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Tastenfieber und Liebeslust

Titel: Tastenfieber und Liebeslust
Autoren: Elke Mascha Blankenburg
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zeichneten sich die Rundungen so weich und wunderbar ab. Können Sie sich das vorstellen? Ich meine, sehen Sie diesen Film vor sich ablaufen?«
    »Trug sie Röcke oder Hosen?«
    »Schwingende Röcke, sie hatte wohl zu starke Beine für Hosen. Sagen Sie, meine Liebe, die Rundungen, von denen ich sprach, sind sehr wichtig für mich. Sie wiegen ja nur 60 kg, wie Sie schrieben. Ist da denn etwas da … äh … ich meine zum Festhalten, wenn ich so sagen darf, zum Liebhaben, zum Drücken, wenn Sie mich verstehen?
    »Was meinen Sie denn genau?«
    »Sehen Sie, die Fülle einer Loren oder Eckberg, die meine ich. Mit einer schlanken, sagen wir dünnen Frau kann ich nichts anfangen. Das kommt für mich nicht infrage. Ich brauche etwas zum Anfassen. Da würde ich auch gerne mal einen Film drüber machen. Dünne Frauen sind ja meistens auch so streng. Wie stark ist denn Ihre Oberweite?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe sie das letzte Mal gemessen, als ich 15 war.«
    »Aber dann sagen Sie mir doch wenigstens: Ist da Fülle?«
    »Ja«, antwortete ich, »Fülle und Reife«, und legte auf.
    Der Opernsänger zählte gnadenlos die 50 Partien auf, die er in 45 Jahren gesungen hatte und fragte mit keinem Wort nach meiner künstlerischen Laufbahn. Außerdem wollte er eine ›Frau an seiner Seite‹ in Herdecke, wo er schon seit 38 Jahren lebt. Ich solle zu ihm ziehen, etwas anderes hätte für ihn gar keinen Sinn. Madonna mia!
    Der Bankdirektor sprach klar und langsam, fand meine tiefe Stimme ›hocherotisch‹ und atmete schwer.
    Der Ingenieur hatte eine Hundehaarallergie, und ich habe doch meinen Claudio!
    Der Theologe hielt lang ausschwingende Reden über die ›Ohnmacht des Menschen‹ und nicht endende Vorträge über ›Die Faszination der Hingabe und Auslieferung des Individuums an den Augenblick, das NU‹.
     
    So, mein lieber Herr Erfinder, Sie sehen, die, die Sie aus dem Feld geschlagen haben, waren keine Bedrohung für Sie. Aber … ach ja … Ich werde sicher mal einen Film darüber machen!
    Liebe Grüße
    Eva
     
     
    28. März – 22:36 Uhr
    Mia cara Maestrissima,
    ich litt schon an Entzugserscheinungen. Vier Tage ohne Mails! Nein, es war schlimmer als Entzug, es waren Qualen, wie Tantalus sie verspürt haben musste! So habe ich mich gefreut, ein Brieflein vorzufinden.
    Ja, ich muss zugeben: Meine Rivalen haben es mir leichtgemacht, und ich freue mich darüber, dass sie so langweilig waren.
    Den Spaziergang, mehr noch die Unterhaltung mit Dir, habe ich auch sehr genossen! Claudio hat einen ausgesprochen lieben Charakter, aber wie es mit seinem Frauchen ist, weiß ich noch nicht!
    Deine Beschreibung über das zerrüttete Verhältnis mit Deinem Vater hat mich tief berührt. Vergiss die Streitereien! Bevor Du in den Orkus gehst (wobei ich Dir aber als Cerberus folgen werde, auf Schritt und Tritt und ohne zu bellen, weil ich Euridike nicht verängstigen und mich mit Persephone gut stellen will) solltest Du Dich unbedingt wieder mit ihm versöhnen.
    Gute Nacht, schlaf gut und träume von mir.
    Dein Teufel Max
     
    PS: Ich gehe jetzt ins Bett, träume von Dir und wüsste dabei schon, in welcher Form wir beide uns nicht langweilen würden!
    29. März – 00:07 Uhr
    Lieber Maximilian,
    Dein Brief ist hinreißend. Mich hat Deine Anteilnahme an den Problemen mit meinem Vater auch berührt. Auf Deine Begleitung im Orkus freue ich mich schon jetzt, da ich nicht gerne alleine in der Unterwelt flanieren möchte.
    Ich habe mich über Deinen Anruf gefreut. Ich glaube, Natalia wird morgen ein eindrucksvolles Konzert geben. Solltest Du mitkommen wollen, ich habe eine Freikarte für Dich. Aber ich möchte Dich nicht überreden, was ich hiermit tue.
    Ein Teufelchen bist Du in der Tat, mit diesen so klugen, lebendigen und wachen Augen. Schau Dir mal das Bild an, das Sybille von uns an meinem Salonabend gemacht hat. Hier sehen wir uns prüfend in die Augen. Das ist wichtig und gut so.
     
    Ich freue mich immer riesig, wenn ich einem aufrichtigen und klugen Menschen begegne. Sei also umarmt und verliebe Dich in mich! Denn ohne dies – nur dass man schöne oder nette Stunden teilt, oder so ähnlich hattest Du Dich ausgedrückt – würde mir aller Zauber fehlen. Ich warte sehnsuchtsvoll auf Deine Antwort.
    Eva
     
     
    29. März – 00:17 Uhr
    Meine liebe Eva,
    auf diesem Bild sehe ich ja so aus, als würde ich mir Gedanken machen, wie ich einer notorischen Immobilienspekulantin am besten die Steuern mindern könnte. Dabei habe ich doch ganz
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