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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel
Autoren: Ake Edwardson
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Hausbesuche machen, ich dachte, man wird mitten in der Nacht zum Yard geholt, auch wenn es nur um die Bestätigung geht, daß man seinen Hamster als vermißt gemeldet hat.«
    Macdonald schwieg. Unser guter John ist nervös wie alle andern, dachte er. Geplapper ist die Mutter der Nervosität.
    Vielleicht ißt er diese grotesken Portionen, um mit der Aufregung fertig zu werden.
    »Wir wissen es zu schätzen, daß Sie Kontakt zu uns aufgenommen haben, Herr Anderton«, sagte er und holte einen Notizblock und einen Stift aus der rechten Sakkotasche. Er hatte den Mantel in den Flur gehängt und nachgesehen, daß das Handy im Sakko und nicht im Mantel war.
    »Ich bin ein verantwortungsbewußter Mitbürger wie alle andern«, sagte der Mann und breitete die Arme aus, als posierte er für eine Statue in The Common.
    »Wir wissen es zu schätzen«, wiederholte Macdonald.
    »Obwohl es nicht viel ist, was man liefern kann«, sagte der Mann mit einer Bescheidenheit, die nicht zu seiner Art paßte.
    »Sie haben einen Mann gesehen«, begann Macdonald. »Sagen Sie doch John.«
    »Sie haben einen Mann gesehen, der einen Jungen ansprach, John.«
    »Es war in der Dämmerung, und ich war unten im The Windmill gewesen, und als wir ein paar Glas getrunken hatten, sagte einer, daß der Abend.«
    »Ich interessiere mich vor allem dafür, was am Mount Pond passiert ist«, ließ Macdonald einfließen.
    »Wie ich gesagt habe«, fuhr der Man nach einer kurzen Pause fort. »Es war in der Dämmerung, und ich ging allein vom Pub am Windmill Drive weg und bog zum Teich ab.«
    »Warum?«
    »Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Wäre es nicht natürlicher gewesen, geradeaus über die Avenue zu gehen?«
    »Spielt das eine Rolle?« Macdonald sagte nichts.
    »Wenn es so furchtbar wichtig ist: Ich mußte pissen«, sagte der Mann mit einem komischen Blick auf die Frau.
    Die Frau war mit ihrem Gepussel am Herd fertig und blieb mit einem Handtuch in der Hand da. Sie stand am Fenster, das auf die Straße ging.
    »Es gibt eine gute Stelle zwischen dem Teich und dem Bandstand, wenn man auf dem Weg vom Pub nach Hause in Verlegenheit kommt«, sagte Anderton.
    »Sie standen am Teich.«
    »Ich stand ziemlich nah am Teich, und als ich fertig war, sah ich diesen Typen da, mit dem Arm um den Jungen.«
    »Er hielt ihn?«
    »Der Typ hatte den Arm um den Jungen gelegt, ja.« »Warum bezeichnen Sie ihn als Typ?« »Er sah aus wie ein Typ.« »Wie sehen die aus?«
    »Wenn ich richtig ehrlich sein soll, sehen die ungefähr wie Sie aus«, sagte Anderton und grinste.
    »Wie ich«, kam es von Macdonald.
    »Haar, das geschnitten werden müßte, Lederjacke, groß und zäh mit einer Art dunkelhäutiger Fiesheit, die einem eine Heidenangst einjagen kann«, erklärte John Anderton.
    »Mit andern Worten, wie ich«, sagte Macdonald.
    »Ja.«
    Dieser Mann ist ein Schnäppchen, dachte Macdonald. Sieht aus, als würde er in Cholesterin ertrinken, hat aber einen scharfen Blick.
    »Sie standen still da und haben die beiden beobachtet?« fragte er.
    »Ja.«
    »Berichten Sie in Ihren eigenen Worten, was Sie sahen.« »Was für Worte sollte ich sonst verwenden?« »Berichten Sie nur.«
    Der Mann kippte die Tasse vor sich, blickte hinein und reckte sich nach der Teekanne, um die Tasse mit einer Flüssigkeit zu füllen, die in der Zeit, die sie schon dasaßen, dunkel geworden war. Er trank und verzog das Gesicht. Er strich sich über die Glatze. Die Haut straffte sich und wurde leicht rot, und die Rötung blieb mehrere Sekunden zurück.
    »Ich stand gewissermaßen einfach da und war nicht besonders neugierig. Außer den beiden gab es nichts zu sehen. Aber ich dachte, daß dieser Typ doppelt so groß und doppelt so alt wie der Junge ist und daß ich da nicht Vater und Sohn vor mir sehe.«
    »Aber der Mann hatte den Arm um den Jungen gelegt?«
    »Ja. Aber es ging mehr von ihm aus als von dem Jungen.«
    »Wieso?«
    »Wieso? Man sah, wer am meisten interessiert war.«
    Macdonald blickte auf seinen Block. Er hatte noch nichts aufgeschrieben.
    Je weniger ich schreibe, desto weniger brauche ich mich später während der Untersuchung darum zu kümmern, dachte er.
    »Sah es irgendwie nach Gewalt aus?«
    »Was ist Gewalt und was ist nicht Gewalt«, bemerkte Anderton, als hielte er eine Vorlesung an der London University.
    »Kam es zu Gewaltanwendung von Ihrer Definition her?« fragte Macdonald. »Er zerrte nicht an dem Jungen.« »Haben Sie etwas gehört?«
    »Ich habe halt die Stimmen gehört, aber sie
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