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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel
Autoren: Daniel Depp
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das Geschäft nicht kaputt machen, auch wenn ich dafür Jerry Margashack in den Wind schießen muss. Das wissen Sie, das weiß ich, und Jerry weiß es auch. So sind nun mal die Spielregeln. Ich habe weder Lust auf noch Zeit für Ihren Auftritt als Peter Pan oder als moralische Stimme des Universums. Entscheiden Sie sich, ja oder nein. Ich hab nämlich in fünf Minuten ein Meeting.«

13
    Nach der grellen Sonne draußen konnte Spandau im schummrigen Dämmerlicht der Bar Marmont kaum etwas erkennen. Als die Bedienung ihn fragte, ob sie ihm behilflich sein könne, musste er erst ein paarmal die Augen zusammenkneifen, bevor er ihr antworten konnte, dass er verabredet sei. Die Frau lachte und fragte, mit wem. Im hinteren Teil der Bar brüllte eine Männerstimme: »Wo bleibt mein Drink, verfluchte Scheiße?« Worauf Spandau nachschob, er habe den Betreffenden anscheinend bereits gefunden.
    Jerry Margashack wurde von zwei bildschönen jungen Frauen eingerahmt. Einer der beiden hatte er den rechten Arm so um die Schultern gelegt, dass er mit den Fingerspitzen wie von ungefähr ihre Brustwarze berührte, die sich unter ihrer hauchdünnen Bluse deutlich abzeichnete. Mit der Linken umklammerte er ein Whiskeyglas, als hätte er Angst, dass es ihm weglaufen könnte. Die zweite Braut hatte ihm die Hand auf den Oberschenkel gelegt und raunte ihm etwas ins Ohr. Mit einem meckernden Lachen führte er das Glas zum Mund. Dass es leer war, fiel ihm erst wieder ein, als ihm die Eiswürfel auf die Nase purzelten.
    Als Spandau an den Tisch trat, sah Jerry ihn so misstrauisch an, als ob er womöglich eine Kneipenschlägerei vom Zaun brechen wollte. Doch dann hellte sich seine Miene auf.
    »Sind Sie Spandau?«
    »Ja.«
    Spandaus ausgestreckte Hand stürzte Jerry in ein ethisches Dilemma. Er musste entweder das Glas oder die Brust loslassen. Er entschied sich für die Brust und schlug ein.
    »Sie sehen genau so aus, wie man Sie mir beschrieben hat«, sagte er.
    »Sie auch.«
    »Baumlang und ein bisschen unterbelichtet. Aber es hieß, daran sollte ich mich nicht stören.«
    »Angesäuselt und unhöflich. Aber es hieß, darüber sollte ich mir keine grauen Haare wachsen lassen.«
    Jerry lachte, tief aus dem Bauch heraus.
    »Mädels.« Spandau wandte sich den beiden Schönheiten zu. »So leid es mir tut, euer Schäkerstündchen zu beenden, aber wir haben ein Gespräch unter Männern zu führen.«
    Sie musterten ihn von oben bis unten. Eine von ihnen sagte zu Jerry: »Dann bis später vielleicht? Du kannst gern deinen Freund mitbringen.«
    »Wer weiß, ob er Lust dazu hat.«
    »Aber natürlich hast du Lust, nicht wahr«, sagte sie zu Spandau. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Und wie«, antwortete er. »Wenn bloß mein peinliches Ekzem nicht wäre. Auch wenn es längst nicht so ansteckend ist, wie es aussieht.«
    Erneutes Gelächter von Jerry.
    Die Frau mit der befreiten Brust kritzelte eine Telefonnummer auf eine Serviette und steckte sie ihm in die Brusttasche. »Damit du es nicht vergisst.«
    »Garantiert«, sagte Jerry, ließ aber offen, ob er es garantiert vergessen oder garantiert nicht vergessen würde.
    Die Frauen standen auf und schoben sich so dicht an Spandau vorbei, wie es, ohne direkt auf Tuchfühlung zu gehen, überhaupt möglich war. Spandau und Jerry folgten dem Beispiel sämtlicher anderen Männer in der Bar und blickten ihnen anerkennend nach. Die fantastisch gebauten Frauen wussten ganz genau, wie man einen wirkungsvollen Abgang inszenierte.
    »Ekzem«, wiederholte Jerry, nachdem Spandau sich zu ihm gesetzt hatte. »Sie sind ja vielleicht ’ne Nummer. Sie schreiben nicht zufälligerweise Drehbücher, oder?«
    »Nein.«
    »Gut. Für Drehbuchschreiber hab ich nämlich nichts übrig. Sie sehen mir so aus, als wären Sie ein Mann aus dem Westen.«
    »Ich bin in der Nähe von Flagstaff aufgewachsen.«
    »Auf einer Ranch?«
    »Ranch ist vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen.«
    »Ich komme aus Texas.«
    »Das dachte ich mir schon. Sie haben ›Yellow Rose‹ gesummt, während Sie die Titte wie einen Dudelsack geknetet haben.«
    Jerry bekam einen Lachanfall, der in ein pfeifendes Keuchen überging. »Scheiße«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte. »Haben Sie dann auch mal als Cowboy gearbeitet?«
    »Eigentlich nicht. Höchstens beim Rodeo. Aber dafür bin ich inzwischen zu alt. Dauernd brech ich mir irgendwelche Knochen.«
    »Beim Rodeo? Hut ab. Dann müssen Sie ja wohl ein ganz wilder Hund sein. Ich
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