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Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Autoren: Bernd Perplies
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schlug, sondern floh weiter die Straße hinab.
    Einige Worte in einer unbekannten Sprache hallten ihm hinterher. Ob sie einen Fluch oder eine Mahnung enthielten, vermochte der Nondurier nicht zu sagen. Er trieb sein Pony um die Ecke eines Gebäudes und außer Sicht.
    Ein Blitz zuckte, und gleichzeitig zerriss ein gewaltiger Donnerschlag den schwarzen Himmel über Fallrirs Haupt. Das Geräusch wurde von den steinernen Flanken der gebirgshoch aufragenden Bauwerke zurückgeworfen und verstärkt und ließ den Nondurier erschrocken zusammenzucken.
    Lautlos fluchte Fallrir in sich hinein. Das Gewitter war nun genau über ihm, und er wünschte sich, irgendwo einen sicheren Unterschlupf zu finden. Doch obwohl überall in den Fassaden der zyklopischen Steinmonumente dunkle Öffnungen aufklafften – manche von ihnen nur schmale Durchgänge, andere gewaltige Portale –, wagte er es nicht, sein ohnehin an diesem Tag schon arg strapaziertes Glück einmal mehr auf die Probe zu stellen und ins Innere eines der Türme vorzudringen. Nicht einen Schritt über eine dieser türlosen Schwellen würde er machen. Allein der Anblick der regelrecht stofflichen Schwärze, die ihn dahinter erwartete, ließ seine Ohren zucken.
    Der nondurische Wegfinder wusste nicht, wie lange er schon durch das stumme und von allem Leben aufgegebene Gongathar wanderte. Zunächst hatte er sich von seinem Pony tiefer ins Herz der verfluchten Stadt tragen lassen. Als das Unwetter sie erreicht hatte, war er abgestiegen, um sein schreckhaftes Reittier am Zügel zu führen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits zu dem Schluss gekommen, dass die Kazzach mittlerweile wohl keine Gefahr mehr für ihn darstellten und er sich auf den Weg zurück in die Steppe machen konnte.
    Diesen Weg suchte er nun, sicher eine Stunde später, noch immer. Wie groß kann diese unselige Stadt sein? , fragte er sich missmutig, als er eine weitere Querstraße erreichte, die sich in beiden Richtungen in der Finsternis verlor. Die Dunkelheit am Boden zwischen den Bauwerken war so vollkommen, dass Fallrir die Hand vor Augen nicht gesehen hätte, wäre er nicht im Besitz eines immerleuchtenden Feenfeuers gewesen, das an der Spitze eines kurzen Stabes in seiner rechten Hand glomm. Aber das Licht des Feenfeuers war schwach und füllte kaum die Breite der Straße aus, auf der sich der Nondurier bewegte. Einzig die Blitze, deren grelles Gleißen wieder und wieder die Konturen der Türme aus der Schwärze der Nacht riss, erlaubten es ihm, sich zu orientieren.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Fallrir die Querstraße hinab. Täuschte er sich, oder war die Finsternis zwischen den Steinmassiven zur Linken nicht ganz so schwarz wie die zur Rechten?
    Ein weiterer Blitz zuckte, und ein besonders heftiger Donnerschlag erschütterte die Stadtschluchten von Gongathar. Fallrirs Pony riss erschrocken den Kopf in die Höhe und warf sich herum. Dem überraschten Nondurier entglitten die Zügel, und er konnte nur noch zusehen, wie das Tier angsterfüllt den Weg zurückgaloppierte, den sie soeben gekommen waren.
    »Halt! Bleib stehen, elender Gaul!«, schrie ihm Fallrir nach, doch das Tier dachte gar nicht daran. Er stampfte wütend mit dem Fuß auf und verwünschte sich selbst ob seiner Unaufmerksamkeit. Für einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, dem Pony nachzueilen. Aber dann wurde sein Blick erneut auf die Straße zu seiner Linken gelenkt. Dort war es tatsächlich etwas heller als überall sonst in der Stadt. Vielleicht war der Stadtrand nicht mehr fern. Und wenn er erst einmal wieder die harte Erde der Steppe unter seinen Stiefelsohlen spürte, würde sich alles andere ergeben. Dann befand er sich endlich wieder auf vertrautem Grund und Boden.
    Ohne weiteres Zögern hastete er dem fahlen Flecken Helligkeit entgegen, den er am Ende der Straße auszumachen geglaubt hatte. Als er sich näherte, wurde deutlich, dass er sich nicht – und zugleich doch gewaltig – getäuscht hatte. Jenseits der kolossalen Steinbauten, die das Ende seines Weges markierten, war die Schwärze in der Tat nicht so undurchdringlich wie überall sonst. Doch der Helligkeitsunterschied war nicht dem Umstand geschuldet, dass Fallrir die Stadtgrenze von Gongathar erreicht hatte und auf die weite Steppe hinausblickte. Es lag vielmehr ein schwacher grünlicher Lichtschein in der Luft. Das konnte nur zweierlei bedeuten. Entweder wuchsen auf den Fassaden der vor ihm liegenden Türme irgendwelche Moose, die das Gleißen der Blitze zum
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