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Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Titel: Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Autoren: Lloyd Alexander
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war ein guter Reiter. Hoch aufgerichtet saß er im Sattel, erhobenen Hauptes, ein Lächeln auf dem Gesicht. Er schien trunken vom Anblick des Morgens, der funkelnd durch das Geäst hereinbrach. Während Fflewddur, Doli und Coll bestrebt waren, mit Gwydion Schritt zu halten, und Ellidyr verdrossen hinter König Morgants Leuten dreinritt, wich Taran nicht von der Seite Adaons. Auf gleicher Höhe folgten sie dem mit welken Blättern bestreuten Pfad.
    »Es gibt viel, was man wissen muss«, sagte Adaon. »Außerdem gibt es viel, was man lieben sollte; den Wechsel der Jahreszeiten, den Glanz eines Kieselsteins, der am Ufer des Flusses aufblinkt, und all das andere, was das Herz eines Menschen reich macht.«
    Auf Adaons Antlitz lagen die Strahlen der Morgensonne; aber in seinen Worten schwang eine dunkle Schwermut mit. Als er merkte, dass Taran aufhorchte, unterbrach er sich.
    »Mir wird leichter ums Herz sein, wenn unser Auftrag erfüllt ist«, sagte er. »Du musst wissen, dass in den nördlichen Landen Arianllyn auf mich wartet, mit der ich verlobt bin. Ich werde zu ihr zurückkehren, wenn wir den Zauberkessel zerstört haben.«
    Die Nacht verbrachten die Reiter jenseits des Flusses Avren, nahe der Grenze zu König Smoits Reich. Gwydion war zufrieden, sie hatten sich brav gehalten während des ersten Tages. Dass freilich der schwierigste und gefährlichste Teil ihres Unternehmens noch vor ihnen lag, war jedermann klar.
    Nachdem sie die Pferde versorgt und zu Abend gegessen hatten, schlug Fflewddur vor, Adaon möge ihnen etwas auf seiner, des Barden Harfe, vorspielen. Adaon, der mit dem Rücken an einem Baum lehnte, ließ sich die Harfe reichen. Für eine Weile hielt er den Kopf gesenkt, als müsste er sich besinnen; dann griff er behutsam in die Saiten.
    Während er spielte, hielt er den Blick auf die Sterne gerichtet. Der Wald wurde still, die Geräusche verstummten. Adaon sang von Krieg und Heldentaten, er stimmte ein Lied zum Ruhme des Friedens an, einen Lobgesang auf das Leben. Gern hätte Taran ihm länger zugehört; doch plötzlich, ganz unvermittelt, brach Adaon ab und reichte die Harfe mit ernstem Lächeln an Fflewddur zurück.
    Die Krieger wickelten sich zur Nachtruhe in die Mäntel ein. Ellidyr hielt sich mit Islimach abseits von allen anderen. Taran hatte sich den Sattel unter den Kopf geschoben; das neue Schwert griffbereit neben sich, dachte er an den nächsten Morgen und hoffte auf eine kurze Nacht. Später dann, als er schon halb eingeschlafen war, fiel ihm Adaons Traum ein. Da war es dem Jungen, als ob ihn ein Schatten streifte, der Schatten von dunklen Fittichen.
    Am nächsten Tag überquerte die kleine Streitmacht den Ystrad und wandte sich dann nach Norden. Nun war die Stunde gekommen, da König Smoit sich von ihnen trennen musste. Laut schimpfend ritt er nach Caer Cadarn, um dort seine Krieger zusammenzuziehen, wie es Fürst Gwydion ihm geboten hatte.
    Kurz nach Mittag erreichten die Reiter den Wald von Idris. Bis an die Fesseln versanken die Pferde im welken Laub. Vom Regen geschwärzt, nahmen die Stämme der Eichen und Erlen sich wie verkohlte Knochen aus.
    Jenseits des Waldes türmte sich ein Gebirge auf, das ihnen mit seinen schroffen Felsen den Weg versperrte. Gwydion deutete mit der Rechten auf eine Geröllhalde. »Dort hinauf!« Taran spürte ein Würgen in der Kehle, als Melynlas den Steilhang emporzuklimmen begann. Jetzt war es gewiss nicht mehr weit bis zum Dunklen Tor von Annuvin, das fühlte er.
    Einzeln hintereinander folgten sie einem schmalen Pfad, der sie in schwindelnder Höhe am Abgrund entlangführte. Adaon, Taran und Ellidyr ritten am Ende des Zuges. Doch plötzlich gab Ellidyr seinem Ross die Fersen und wollte an Taran vorbei. »He, Schweinejunge! Dein Platz ist hinten!«
    »Und deiner ist dort, wo du ihn verdienst!«
    Für wenige Augenblicke befanden die beiden Reiter sich Knie an Knie. Dann bäumte sich Islimach auf und wieherte schrill. Mit der Linken fiel Ellidyr Melynlas in die Zügel, um ihn zurückzuzwingen. Taran versuchte den Hengst herumzureißen, doch Melynlas hatte den Halt verloren, er rutschte nach hinten weg, auf den Abgrund zu. Taran sprang ab und klammerte sich an einem Felsen fest, um nicht von dem Hengst in die Tiefe gerissen zu werden.
    Melynlas hatte Glück. Es gelang ihm, auf einem tiefer gelegenen Felsenvorsprung Fuß zu fassen. Taran presste sich gegen die Steilwand. Adaon stieg vom Pferd, er lief an den Rand des Abgrunds und versuchte dem Jungen die Hand zu
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