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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
Autoren: Bernd Perplies
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glaube, nicht.«
    »Was ist dort nur vorgefallen, das dir die Heimkehr so erschwert?«, fragte der Vogelmensch.
    »Es ist nichts Bestimmtes vorgefallen. Es ist nur …« Tarean runzelte die Stirn, in dem Versuch, die richtigen Worte zu finden. »Es ist schwierig, das zu erklären. Kannst du dir das Gefühl vorstellen, du seiest über einen bestimmten Ort deines Lebens hinausgewachsen?« Er warf Iegi einen abschätzenden Blick zu.
    »Was meinst du?«
    »Als ich noch in Bergen lebte, war ich ein einfacher Junge, vielleicht ein bisschen unverstanden, vielleicht ein bisschen zornig, aber im Grunde gehörte ich an diesen Ort mit seinen muffigen Wandteppichen in den Gängen, den allenfalls fünfzig Bewohnern, der Fuhrwerkstraße vor den Toren und den Bergwiesen zur Linken und zur Rechten. Aber auf meiner Reise nach At Arthanoc, so kurz sie im Grunde auch war, bin ich älter geworden. Ich habe Dinge gesehen, von denen mir meine Amme als Kind in ihren Märchen erzählt hat. Ich bin mit einem Irrlicht und einem Werbären gereist, habe Wölfe und Trolle bekämpft, bin vor einem Drachen geflohen und habe einem Hexenmeister die Stirn geboten. Ich fürchte, in den Augen vieler Männer und Frauen, die vor den Toren At Arthanocs gekämpft haben, bin ich tatsächlich eine Art Held. Schon in der ersten Nacht nach dem Sieg über Calvas hat mir Moosbeere von Geschichten berichtet, die im Lager umgingen und mir die außergewöhnlichsten Gaben und Taten zuschrieben. Abgesehen davon, dass ich selbst weiß, dass ich Calvas und den Grimmwolf nur überlebt habe, weil ich unglaublich viel Glück und kaum weniger Hilfe hatte, fürchte ich, dass die Leute im Almental nicht wüssten, wie sie mit mir umgehen sollten, wenn ich jetzt nach Hause zurückkehre.«
    »Du siehst noch aus wie der Junge, der vor weniger als einem Jahr die Heimat verließ, aber du fühlst dich wie ein Mann, der in der Zwischenzeit eine ganze Lebensspanne durchmessen hat.« Der Taijirinprinz nickte verständnisvoll.
    »So ungefähr. Wie soll mir mein Ahn begegnen, wie Ilrod, mein Lehrer, und wie Silas?« Der alte Karottenkopf , fügte Tarean in Gedanken hinzu, und für einen Lidschlag verspürte er fast so etwas wie eine absurde Sehnsucht nach jenen unschuldigen Tagen, in denen sein größtes Problem die Hänseleien des anderen Jungen gewesen waren. »Und dessen ungeachtet«, nahm er den Faden wieder auf, »was könnte ich dort bewirken? In Bergen geschieht nicht viel. Und nun, da Wilfert tot ist, wird Urias sich erst recht nicht mehr vor die eigenen Mauern begeben. Nein, es ist besser, ich bleibe Dornhall fern, bis ich meinen eigenen Weg gefunden habe und dort als Mann, als Krieger, mit dem mein Ahn auf Augenhöhe sprechen kann, aufzutreten vermag.«
    Für einen Moment saßen sie schweigend nebeneinander.
    »Das kann ich verstehen«, meinte der Vogelmensch schließlich. »Umso mehr frage ich mich, weshalb du den Hochkönig von Albernia nicht zumindest bis nach Agialon begleitet hast. Ich habe diese Entscheidung dir gegenüber nie infrage gestellt, aber verwundert hat es mich immer. Denn es ist doch so: Die Wölfe vor At Arthanoc mögen vertrieben sein. Aber durch ihre jahrelange Herrschaft haben sie sich überall in den westlichen Reichen eingenistet, und ich glaube kaum, dass bereits in allen Landen Frieden herrscht. Nach der Schlacht schien es mir so, als sei es das Bestreben der Alben, die Wolflinge zu suchen und aus jedem Ort und jedem Winkel der westlichen Reiche zu verjagen. Ein hehres Unterfangen, dem du dich mit deinem Schwert hättest anschließen sollen. Das hätte dich zu dem Krieger gemacht, der du sein willst.«
    Tareans Augenbrauen zogen sich bei den Worten Iegis zusammen. »Ich sprach von Jahren, nicht von Taten, als ich meinte, ich wolle erst zum Mann werden. Abgesehen davon denke ich, dass ich meinen Anteil an Schlachten in diesem Krieg geschlagen habe«, knurrte er vielleicht etwas schärfer als beabsichtigt.
    »Alter macht einen nicht zum Mann«, gab sein Freund zurück. »Es sind das Herz und die Einstellung. Und sei nicht überheblich: Du bist nicht der Einzige, der gekämpft und gelitten hat. Viele gute Männer und Frauen sind gestorben, und viele weitere werden vermutlich noch sterben, bevor dies alles vorüber ist.«
    »Und du glaubst, ich könnte das verhindern?«, verteidigte sich Tarean gegen eine Anklage, die Iegi gar nicht offen ausgesprochen hatte.
    »Esdurial ist eine mächtige Klinge, und ihrem Träger ist es bestimmt, Großes zu vollbringen
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