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Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Titel: Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Autoren: Lloyd Alexander
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reichen. Auch Ellidyr glitt aus dem Sattel. Er schob Adaon zur Seite, kletterte ein Stück hinab, fasste Taran unter den Armen. Mit kraftvollem Schwung wuchtete er den Jungen wie einen Mehlsack wieder auf den Pfad hinauf. Dann stieg er hinab zu Melynlas und stemmte sich mit der Schulter von unten her gegen seinen Leib. Nun hob er ihn Zoll um Zoll, bis der Hengst in der Lage war, selbst auf den Pfad zurückzuklettern.
    »Du Narr!«, keuchte Taran. »Hat dir dein Stolz den Verstand geraubt?« Zum Glück hatte Melynlas keinen Schaden genommen, und Taran ertappte sich dabei, dass er Ellidyr eine gewisse Bewunderung nicht versagen konnte. Stark ist er, das muss man ihm lassen, räumte er in Gedanken ein.
    Zum ersten Mal, seit er ihn kannte, machte Ellidyr einen verwirrten Eindruck. »Du solltest nicht abstürzen!«, rief er. »Das habe ich nicht gewollt.« Dann warf er den Kopf zurück, und mit spöttischer Miene fügte er hinzu: »Vor allem hätte mir’s leidgetan um das arme Pferd.«
    »Ich bin zwar beeindruckt von deiner Körperkraft«, sagte Adaon scharf. »Und doch ist es eine Schande, was du getan hast! Das schwarze Ungeheuer hockt dir im Nacken, ich warne dich!«
    Einer von Morgants Kriegern hatte den Vorfall nach vorn gemeldet. Fürst Gwydion kam zurückgesprengt, begleitet von König Morgant, dem Zwerg und dem Barden.
    »Dein Schweinejunge hat mir den Vortritt streitig gemacht«, sagte Ellidyr. »Glücklicherweise gelang es mir, seinen Gaul und ihn vor dem Absturz zu retten.«
    »War es wirklich so?« Gwydion musterte Taran und seine zerrissenen Kleider. Der Junge war nahe dran, ihm der Wahrheit gemäß zu antworten; doch dann biss er sich auf die Lippen und schwieg. Ellidyr blickte verwundert zu ihm hinüber.
    »Wir können es uns nicht leisten, mit Menschenleben zu spielen«, erklärte der Fürst. »Leider brauche ich jeden Mann hier, sonst würde ich dich auf der Stelle heimschicken, Sohn des Pen Llarcau. Beim nächsten Mal kenne ich keine Gnade! Das gilt auch für jeden anderen.«
    König Morgant trat vor. »Was ich befürchtet habe, bestätigt sich also, Gwydion: Der Weg durch die Berge ist schwierig und voll Gefahren, auch ohne den Schwarzen Kessel. Ich fürchte, es wird dir nicht glücken, ihn hier herauszubringen. Ob es nicht sicherer wäre, den Kessel nach Norden zu schaffen, auf mein Gebiet? Übrigens tätest du gut daran, die Packpferde einigen meiner Krieger anzuvertrauen; wir könnten sie austauschen gegen diese drei.« Er zeigte auf Ellidyr, Taran und Adaon. »Wie ich sie einschätze, zögen sie lieber mit mir in den Kampf, statt im Hintertreffen zu bleiben, wie du es ihnen befohlen hast.«
    »Ja, doch!«, schrie Taran und schlug an sein Schwert. »Lasst uns mit König Morgant ziehen!«
    »Nein«, sagte Gwydion fest. »Es bleibt alles, wie es beschlossen ist. Und nun vorwärts, wir haben schon Zeit genug verloren!«
    »Es war ja auch nur ein Vorschlag«, versicherte König Morgant mit einem Achselzucken, ohne dass jemand das Flackern in seinen Augen bemerkt hätte.
    Fflewddur hielt Taran am Ärmel zurück. »Was ist nun in Wirklichkeit los gewesen?«, fragte er leise. »Hat sich Ellidyr wieder einmal vergessen? Er passt nicht zu uns, das sieht ja ein Blinder. Wie Gwydion ihn bloß mitnehmen konnte!«
    »Ich bin um kein Haar besser«, erwiderte Taran zerknirscht. »Immer verliere ich im entscheidenden Augenblick die Beherrschung. Ich weiß nicht, weshalb ich mit Ellidyr nicht zurechtkomme.«
    »Tröste dich!«, meinte der Barde und streichelte seine Harfe. »Wenn einer für derlei Schwierigkeiten Verständnis hat – dann wohl ich.«
    Gegen Abend gewahrten sie ein paar Gwythaints am Himmel, Arawns gefiederte Schreckensboten, doch blieben sie glücklicherweise unbehelligt. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten sie eine flache, mit Heide und Kieferngestrüpp bewachsene Mulde. Über den Wipfeln glühten im Schein der untergehenden Sonne die Klippen des Dunklen Tores auf. Gwydion gab das Zeichen zum Absitzen.
    Dass sie bislang keinen Kesselkriegern begegnet waren, hielt Taran für einen Glücksfall. Der Fürst dachte anders darüber. »Wir müssen mit allem rechnen«, meinte er stirnrunzelnd. »Doli hat Neuigkeiten gebracht, die mich sehr bedenklich stimmen.«
    »Doli ist fort gewesen?« Es wurde dem Jungen erst jetzt bewusst, dass er den Zwerg eine Zeit lang nicht mehr gesehen hatte.
    »Ja, ich bin weg gewesen«, bestätigte Doli mürrisch. »Gwydion hat mich als Kundschafter vorgeschickt, ich musste
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