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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Autoren: Bernd Perplies
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seine Lage von Augenblick zu Augenblick immer weiter verschlechterte. Nun waren auch die Kazzach auf dem Platz auf ihn aufmerksam geworden. Mit einer Lautlosigkeit, die dem Nondurier einen Schauer über den Rücken jagte, drehten sie sich zu ihm um und starrten ihm entgegen – auch ihre Augen, wie die der ersten Kazzach, weiße, blind wirkende Kugeln in ihren behaarten Katzengesichtern.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, umringten die Katzen Fallrir in einem weiten Kreis, und die schiere Masse ihrer Leiber ließ jede gewaltsame Flucht unmöglich werden. Doch sie machten keinerlei Anstalten, seinem Leben ein Ende zu setzen, und dieses vollständige Fehlen jedes offensichtlich feindseligen Verhaltens versetzte Fallrir beinahe noch mehr in Panik, als wenn die ganze Hundertschaft mit wildem Heulen und Fauchen auf ihn losgegangen wäre.
    »Was wollt ihr von mir?«, schrie er sie an und drehte sich dabei langsam um die eigene Achse. »Was ist das hier für eine unheilige Versammlung?«
    »Keine unheilige Versammlung«, erklang plötzlich eine laute Stimme vom Fuße des Obelisken her. »Ein Gottesdienst!« Die Menge teilte sich und gab den Blick auf den Sprecher frei. Ein Blitz zuckte und machte die Nacht über Gongathar für den Bruchteil eines Herzschlags zum Tage.
    Fallrir schwindelte, und er fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren, als er das Monstrum sah, das auf den Stufen vor dem gähnenden Schlund in der Fassade des titanischen Bauwerks stand. Es war ein Hüne, sicher drei Schritt groß und breiter als zwei Menschenmänner. Sein gewaltiger Leib war vollständig von dichtem, kohleschwarzem Pelz bedeckt, und der mächtige Schädel erinnerte entfernt an den eines Bären. Seine riesigen Pranken liefen in verwachsene Klauen aus, und in den Tiefen seiner Augenhöhlen lag ein hellrotes Glühen, als tose ein alles verschlingendes Feuer in seinem Inneren.
    Der Dämon – denn um was sonst sollte es sich bei diesem Ungeheuer handeln? – trat auf Fallrir zu. Ein Geruch wie von verbranntem Fell umwehte ihn wie eine Übel verheißende Aura. »Es ist ein Gottesdienst, kleiner Nondurier«, wiederholte das Untier grollend. »Sie haben sich alle hier versammelt, um die Ankunft der Meister zu erwarten und von ihnen den Segen für die große Aufgabe zu empfangen, die vor uns liegt.«
    Trotz seiner Todesangst gelang es Fallrir zu fragen: »Wovon sprecht Ihr? Welche Aufgabe?«
    Der schwarze Bär ließ ein dunkles Lachen hören. »Der Kreuzzug gegen das Licht. Die Vernichtung allen Lebens. Der Sturz Endars in die ewige Finsternis.«
    »Das … das ist Wahnsinn. Ihr seid wahnsinnig. Das wird niemals geschehen. Die Kristalldrachen werden es zu verhindern wissen, denn sie sind zurückgekehrt!« Fallrir wusste selbst nicht so genau, woher er den Mut nahm, dem hünenhaften Dämon diese Worte an den Kopf zu schleudern. Vielleicht erhoffte er sich einen schnellen Tod, wenn er den Zorn des Monstrums weckte.
    Doch der schwarze Bär lachte nur. »Wir werden sehen. Nun schließ dich uns an und heiße die Meister willkommen. Sie sind erwacht, und ihre Rückkehr wird das Ende der Welt einläuten.«
    »Welche Ausgeburten der Dunkelreiche Ihr auch anbeten mögt, sie sind bestimmt nicht meine Meister!«, widersprach Fallrir.
    Der Dämon senkte sein mächtiges Haupt und nickte vielsagend. »Doch, das sind sie, kleiner Nondurier. Das sind sie.«
    In diesem Augenblick verspürte Fallrir einen heißen, stechenden Schmerz in seinem Oberkörper, und als er den Kopf senkte, bemerkte er mit einem seltsamen Gefühl der Losgelöstheit, dass ein blutiger Kazzachspeer aus seiner Brust ragte. Aber obwohl die Waffe Fallrirs Herz durchbohrt haben musste, starb er nicht. Stattdessen hob er den Kopf, und seine Blicke wurden wie magisch von dem grün leuchtenden Obelisken angezogen, dessen Licht ihm auf einmal tröstend und wunderschön vorkam. Ein kleiner Rest seiner dahinschwindenden Seele wollte entsetzt aufschreien, doch es kam kein Laut über Fallrirs leblose Lippen.
    Er schrie auch dann nicht, als Bewegung in die Finsternis jenseits des riesigen Portals kam und sich diese in Gestalt des ersten Meisters auf den Platz hinausschob. Sein Verstand allerdings floh an einen Ort in seinem Inneren, von dem er nicht mehr zurückkehren würde.

 
    1
    DER ALTE WALD
    Über dem Cerashmon brach der neue Tag an. Goldene Sonnenstrahlen fielen durch die lichte weiße Wolkendecke am Himmel und strichen über das schier endlose grün schattierte Meer aus Baumwipfeln, das sich
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