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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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hört, bleibt er einen Moment stehen, bedeutet ihr vorzugehen. „Ja bitte, Kopitzki? Sie wollen mir gratulieren? Danke. Wo sind Sie eigentlich? Ach, Sie sind nicht durchgekommen. Ja, verstehe, Sie sind aufgehalten worden. Was? Karl? Der Laster? Wie konnte das passieren?“ Eine Weile lauscht er still, hält sich dabei das andere Ohr zu. Die Nachricht breitet sich dumpf in seiner Magengrube aus. Sein neuer Truck und noch schlimmer, der Karl, einer seiner besten Fahrer. Die Frau, die Kinder – großer Gott. Er merkt gar nicht, dass er reglos dasteht. Dann stammelt er: „Es tut mir leid, können Sie …?“ Und kurz darauf: „Vergessen Sie’s. Ich werde sehen …“
    Er möchte auflegen, sich überlegen, was zu tun ist, aber er ist nicht schnell genug. Kopitzkis Stimme belästigt ihn weiter mit diesem schleimigen, unterwürfigen Timbre, das die Verschlagenheit nicht verleugnen kann.
    „Herr Ochshammer, bedauerlicherweise ist dies nicht die einzige schlechte Nachricht. Eigentlich wollten wir, Rottler und ich, Sie erst morgen damit belasten. Aber nachdem Sie jetzt das Wiesn-Wirt-Mandat an Land gezogen haben, meinte Rottler, es wäre eventuell nützlich für Sie, alles zu wissen. Sie könnten dann die Lage besser sondieren und gleich wertvolle Kontakte aufbauen, die Ihnen helfen …“
    „Sagen Sie, Kopitzki, was reden Sie da? Sie teilen mir mit, dass mein bester Fahrer tödlich verunglückt ist und mein neuester Truck nur noch Schrott und faseln etwas von nützlich und sondieren. Was soll das? Verstehe ich Sie falsch oder gar nicht? Reden Sie endlich Klartext, Mann.“ Ochshammer kann seinen Ärger nicht verbergen.
    „Lassen Sie sich nicht ärgern“, meint eine Frau vom Tisch, an dem er steht, und will ihm einen Bierkrug reichen. Er sieht unterhalb der Bühne die Regieassistentin ungeduldig mit den Armen rudern, winkt ab und tritt ein wenig zur Seite. „Was gibt es noch?“ fragt er unwirsch.
    „Ärger mit der Versicherung für den Laster, die Policen sind nicht ordnungsgemäß abgeschlossen worden, warum und wieso konnten wir noch nicht klären. Ein unglückliches Zusammentreffen, weil dadurch für die ausgefallenen Lieferungen eine Konventionalstrafe in ziemlicher Höhe auf die Firma zukommen wird. Rottler meinte, das wäre nicht so ohne Weiteres wegzustecken. Die Finanzierung Ihrer Kandidatur hat die meisten flüssigen Mittel abgezogen. Es wird wohl unumgänglich sein, Fremdkapital reinzunehmen. Am besten wir besprechen das morgen.“ Kopitzki lässt keinen Zweifel daran, dass er jetzt seinen Trumpf ausgespielt hat. Ochshammer flucht, möchte erneut das Gespräch beenden, doch zwingt sich nachzufragen. „Fremdkapital?“
    „Die Firma ist nicht liquide genug, alles auszugleichen. Ein Teil des Stammkapitals wurde zur Gewinnmaximierung etwas spekulativer angelegt, und wenn wir das jetzt so plötzlich flüssigmachen müssen, schließt dies nun mal auch Verluste ein. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wir haben schon eine finanzkräftige Investorengruppe an der Hand. Natürlich werden Bedingungen gestellt …“
    Ochshammer schnappt nach Luft. Mit einem Ruck klappt er das Handy zu. Er lehnt sich gegen die halbhohe Balustrade, ein Stich fährt ihm durch die Brust.
    „Ist Ihnen schlecht? Kommen Sie, setzen Sie sich“, fordert ihn eine der Bedienungen auf und drückt ihn auf eine Bank. Eine Minute später steht ein Glas Wasser vor ihm. Er trinkt automatisch. Das kühle Nass kurbelt seinen Kreislauf an und bringt wieder Blut in sein Gehirn.
    Man hat ihn reingelegt. Wie ein blutiger Anfänger ist er ihnen auf den Leim gegangen, hat sich hofieren lassen, sich in diesem ganzen Talmiglanz gesonnt, diesem Gefasel Glauben geschenkt, sich … Er hätte auf sein Bauchgefühl vertrauen müssen. Mit Gisela wäre ihm das nicht passiert, sie hätte sofort erkannt, dass … Wenn sie noch da wäre … „Du bist ein Hornvieh“, würde sie wohl sagen. Recht hätte sie. Die Kapelle spielt einen Walzer. Vor seinen Augen taucht der alte, kleine Bauernhof seiner Eltern im Bayerischen Wald auf, er hört die Kühe abends leise brüllen, sieht sich als Bub beim Wurstmachen helfen. Der Hof, ja. Er wird lieber auf den Hof gehen und dort im Kleinen wirtschaften als unter den Kopitzkis und Rottlers zuzusehen, wie rumgepfuscht wird, wie er zur lächerlichen Figur gemacht wird, zu der er sich beinahe schon selbst gemacht hatte.
    Die Regieassistentin steht plötzlich neben ihm. „Bitte, Herr Ochshammer, schnell. Claudia ist
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