Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
grollte in der Ferne. Fallrir schätzte, dass keine halbe Stunde mehr vergehen würde, bis ihn das Sommergewitter erreichte. Er hoffte, dass zumindest der Regen ausblieb. Denn auch wenn die eingeschränkte Sicht und der aufgeweichte Untergrund seine Verfolger behindern mochten, so würde sein Pony darunter nur noch mehr leiden.
    Plötzlich erweckte eine Störung im gleichförmigen Auf und Nieder des hügeligen Grasmeeres seine Aufmerksamkeit. Der Nondurier kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt nach Süden. Einen Moment später erschrak er. Gongathar! Bin ich so weit nach Osten geritten?
    Wie jeder, der am Rande des wilden Herzens Nondurs lebte, hatte Fallrir von der uralten und gewaltig zum Himmel aufragenden Turmstadt gehört, welche ein – wie man sagte – unbekanntes, längst untergegangenes Volk vor Jahrtausenden errichtet hatte. Schaurige Legenden rankten sich um Gongathar, sodass er in der Vergangenheit stets einen weiten Bogen um diesen einsamen Ort gemacht hatte. Es hieß allerdings auch, dass die Kazzach sich vor den titanischen Türmen und Bauten fürchteten und die Stadtgrenzen von Gongathar niemals überschritten. Vielleicht ist das meine Rettung , dachte er und lenkte sein Pony geradewegs auf die dunkle Masse am Horizont zu. »Vorwärts!«, rief er und ließ die Zügel schnalzen. Sein Reittier machte einen Satz nach vorn und galoppierte dann durch das hüfthohe Steppengras der Geisterstadt entgegen.
    Im Rücken des Nonduriers hatten die Kazzach die Anhöhe erreicht. Fallrir hörte, wie sich ihr Geheul verstärkte, als sie erkannten, wohin er zu fliehen gedachte. Er duckte sich in Erwartung der Pfeile und Speere, die sie ihm hinterherschicken würden. Zwar war er sich recht sicher, dass er sich außerhalb ihrer Reichweite befand – aber eben nicht sicher genug, als dass sich die dicken Muskeln in seinem Nacken nicht schmerzhaft angespannt hätten. Nur noch eine Meile. Oder zwei. Dann bin ich in Sicherheit.
    Quälend langsam wurde die unheimliche Stadt inmitten der Steppe größer. Aus der Masse aus Stein schälten sich die Konturen gewaltiger Türme, die sich, jeder bekannten Baukunst spottend, schwindelerregend hoch in den dunkler werdenden Himmel erhoben. Das Sommergewitter hatte die südlichen Ausläufer Gongathars bereits erreicht, und Blitze zuckten um die abgeplatteten Spitzen der höchsten Gebäude.
    Fallrir wagte einen Blick über die Schulter. Die Kazzach waren ihm nach wie vor auf den Fersen, und es erweckte den Anschein, als holten sie langsam, aber unerbittlich zu ihm auf. »Schneller«, brüllte der Nondurier seinem vierbeinigen Gefährten zu. Nur noch ein kleines Stück , flehte er innerlich. Bin fast da.
    Er hörte das Geräusch der Sehne nicht, als der Pfeil abgeschossen wurde, auch nicht das Zischen des heranjagenden Geschosses. Aber er spürte den Schlag im Rücken, als es ihn traf.
    Fallrir ächzte und sackte im Sattel ein wenig nach vorn. Auf seinem Antlitz zeichnete sich Erstaunen ab. Die verfluchten Katzen hatten ihn erwischt – mitten im Galopp und auf diese Entfernung! Seltsamerweise verspürte er keinen Schmerz. Das Bündel , erkannte er voller Erleichterung. Sie müssen das Bündel auf meinem Rücken getroffen haben. Er schickte ein Dankesgebet an die Ahnen. Sie mochten an diesem Tag nicht einhellig zu ihm herablächeln – ansonsten hätten die Kazzach ihn schließlich gar nicht erst bemerkt –, aber zumindest einer von ihnen schien Fallrir noch gnädig gestimmt zu sein. Denn nur zwei Handbreit höher, und der Pfeil hätte seinem Leben ein verfrühtes Ende bereitet.
    Im nächsten Augenblick hatte der nondurische Wegfinder die Stadtgrenze von Gongathar erreicht, und sein Pony preschte mit klappernden Hufen über die großen Steinplatten, mit denen die Straßen zwischen den himmelstürmenden Bauten ausgelegt waren.
    Ein weiterer Blick über die Schulter bewies Fallrir, dass er mit seiner Annahme, die Kazzach würden ihm nicht ins Innere der uralten Metropole folgen, recht gehabt hatte. Im Schatten der ersten Türme hatten sie ihre Reittiere gezügelt und starrten ihm nun hasserfüllt nach. Einer von ihnen, ein drahtiger Krieger mit schwarzen Ringen um die Augen, machte Anstalten, ihm nachzueilen – aller Furcht, welche die Katzen vor dieser unheiligen Stätte empfanden, zum Trotz. Seine Gefährten hielten ihn jedoch fest und redeten eindringlich auf ihn ein.
    Fallrir wartete nicht ab, ob der fremde Krieger die Einwände seiner Freunde beherzigte oder in den Wind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher