoll der Polizei steht am nächsten Tag das Folgende: »Würzburg, Sanderring, Höhe Universität, 25. Juli 2001 – um 16.22 Uhr rammte eine pensionierte Beamtin (Lehrerin, 80 Jahre alt) bei einer Anfahrgeschwindigkeit von etwa 25 km/h einen parkenden Lkw. Der Personenkraftwagen (VW Polo, Baujahr 1994) musste wegen eines Blech- und Betriebsschadens abgeschleppt werden. Personen wurden nicht verletzt.« Fünf Unfallzeugen (erwachsene Würzburger Bürger, die am Straßenrand standen) wurden verhört; obwohl es geringfügige Unterschiede im nacherzählten Unfallverlauf gibt, sind die Angaben in den fünf niedergeschriebenen Protokollen nahezu gleich lautend .
    Was hat diese Geschichte aus dem realen Leben mit dem Thema »Evolution« zu tun? Obwohl der 25.7.2001 lange verstrichen ist, gibt es niedergeschriebene Zeugenberichte (
Dokumente
) über ein Ereignis, welches tatsächlich stattgefunden hat. Der Unfallwagen ist heute längst hergerichtet, die Brille |48| ersetzt, die blauen Flecken der Fahrerin verheilt. Dennoch zweifelt niemand daran, dass der Unfall in der Tat stattgefunden hat: Die Lkw-Rammung am 25.7.2001 ist eine dokumentierte
Tatsache
(d. h. ein
Faktum
). Die Ursache dieses »historischen Ereignisses« (Auffahrunfall) ist hingegen nur auf Grundlage von Zeugenaussagen rekonstruierbar: Alle fünf Protokolle unterstützen die Hypothese, dass die alte Dame bei überhöhter Anfahrgeschwindigkeit und blendendem Sonnenlicht einen halb auf der Straße geparkten Lkw gerammt hatte. Diese »Sonnen-Blend-Theorie« des Auffahrunfalls ist somit ein
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