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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel
Autoren: Ake Edwardson
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waren zu weit weg, um etwas aufzuschnappen.« Anderton stand auf.
    »Wohin wollen Sie?« fragte Macdonald.
    »Ich stelle noch ein bißchen Wasser auf, wenn ich darf.«
    Macdonald antwortete nicht.
    »Darf ich?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie haben nie überlegt, in welcher Sprache sie sich unterhielten?« fragte Macdonald, als der Mann vom Küchenherd zurückgekommen war und sich wieder gesetzt hatte.
    »Nein. Ich habe einfach vorausgesetzt, daß es Englisch war. War es denn nicht Englisch?«
    »Wir wissen es nicht«
    »Warum sollte es nicht Englisch sein?«
    »Schienen sie dieselbe Sprache zu sprechen?«
    »Es schien mir, als hätte meist der Große gesprochen, aber doch, sie schienen sich zu verstehen. Aber es dauerte nicht lange, daß sie dastanden.«
    »Nein.«
    Es pfiff vom Herd, und Anderton ging hin und beschäftigte sich mit dem Tee, während er Macdonald den Rücken kehrte.
    »Ich wollte gerade aus dem Gebüsch steigen, als sie fortgingen«, sagte Anderton, als er zurückkam.
    »Haben die beiden Sie nicht gesehen?«
    »Ich weiß nicht. Der Junge drehte sich um, vielleicht hat er mich gesehen, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig, oder?«
    Macdonald antwortete nicht. »Er ist ja tot, oder?«
    »Wie lange haben Sie den beiden nachgesehen?«
    »Ich blieb nicht stehen, bis der Horizont sie verschluckte, ich wollte heim und Eastenders sehen. Aber es wurde schnell dunkel, während ich dort stand.«
    »In welche Richtung gingen sie?«
    »Süden. Genau nach Süden über den Windmill Drive.«
    »Wir werden Ihre Hilfe brauchen, um ein gutes Bild von diesem Mann zu bekommen.«
    »Ein gutes Bild? Ich kann doch nicht lügen, so wenig wie ich gesehen hab'.«
    Macdonald seufzte.
    »Okay, okay, ich kann manchmal ein bißchen zu viele Witze machen.«
    Macdonald schrieb etwas auf seinen Block.
    »Klar, ich helfe mit, soviel ich kann. Es ist ja nicht so, daß ich den Ernst nicht einsehe. Verdammt armer Junge. Und seine Eltern.«
    Macdonald sagte nichts.
    »Ich habe doch angerufen, oder?« fuhr Anderton fort. »Gleich nachdem ich davon in der South London Press gelesen hatte.«
    »Das wissen wir zu schätzen.«
    »Ich hoffe, ihr locht den Teufel bald ein. Wir stehen alle hinter euch«, sagte John Anderton, und Macdonald bekam den Eindruck, daß er auch die Menschen in den ehemaligen Kolonien einbezog.
    Der Tag war angenehm auf dem Gesicht, als er auf die Muncaster hinauskam. Er ist so klar, wie es in Südlondon werden kann, dachte er. Ich brauche etwas nach dem ganzen verfluchten Tee. Der Hals fühlt sich pelzig an.
    Er wanderte wieder nach Süden bis zur Chatto Road und ging in The Eagle. Es war eine halbe Stunde vor dem Lunchansturm. Der Barkeeper sah angespannt aus und beäugte Macdonald, wie man einen Gast betrachtet, der nicht bis zur verabredeten Zeit warten kann.
    Macdonald ging zur Theke vor und bestellte ein Young's Special. Der Barkeeper entspannte sich, als er merkte, daß der lange Kerl nicht essen wollte. Ich kann nicht dauernd die Nierenpastete aus dem Ofen holen und wieder reinschieben, dachte er. Wie stellen die Leute sich das vor?
    Macdonald wartete, bis die Trübe im Glas klar geworden war. Das ist, wie wenn man einem winterlichen Weg südlich vom Fluß folgt. Alles klärt sich für den, der Geduld hat zu warten.
    Er trank wie ein Verdurstender.
    Alles hellt sich auf und wird klar, so daß man am Ende hindurchsehen kann, dachte er.
    Er sah einige zeitige Gäste von der Straße hereinstiefeln. Der Barkeeper wurde noch steifer in seinen Bewegungen. Er mußte drei Sekunden länger auf ein zweites Pint warten.
    Macdonald hatte es schließlich geschafft, trotz des Verkehrs auf die Südseite der Avenue zu kommen, und war ins Dudley Hotel an der Ecke der Cauley Avenue gegangen. 25 Pfund die Nacht. Im voraus bezahlt.
    Er hatte die Versiegelung aufgebrochen und stand nun mitten im Zimmer. Der widerliche Geruch nach Blut war unverkennbar. Blutgeruch ist für uns nichts Fremdes, aber der hier ist der scheußlichste, den ich je gerochen habe, dachte er.
    Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe gesehen, wie tausend Schweine geschlachtet wurden, aber es roch nicht so wie das hier. Es ist die Süße im Menschenblut, die einen schwindeln läßt.
    Hierher waren sie gegangen. Es könnte unmittelbar, nachdem John Anderton sie gesehen hatte, geschehen sein, dachte er. Wenn es die beiden waren. Das hier war das Zimmer des Jungen. Hier hatte er zwei Tage gewohnt. Warum hatte er hier gewohnt? Warum wohnte ein junger
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