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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen
Autoren: Natascha Artmann
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geschafft, alle Neuigkeiten an sich zu bringen, die im Palast die Runde machten. Dass er dabei sogar mehr Informationen sammelte, als manch ein anderer, war sein kleines Geheimnis.
    Dass manch einer dachte, er müsse ihn nicht ernst nehmen, weil er nach Jahren gezählt, kaum erwachsen war, würde sich noch als schwerer Fehler herausstellen. Denn Diss wahres Alter stand nicht einmal annähernd im richtigen Verhältnis zu der Zeitspanne, die er schon auf der Welt war. Seine Intelligenz und sein emotionales Einfühlungsvermögen machte es ihm nicht schwer, jede Situation richtig zu deuten.
    „Ist deine Gnadenfrist vorbei, Bruder?“, wandte er sich an Tarek und seine ernsten Augen in dem bartlosen Gesicht würden sich durch eine Lüge nicht täuschen lassen.
    „Wie kommst du auf diese Frage?“, wich Tarek aus, der seine Niederlage noch für sich behalten wollte.
    „Nun, deine mangelnde Begeisterung lässt darauf schließen“, zuckte Diss mit den Schultern.
    „Du solltest dich hier nicht einmischen, Diss!“, erklärte Scheich Amir ungehalten. „Das hier ist nicht deine Angelegenheit!“
    „Natürlich ist es das, Vater“, widersprach der schlaksige Bursche. „Wenn du Tarek dazu drängst, sich eine Frau zu nehmen, geht mich das sehr wohl etwas an. Schließlich verringert sich damit der Druck, der auf meinen Schultern lastet. Denkst du ich weiß nicht, dass ich die Aufgabe übernehmen muss, einen männlichen Nachkommen zu zeugen, wenn Ismail und Tarek nicht erfolgreich sind!“
    Die Männer sahen den Burschen überrascht an. Ihnen war bisher nicht bewusst, dass sich Diss darüber Gedanken machte. Schließlich war er erst siebzehn und hatte noch etliche Jahre Zeit, ehe dieses Problem für ihn akut wurde.
    „Nun, wenn das so ist, Diss, dann kann ich dich wohl ein klein wenig beruhigen“, gab Tarek mit einem bitteren Unterton zu. „Vater schickt mich los, um mir eine Braut zu nehmen.“
    Diss wirkte nicht erleichtert. Er wandte sich seinem Vater zu und sprach das aus, was er über diesen Plan dachte.
    „Die Sache zu erzwingen wird dir auch keine Enkelsöhne einbringen, Vater. Du solltest der Natur ihren Lauf lassen!“
    „Diss!“, warnte der Scheich seinen Sohn.
    Der war nicht einzuschüchtern. „Wenn sich Tarek eine Braut holt, die er gar nicht will, sollte ich wenigstens dabei sein“, erklärte Diss überzeugt. „Tarek kennt sich nur mit Freudenmädchen aus, der erkennt eine Braut nicht einmal, wenn er auf sie tritt. Und ich weiß genau, wie man eine Frau findet, die einem Mann Söhne gebiert!“
    Diese dreiste Behauptung ließ Scheich Amir mit den Zähnen knirschen. Sein jüngster Sohn hatte etwas an sich, was ihn zur Verzweiflung bringen konnte. Und er hatte sogar mit dieser Behauptung Recht. Aus irgendeinem seltsamen Grund hatte Allah ihm die Gabe verliehen, jeder schwangeren Frau auf den Kopf zusagen zu können, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen zur Welt bringen würde. Und die beiden Konkubinen, die gerade seine Kinder austrugen, sollten laut Diss, erneut nur Mädchen unter dem Herzen tragen.
    „Du bist eine Plage, Diss“, schmunzelte Tarek. Aber er meinte es nicht böse. Die Einmischung seines Bruders hatte seinen Ärger ein klein wenig abgekühlt.
    „Ich bin der Sohn eines Scheichs“, widersprach Diss. „Das heißt, ich darf eine Plage sein. Also, wo geht es hin, und wann machen wir uns auf den Weg?“
     

2
     
     
    Diss pfiff durch die Zähne, als er in den Palasthof kam, wo Tareks Eskorte bereits wartete. Er stieß seinen Bruder an, der neben ihm die Stufen hinunterstieg und gab dann seinen Kommentar ab.
    „Was sollst du dir aussuchen, Tarek, eine Wüstenkönigin?“, war das, was ihm anlässlich der kleinen Herde edler Araber-Pferde als Erstes in den Sinn kam.
    Tarek biss die Zähne zusammen. Ihn daran zu erinnern, warum sie diese Reise antraten war keine gute Idee. Seine Laune würde sich kaum bessern, wenn ihn ständig jemand daran erinnerte, was er tun musste. Obwohl... Vielleicht war es doch gut, dass er in einem Zustand verweilte, der seine Wut nicht ganz zum Erliegen bringen würde.
    Schlecht gelaunt und mit grimmiger Miene, war er sicher nicht der erstrebenswerteste Bräutigam für eine Wüstenschönheit. Und es war auch möglich, dass dieser Scheich Hassan, keine seiner Töchter einem gemeinen und finster blickenden Mann gab. Ehemalige Freundschaft hin oder her.
    „Wie es aussieht, hält unser Vater nicht besonders viel vom Charme seiner Söhne“, gab Tarek eine Antwort auf
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