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Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Titel: Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Autoren: Lloyd Alexander
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Taran den Ledergurt um die Hüften. »Du wirst nicht von mir erwarten, dass ich dir eine der üblichen Reden halte, von Mannestugend und Unüberwindlichkeit und was sonst noch gebräuchlich ist. Erstens erscheinen mir große Worte bei einem Hilfsschweinehirten unpassend, und zweitens sind sie mir kaum geläufig.« Sie trat einen Schritt zurück, musterte Taran aus schmalen Augen und sagte: »Hm – ich muss zugeben, dass sich das Schwert an deiner Seite ganz gut macht.«
    Taran zog die Klinge und hielt sie empor: »Sieh!«, rief er. »Welch eine herrliche Waffe für einen Kriegsmann!«
    »Schluss damit!« Voller Ungeduld stampfte Eilonwy mit dem Fuß auf. »Berichte mir nun von der Ratsversammlung!«
    »Es geht nach Annuvin«, flüsterte Taran. »Beim Morgengrauen brechen wir auf und holen den Schwarzen Zauberkessel.«
    »Das sagst du mir jetzt erst?«, rief Eilonwy. »Da bleibt mir ja kaum noch Zeit, meine Sachen zu packen. Wie lang werden wir fort sein? Dallben muss mir ein Schwert geben, auf der Stelle!«
    »Nein, nein!«, widersprach der Junge. »Der Zug nach Annuvin ist reine Männersache, Mädchen haben da nichts verloren.«
    »Wie?«, unterbrach ihn Eilonwy. »Männersache? Das könnte euch wohl so passen! Ich werde mit Gwydion reden, so gut wie du bin ich allemal … Du wagst es, den Kopf zu schütteln! Raus da aus meiner Küche, Taran, bloß raus mit dir!«
    Taran zog den Kopf ein und ergriff die Flucht. Eine Tonschüssel flog durch die Luft und zerschellte mit lautem Scheppern knapp neben seiner Schulter am Türpfosten.

Prinz Adaon
    m ersten Morgengrauen rüsteten sich die Krieger zum Aufbruch. Eilig sattelte
    Taran den grauen, silbermähnigen Melynlas, den Gwydion ihm geschenkt hatte. Gurgi, der sich elend fühlte wie eine nasse Eule, weil er daheim zurückbleiben sollte, half ihm die Satteltaschen packen. Entgegen seinem ursprünglichen Entschluss war Dallben nun doch vor die Hütte getreten. Zusammen mit Eilonwy, die an seiner Seite stand, verfolgte er still und gedankenverloren das Treiben.
    »Mit dir spreche ich nicht mehr!«, rief Eilonwy Taran zu. »Auf dich bin ich böse! Ich komme mir vor wie jemand, den man zu einem Festmahl geladen hat – und dann ist er gerade gut genug zum Geschirrspülen. Aber leb trotzdem wohl!«
    Mit Gwydion an der Spitze setzte der Reiterzug sich in Marsch. Taran hob sich im Sattel und winkte zurück. Noch konnte er Dallben und Eilonwy sehen, doch bald verschwanden sie hinter den Bäumen des Obstgartens.
    Der Wald hatte sich kaum hinter Taran geschlossen und Caer Dallben endgültig seinen Blicken entzogen, als sich Melynlas plötzlich unter zornigem Wiehern steil aufbäumte: Ellidyrs Stute Islimach hatte dem grauen Hengst einen Stoß mit dem Maul versetzt. Taran griff in die Zügel; es gelang ihm gerade noch, sich im Sattel zu halten. Ellidyr brach in ein raues Gelächter aus.
    »Nimm dich in Acht vor Islimach, sie ist bissig!«, rief er. »Wir sind uns sehr ähnlich, mein Ross und ich.«
    Taran setzte zu einer heftigen Antwort an, doch Adaon, der den Vorfall beobachtet hatte, kam ihm zuvor. Er lenkte sein Ross an die Seite Ellidyrs, und nachdem er ihn wegen seines Verhaltens zurechtgewiesen hatte, riet er ihm: »Hüte dich vor dem schwarzen Ungeheuer, das ich auf deiner Schulter hocken sah, als ich vergangene Nacht von uns allen träumte! Es könnte dich eines Tages verschlingen, Sohn des Pen-Llarcau!«
    Ellidyr lachte trotzig auf. »Bewahrt mich vor Schweinejungen und Träumern!«, rief er und gab seinem Pferd die Sporen. »Weg von hier, Islimach! Wir suchen uns weiter vorn einen Platz!«
    Taran blieb Sattel an Sattel mit Adaon. Eine Frage bewegte ihn, doch es dauerte eine Weile, bis er den Mut fand, sie auszusprechen. »Hast du auch mich im Traum erblickt – und wie ist es gewesen?«
    Adaon zögerte einen Augenblick mit der Antwort, dann sagte er: »Du, Taran, warst von Trauer erfüllt.«
    »Von Trauer?«, meinte der Junge erstaunt. »Ich wüsste nicht, welchen Grund ich zum Trauern hätte! Dass Gwydion mir erlaubt hat, an diesem Zug nach Annuvin teilzunehmen, erfüllt mich mit Stolz. Ich hoffe, wir werden Gelegenheit finden, Ehre und Ruhm zu erwerben – jedenfalls mehr als beim Schweinebaden und Unkrautjäten!«
    »Ich bin schon auf manchem Kriegszug dabei gewesen«, entgegnete Adaon, »doch ich habe auch Äcker bestellt und Ernten eingebracht. Daher weiß ich: Ein Feld zu pflügen ist höherer Ehren wert, als wenn du es mit dem Blut deiner Feinde tränkst.«
    Adaon
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