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Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten

Titel: Tatort Oslo - Unehrlich waehrt am laengsten
Autoren: Knut Krueger
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bei der Polizei?«, fragte Franziska.
    »Kripo.«
    »Wow!«
    Was Franziska vor allem auffiel, war Alexanders lässige Sprechweise. Die Worte schienen ihm wie zufällig aus dem Mund zu purzeln. Als führe er ein entspanntes Selbstgespräch, während er neben ihnen her schlurfte und seinen abgewetzten Lederbeutel, der ihm als Schultasche diente, am Zeigefinger über der Schulter trug. Hin und wieder strich er sich mit einer beiläufigen Bewegung die halblangen braunen Haare aus der Stirn.
    »Und ihr?«, fragte Alexander, als sie im milden Nachmittagslicht in die Gyldenløves gate einbogen. »Ich meine, wieso seid ihr eigentlich hierher gezogen?«
    »Meine Mutter … also unsere Mutter«, begann Lukas. »Sie ist Augenärztin«, fuhr Franziska fort und nickte dann einfach, als wäre das eine ausreichende Erklärung. Alexander blickte sie fragend an.
    »Sie arbeitet hier in einem Ärztehaus und findet alles viel besser als in Deutschland, auch die Schule«, erklärte Lukas.
    »Ja, so brillante Lehrer wie Mørk gibt’s bestimmt nur hier«, entgegnete Alexander trocken.
    »Na ja, sie meint, dass wir hier alle weniger Stress hätten«, sagte Lukas. »Also eigentlich wollte sie schon immer nach Norwegen«, fügte er hinzu.
    »Und – wolltet ihr das auch?«, fragte Alexander.
    Lukas zuckte die Schultern. Franziska biss sich auf die Lippe. Dann sagte sie mit plötzlicher Heftigkeit: »Also ich geb ihr noch ein halbes Jahr, dann ziehen wir wieder zurück!«
    »Wohin?«
    »Nach München«, antworteten beide wie aus einem Mund.
    Alexander hätte sich gern erkundigt, wo denn ihr Vater sei, doch vielleicht war das eine heikle Frage, also ließ er es bleiben. Mittlerweile waren sie in der Odins gate vor einem viergeschossigen Backsteinbau mit hohen Fenstern und prachtvoll verzierten Balkongittern stehen geblieben. »Also hier wohnen wir«, sagte Lukas und legte den Kopf in den Nacken. »Im dritten Stock.«
    »Schicke Hütte«, bemerkte Alexander.
    »Ja, ist ganz okay«, entgegnete Franziska.
    »Tja dann … nehme ich jetzt den Bus auf die Insel. Gleich da vorne ist die Haltestelle«, sagte Alexander und zeigte in Richtung Bygdøy allé.
    »Du wohnst auf einer Insel?«, wunderte sich Lukas.
    »Halbinsel, um genau zu sein. Aber eigentlich kommt einem Bygdøy wie eine richtige Insel vor. Wenn ihr mich mal besuchen kommt, dann zeige ich euch das Strandbad und die Paradiesbucht. Das ist der schönste Strand der Welt, nur die Palmen muss man sich dazudenken.«
    Franziska warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Hier muss man sich fast alles dazudenken, dachte sie grimmig, bevor sie von einem sonderbaren Gefühl der Erleichterung ergriffen wurde. Der Gedanke, der seit Wochen in ihr Gestalt angenommen hatte, war nach diesem ersten Schultag zum festen Vorsatz geworden: Sie würden wieder nach Hause zurückziehen, koste es, was es wolle.
    »Aloha!«, sagte sie und hob die Hand zum Gruß, ehe sie die Tür aufschloss und im Hauseingang verschwand. Lukas schlurfte hinter ihr her. »Mach’s gut, Alexander!« Dann wurde auch er vom Dunkel des Treppenhauses verschluckt.

Kapitel 2
    »Ich verstehe einfach nicht, wie die Leute so leichtsinnig sein können«, sagte Ohlsen, während er sich eine Handvoll Krabben auf den Teller schaufelte. »Die hängen ihre Adressaufkleber offen an die Gepäckstücke, bevor sie in Urlaub fliegen. Und wenn sie wiederkommen, wundern sie sich, dass ihnen jemand die Bude ausgeräumt hat.«
    »Vielleicht solltet ihr mal eine Warnung an die Bevölkerung rausgeben«, schlug seine Frau Katja vor, nippte an ihrem Weißwein und blinzelte in die Abendsonne, die ihre Tafel auf der Veranda in sanftes Licht tauchte.
    »Alles längst passiert, nützt aber nichts.« Ohlsen befreite die ersten Krabben im Handumdrehen von ihrer Schale. »Erst gestern hat eine Familie, die aus Teneriffa zurückkam, den Schock ihres Lebens bekommen. Alle elektrischen Geräte waren verschwunden, Musikanlage, Fernseher, Espressomaschine und so weiter. Dafür haben die Einbrecher in der Küche eine Tafel Schokolade und einen Computerausdruck hinterlassen, auf dem stand: Willkommen zu Hause! Ist das nicht eine unglaubliche Frechheit?«
    »Ziemlich teurer Urlaub«, bemerkte Alexander und beträufelte sein Krabbenbrot mit Zitronensaft.
    »So kann man’s auch sehen. Aber irgendwann kriegen wir die beiden. Gibst du mir mal die Mayonnaise?«
    »Wieso die beiden ?«, wollte Katja wissen.
    »Weil solche Einbrüche in der Regel zu zweit verübt werden. Man will die
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