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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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gibt es Riesenunterschiede. Selbst wenn Du es jetzt noch nicht glauben solltest: Auch wir sind Individuen wie Deine Künstler!
    Deine Erzählungen über meine Mitwettbewerber haben mich beeindruckt. 21 Zuschriften! Das ist schon toll. Du hattest ja richtig Auswahl! Davon können viele Damen nur träumen! Aber der Text Deiner Anzeige war auch anders, eben besonders lebendig.
    Mit dem üblichen Anzeigen-bla-bla wie ›bedeutend jünger aussehend, parkettsicher‹ und sonstigem Gedöns holt doch eine Frau keinen Mann mehr hinter dem Ofen hervor! Am oberflächlichsten in den Anzeigen ist immer die Aufforderung ›BmB‹ (Bitte mit Bild). Das finde ich infantil und präpubertär. In unserem Alter sind doch Esprit, Bildung, Herzlichkeit und Aufrichtigkeit Basis der Zuneigung oder Liebe.
     
    Dass die Männer Dir schon beim ersten Gespräch zwei-/eindeutige Andeutungen machten, erstaunt mich einerseits, andererseits kann ich sie verstehen. Beim ersten Telefongespräch oder Treffen aber bereits mit Anzüglichkeiten vorzupreschen, ist natürlich stillos und zeigt wenig Einfühlungsvermögen.
    Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass gerade ältere Damen – vielleicht aus Torschlusspanik oder aus spät erwachter sexueller Lust (keine Angst mehr vor Schwangerschaft) von Gesprächen mit pornografischem Inhalt sehr ›angetörnt‹ werden können.
    Jedenfalls bin ich glücklich, aber auch stolz, dass ich 20 Kameraden aus dem Feld geschlagen habe – na ja, zumindest vorläufig!
    Liebevolle Grüße
    Dein Maximilian
     
    PS: Ich weiß: Rot wirst Du ja nicht, aber ganz dunkel-tief-rosa und das mehrfach! Dies ist meine Lieblingsfarbe!
     
     
    28. März – 20:21 Uhr
    Caro Cavaliere,
    heute wurde mein PC endlich repariert und ich kann wieder mailen! – Es war schön mit Dir im Schlosspark. Morgen ist Natalias Konzert und nach und nach treffen nun die Musiker zum Proben bei mir ein.
    Pornografische Witzchen, sexuelle Anspielungen kenne ich seit meiner Jugend vorwiegend von ›älteren Herren‹. Ich weiß auch, dass sie Stammtische erheitern. Nichts für mich. Und was Deine Erfahrung mit älteren Damen betrifft: Wie viel ältere Damen kennst Du denn, die von Gesprächen mit pornografischem Inhalt ›sehr angetörnt‹ werden? Berichte mir doch mal von Deinen Erfahrungen!
    Von den 20 Herren hatte ich fünf ausgesucht und mit ihnen telefoniert. Ein Opernsänger (66), ein Filmregisseur (67), ein Bankdirektor (58), ein Theologe (61) und ein Ingenieur (62). Ich gebe Dir mal das Gespräch mit dem Filmregisseur wieder:
    Ich: »Sie haben auf meine Anzeige geantwortet, und ich möchte mich bedanken und ein wenig mit Ihnen plaudern.«
    Er: »Ja, das freut mich aber! Neu in Berlin, nicht wahr? Und wie gefällt es Ihnen?«
    »Sehr. Ich liebe Berlin, bin ganz beeindruckt von der Lebendigkeit und Buntheit und dem kulturellen Angebot dieser Stadt. Drei Opernhäuser! Die vielen Straßencafés …«
    »Ich zeige Ihnen gerne mehr. Wissen Sie, ich freute mich sehr darüber, dass Sie Pianistin sind. Deshalb habe ich Ihnen eigentlich auch geschrieben. Ich liebe Musik, aber stellen Sie sich vor, ich habe einen Enkel, der Kleine ist erst fünf, und ich muss ihm immer eine CD einlegen, und dann sagt er zu mir: »Aber Opa, nur Bach.« Ist das nicht außergewöhnlich?
    Und dann setzt er sich auf die oberste Treppenstufe und hört zu, hält die Kopfhörer ganz fest, als hätte er Angst, man könne sie ihm wegnehmen. Das ist doch ungewöhnlich. Nicht wahr?«
    Ehrlich gesagt war ich nicht wirklich an der Außergewöhnlichkeit dieses Enkels interessiert, wollte ja etwas von ihm hören, aber aus Höflichkeit antwortete ich:
    »Ja, das ist schon nicht alltäglich. Lernt er denn schon ein Instrument?«
    »Nein, noch nicht. Wo wohnen Sie denn in Berlin?«
    »In Charlottenburg.«
    »Ja, das ist ja fantastisch! Wir wohnen am Richard-Wagner-Platz, ein Katzensprung zu Ihnen! Sagen Sie mir doch, meine Liebe, unterrichten Sie denn auch?«
    »Nur in seltenen Fällen.«
    »Würden Sie denn meinen Enkel unterrichten wollen, ich meine … in Zukunft? Wissen Sie, ich hatte als Knabe auch Klavierunterricht. Meine Lehrerin war … äh … ich wollte immer mal einen Film über sie drehen … äh … ja, sie bot Fülle, war Fülle, wenn ich so sagen darf. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Also Fülle. Eine Frau muss Fülle haben. Sie muss durch und durch Frau in der Fülle sein. Das meine ich. Meine Klavierlehrerin trug braune Angorapullover, und da
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