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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel
Autoren: Daniel Depp
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reite natürlich schon von klein auf, aber ich hab mich noch nie gern abwerfen lassen. Was für Disziplinen?«
    »Hauptsächlich Kälberfangen, anfangs auch noch Bronc Riding. Aber wie sagte ein guter Freund von mir immer so schön? Sauer verdientes Geld und eine kurze Karriere.«
    »Und Ihr gebrochenes Nasenbein ist ein Andenken an damals?«
    »Auch. Ich hab mir die Nase fünf-, sechsmal gebrochen. Beim letzten Mal bin ich zu hoch durch eine Wand gekracht und hätte mir an einem Bolzen fast selber den Schädel eingeschlagen.«
    »Sie sind Stuntman?«
    »Nicht mehr.«
    »Ist ja ein Ding. Für wen haben Sie gearbeitet?«
    »Kannten Sie Beau Macaulay noch?«
    »Na, klar doch, Beau kannte jeder. Er war der Beste. Ein Urgestein. Was für ein Jammer, dass er tot ist. Kerle wie ihn wird’s nie wieder geben, darauf können Sie sich verlassen. In dieser Stadt laufen doch nur noch Pissnelken und Schwuchteln rum. Aber wenn ich’s mir recht überlege, war das wahrscheinlich noch nie anders. Trinken Sie was mit mir.«
    Er winkte eine Kellnerin heran und bestellte einen George Dickel. Spandau nahm das Gleiche.
    »Den hat immer George Jones getrunken«, sagte Jerry. »Mögen Sie George Jones?«
    »Ungefähr genauso gern wie George Jones George Dickel gemocht hat.«
    Jerry stimmte »It was a good year for the roses« an. Seine George-Jones-Imitation war gar nicht mal übel. Fast die ganze Bar hörte zu, und einige Gäste applaudierten ihm sogar. Er sang ungerührt zu Ende. Dann sagte er: »Und ich dachte, die schicken mir einen neunmalklugen Schleimscheißer oder irgend so einen Warmduscher.«
    »Kann alles noch kommen. Möglich, dass ich den Auftrag gar nicht annehme.«
    »Sie sitzen aber ganz schön auf dem hohen Ross, was? Und warum wollen Sie ihn vielleicht nicht annehmen?«
    »Weil ich Frank Jurado für ein Riesenarschloch halte.«
    Erneut grölendes Gelächter.
    »Sagen Sie bloß. Sie auch? Halleluja, ich habe einen Seelenverwandten gefunden! Ich würde Gott weiß was dafür geben, ihm einen rot glühenden Schürhaken hinten rein zu schieben. Aber ich fürchte fast, das würde ihm auch noch gefallen. Also lasse ich es lieber bleiben. Was hat er Ihnen getan?«
    »Ich bin ihm vor ein paar Jahren auf die Zehen getreten. Daraufhin hat er mich von drei Schlägern vermöbeln und auf die Straße schmeißen lassen.«
    »Dann kann ich verstehen, dass es in eurer Beziehung ein bisschen kriselt. Endlich, unsere Drinks. Hier lassen sie einen warten, bis man afroamerikanisch wird.«
    Bevor die Kellnerin die Gläser auf den Tisch stellen konnte, nahm Jerry ihr seinen Whiskey aus der Hand und trank einen großen Schluck. Er lehnte sich zurück und rieb sich die Oberarme, erst den einen, dann den anderen.
    »Ich finde, wir sollten uns einen ansaufen. Danach scheuchen wir das fiese Wiesel aus seinem Bau und verpassen ihm ein paar gut gezielte Arschtritte.«
    »Mit dem Gedanken hab ich auch schon des Öfteren gespielt.«
    »Auf die huevos . Und darauf, dass sie einem in Hollywood nicht abgerissen werden«, lautete Jerrys Trinkspruch.
    Sie tranken.
    »In der Stadt geht’s zu wie im Piranhabecken. Ein ständiges Hauen und Stechen unter Betrügern und Erbsenzählern. Aber Sie haben recht. Früher war es anders. Klar, die Bosse waren schon immer Blutsauger, aber wenigstens hatten sie Ahnung vom Film. Heutzutage dreht sich alles nur noch um doppelte Buchführung und massenverwertbare Stars. Du willst einen Film drehen, mit einer richtigen Handlung? Da scheißen wir drauf. Wir trommeln ein paar Megastars zusammen und gucken zu, wie sie leuchten. Eine gottverdammte Modenschau. Aber vielleicht will das Publikum heutzutage ja auch gar nichts anderes mehr sehen als so einen Schrott. Keine Ahnung. Ich versteh die Welt nicht mehr.«
    »Sie sind doch selber auch ganz schön massenverwertbar. Nach allem, was man so hört, hat Wet Eye das Zeug zum Kassenschlager.«
    »Massenverwertbar, ich? Dass ich nicht lache. Der Film wurde nur aus einem einzigen Grund gedreht: weil Cory Pernell ihn haben wollte. Bis dahin hatte mich keiner mit der Kneifzange angefasst. Ich war zehn Jahre lang eine Persona non grata. Dann hat Cory von dem Projekt erfahren. Jurado und Co. wollten sich nur die Option darauf sichern, aber mit einem anderen Drehbuchschreiber und einem anderen Regisseur. Doch der alte Cory hat mir die Stange gehalten. Ist ein zäher Bursche. Und ein Spinner. Ein Wahnsinniger, wie er im Buche steht. Wussten Sie, dass er ein Tattoo auf seinem Pimmel
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