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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore
Autoren: M Knight
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randalierender Pogotänzer erwehren musste. Ein Typ, der aussah wie der ältere Punk, der mir seine Geschichten erzählt hatte, schüttelte eine Bierflasche, deren Öffnung er mit dem Daumen zuhielt, und spritzte dann alles voll. Dann sah ich Rabeya neben der Bühne stehen. Fasiq kletterte hinauf und tanzte um Jehangir herum. Knocked out in bed last night / I ’ve had my fill, my share of looting / and now, the tears subside / I find it all so amusing / to think I killed a cat / and may I say, oh not their way / but no, no not me / I did it my way.
    Fasiq reckte seine Fäuste in die Luft. Ich beobachtete, wie Bilal’s Boulder mit der Sängerin von den Infibulateds aneinandergerieten. Dann knallte irgendwer mit voller Wucht gegen mich und ich griff nach einem anderen Typen, um nicht umzufallen. Der drehte sich um und stieß mich rückwärts gegen den Typen, der mich zuerst angerempelt hatte. Irgendwann kam ich mir vor wie bei einer Wildwassertour, nur dass ich kein Floß hatte und die wütenden Stromschnellen Menschen waren. Rabeya stand oben auf der Bühne. Ich hatte nicht mitgekriegt, warum oder seit wann sie da oben war. Und keine Zeit, darüber nachzudenken. For what is a brat, what has he got? / he finds out that he cannot / say the things he truly feels / but only the words, not what he feels / the record shows, I ’ve got no clothes / and did it my way.
    Als der Song zu Ende war, hörte auch die Rempelei auf. Erschöpft ließ Jehangir den Kopf zurückfallen und blickte hinauf zu den Scheinwerfern. Wir kreischten Beifall. Ich fragte mich, ob ihm der Magen wehtat, ob er für uns gelitten hatte.
    Rabeya kniete sich vor Fasiq nieder. Von meinem Standpunkt aus konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, als sie den Niqab anhob. Sie ließ den Stoff wieder fallen und bedeckte so die Stelle, wo sein Penis und ihr Mund sich trafen. Dann fing sie an, sich geradezu athletisch hin- und herzubewegen, und die Zuschauer, die einen Moment gebraucht hatten, um zu begreifen, was vor sich ging, brüllten begeistert und fassungslos los. Selbst da wurde mir noch nicht klar, was ich sah, was Rabeya tat und wo sie es machte. Fasiq, der geborene Provokateur, grinste stolzgeschwellt, der riesige weiße Davidstern auf seinem blauen T -Shirt zog die Aufmerksamkeit auf sich wie ein zweites Gesicht. Jehangir stand nur hilflos da und lachte. Fasiq umfasste ihren verschleierten Kopf sanft mit beiden Händen, während sie, die Hände an seinen Hüften, ihn weiter bearbeitete. Irgendwer gab ihm ein Bier und das Bild war komplett: Ein Punkrocker mit einem zionistischen T -Shirt und einem Budweiser in der Hand kriegt von einem Mädchen in einer Burka einen geblasen, während zweihundert besoffene Punks dabei zuschauen. Fasiqs Körper versteifte sich und sein Lächeln verschwand.
    »Der Moment der Wahrheit«, sagte jemand neben mir. Rabeya gab Fasiq frei, sein Penis kam zum Vorschein. Er hing herunter und erschlaffte langsam, an der Spitze hing ein Speichelfaden. Er ließ ihn baumeln, als wäre er sich nicht darüber bewusst, dass es an der Zeit war, die Hose wieder zuzumachen. Rabeya stand auf und drehte sich zu den Zuschauern um. Sie hob den Niqab an – wieder konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, doch die anderen schon – und spuckte mit einer ruckartigen Kopfbewegung in die Menge. Weiße Spermafäden flogen wie argentinische Bolas durch die Luft, bevor sie bei Bilal’s Boulder landeten. Die Menge glotzte. Selbst die Leute, die in der Nähe standen, jubelten, obwohl sie leicht etwas von dem Sperma hätten abkriegen können. Die allgemeine Reaktion legte nahe, dass Rabeyas Bühnen-Blowjob der extremste Ausdruck von Punkrock war, den sie je gesehen hatten – wenn nicht der Blowjob selbst, dann zumindest die Tatsache, dass sie das Sperma auf die Zuschauer gespuckt hatte.
    Jehangir, spürbar besorgt darüber, was nun geschehen würde, legte los mit einem schnellen, harten Song, der alle dazu brachte, sich beim Pogo gegenseitig anzuspringen. Man konnte nur hoffen, dass die Menge sich dabei austoben und den Vorfall vergessen würde. Aber so war es nicht. Die Typen von Bilal’s Boulder flippten aus, sie schlugen mit Armen und Ellbogen auf alle ein, die um sie herum standen, sie traten mit angezogenen Knien um sich wie die Arschlöcher, die man manchmal bei Konzerten sehen kann. Sie legten es darauf an, jemandem wehzutun. Ein Typ protestierte und fand sich in einem Würgegriff wieder. Die Band bearbeitete ihn, als wollten sie ihn
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