Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
über Land und teils durch die Luft quer durch die Wolkenberge. Vor allem unter den jungen Taijirin beiderlei Geschlechts erfreute sich der Wettstreit großer Beliebtheit, um das eigene Geschick unter Beweis zu stellen.
    Aus eigenem Antrieb wäre Tarean niemals auf den Gedanken gekommen, daran teilzunehmen. Denn natürlich besaß er weder einen eigenen Greifen, noch hätte er sich zu der Annahme verstiegen, seine bescheidenen Reitkünste würden auch nur im Entferntesten ausreichen, um während dieses Rennens irgendetwas zu erreichen – von der Erheiterung seiner Umgebung mal abgesehen.
    Doch dann hatte sich Iegi in den Kopf gesetzt, dass der Freund dem Spektakel nicht nur als Zuschauer beiwohnen sollte. Tagelang hatte er auf Tarean eingeredet und ihn davon zu überzeugen versucht, dass es die Teilnahme war, die zählte, und nicht der Sieg. Worte wie Mut, Ehre und Ansehen waren über seine Lippen gekommen, und dass Tarean in den Augen der Taijirin schon gewinnen würde, wenn er sich als Flachländer nur der Herausforderung des Vier-Gipfel-Rennens stellte. Er hatte Tarean sogar einen seiner eigenen Greifen vermacht, und ihm zu guter Letzt auch noch Liftrai, einen der königlichen Greifenmeister, vorgestellt, der dem Jungen wie beiläufig erzählt hatte, wie erfolgreich er Auril während ihres kurzen Aufenthalts in Airianis im Umgang mit den Vogelpferden unterwiesen hatte.
    Schließlich hatte der Junge eingewilligt und sich von seinem geflügelten Freund die Strecke zeigen lassen. Als sie am Abend besagten Tages von ihrem Ausflug zurückgekehrt waren, hatte er sich allerdings gewünscht, er wäre in seiner Ablehnungshaltung sturer geblieben. Noch jetzt wurde ihm ganz anders zumute, wenn er an Streckenabschnitte wie die zwischen schroffen Bergwänden steil abfallende Sturzklamm, die Iaishriik, dachte oder an den gewaltigen Felsabbruch am Rande einer Hochebene, über dessen Rand sich ein eisiger Wasserfall tosend zweihundert Schritt in die Tiefe ergoss und der von einem so weitläufigen Geflecht an Höhlen durchzogen wurde, dass die Vogelmenschen ihn Variljiik, hohle Klippe, getauft hatten. »Ich hoffe, ich überstehe das heute, ohne mir oder Iegis Greifen etwas anzutun«, murmelte Tarean gedankenverloren.
    »Ich bitte darum!«, meldete sich ein helles Stimmchen in seinem Rücken in energischem Tonfall zu Wort.
    Tarean wandte sich vom Fenster ab und erblickte Moosbeere, die hinter ihm im Türrahmen schwebte. Er konnte nicht sagen, wie lange das winzige, elfenhafte Geschöpf mit der hellen Lichtaura dort bereits in der Luft gehangen hatte. Moosbeere vermochte sich absolut lautlos zu bewegen, wenn es ihr im Sinn stand.
    »Sag bloß, du bist in Sorge um mich?«, erkundigte sich der Junge mit gespielter Überraschung.
    »Ich? Ach, woher denn!« Das Irrlicht schwirrte heran, umkreiste ihn geschwind zweimal und baute sich dann, die zierlichen Fäuste in die schlanken Hüften gestemmt, direkt vor seinem Gesicht auf. »Trotzdem: Wenn du dich umbringst und mich hier alleine bei den Flattermännern zurücklässt, nehme ich dir das so übel, dass ich dich bis in eure komischen Dunkelreiche, in die du ja wohl einziehen wirst, verfolgen werde. Und dann werde ich dir dermaßen was erzählen, dass du dir wünschen wirst, du wärest am Leben geblieben!«
    Tarean hob abwehrend eine Hand, wobei er sich nur mit Mühe das Grinsen verkneifen konnte. Selbst wenn sie ungehalten war und sich aufführte wie ein winziger Stern, der jeden Moment sich aufzublähen und zu platzen drohte, wirkte Moosbeere so liebreizend, dass der Junge sie am liebsten gepackt und kräftig gedrückt hätte. Nicht, dass er es jemals gewagt hätte, so grob mit dem handtellergroßen Geschöpf umzuspringen. »Keine Sorge«, erwiderte er. »Ich werde vorsichtig sein. Ich wäre untröstlich, wenn du nur wegen mir den weiten Weg in die Dunkelreiche antreten müsstest.«
    Geschmeichelt ließ Moosbeere ihren kleinen Körper mit den filigranen Flügeln in einer strahlenden Kugel aus goldenem Licht verschwinden und kicherte.
    »Außerdem«, setzte der Junge mit unschuldigem Blick nach, »will ich um nichts in der Welt das Bankett heute Abend verpassen.«
    »Oh!« Übergangslos war die Aura des Irrlichts wieder erloschen, und übrig blieb nur das Funkeln in Moosbeeres meerblauen Augen. »Blöder Kerl!« Sie boxte ihn auf die Nasenspitze, machte kehrt und zog sich in den hinteren Bereich des Zimmers zurück.
    Dort, auf einem hölzernen Kleiderschrank, hatte sich Moosbeere in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher