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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel
Autoren: Ake Edwardson
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war erwachsen.« Lotta sah ihn an.
    »Ich gehe noch mal rüber«, sagte er.
    »Warte«, sagte sie. »Als ich dort war. hinterher dachte ich darüber nach, ob es einen Unterschied in den Gefühlen gibt, ob es auf. wenn es auf diese Weise geschieht oder ob es ein Unglück ist. oder eine Krankheit.«
    »Der Schock ist stärker, aber der Verlust ist doch der gleiche«, sagte er. »Manchmal kann es umgekehrt sein. wenn jemand von Gewalt betroffen wird, bewirkt das Unfaßbare der Tat, daß der Trauernde eigentlich nicht versteht, was geschehen ist. Es ist, als wäre es nicht geschehen. noch nicht, als wäre das Ganze nur eine Warnung.«
    »Daran sind Lasse und Karin ja dann vorbeigekommen.« »Ja.«
    »Ich gehe«, sagte er noch einmal.

5
    Die gedämpften Laute des Winters folgten den Polizisten ins Haus und hielten sich in den Kleidern im Fahrstuhl hinauf zum dritten Stock des Fahndungsdezernats.
    Die Flure waren mit Fliesen verkleidet, und während der anderen Jahreszeiten prallten die Geräusche, die hereinkamen, hart gegen die Wände. Im Winter glitten sie nur vorbei wie weiche Schneebälle. Im Winter gibt es einen Kreis aus Stille rund um alles und alle, dachte Erik Winter, als er aus dem Fahrstuhl stieg und um die Ecke bog. Vielleicht ist der Januar ohnehin mein Monat.
    Gerüche steckten in den Kleidern, als die Fahndungsgruppe im Sitzungsraum zusammenkam. Der massive Einsatz der ersten Tage ließ allmählich nach. Wie immer.
    Noch immer waren fünfzehn Polizisten im Einsatz. Die meisten saßen nun hier. Es war eng. Es roch nach kalter Nässe und nach den Verbrennungsmotoren der Autos.
    Bertil Ringmar war zweiter Fahndungsleiter, und er hatte nicht nur selbst nicht geschlafen, sondern dafür gesorgt, daß es auch kein anderer tat. Ringmar hatte sich vor der Sitzung nicht gekämmt, und das zeigte den Ernst der Lage. Wenn Krieg wäre und ich Zugführer wäre, würde ich Bertil als Stellvertreter anfordern, andernfalls würde ich in der Kantine sitzen bleiben, dachte Winter und nahm die Mappe entgegen, die der Registrator herüberreichte.
    Wenn es ein anderer Krieg wäre, dachte er.
    Der Registrator war ziemlich neu als Kriminalpolizist und ziemlich jung, und er hatte sich bei einigen früheren schwierigen Ermittlungen ausgezeichnet geschlagen.
    Deshalb hatte Fahndungsleiter Erik Winter sich für ihn entschieden.
    Janne Möllerström wußte über alles Bescheid. Er schien nichts zu vergessen. Er hütete die Datenbank des Ermittlungsverfahrens wie sein Eigentum. Er konnte lesen, und er konnte schreiben.
    Manchmal waren sie zu zweit, aber mit Janne kamen sie mit einem Registrator aus. Winter schluckte und spürte eine Reizung im Hals, die er schon am Morgen bemerkt hatte.
    »Ich bitte um Wortmeldungen«, sagte er.
    Sie schauten sich gegenseitig an. Winter war ein strenger Hund, und wenn er nun diesen Satz in den Raum warf, bedeutete das, daß Kreativität gefragt war, was diesen Mord anging. Oder die Morde.
    Keiner sagte etwas.
    »Lars?«
    Der Kriminalinspektor kam in Bewegung. Es ist, als hätten seine Gesichtszüge Charakter bekommen, seit er Inspektor wurde, dachte Winter. Manchmal sind sogar unsinnige Reformen von Nutzen.
    »Ich habe die Angaben aus London gelesen«, sagte Lars Bergenhem.
    Sein Gesicht hatte Charakter bekommen. Er fühlte sich nun mehr wie ein richtiger Ermittler, da die Assistenten in der neuen Provinzialkriminalbehörde automatisch Kriminalinspektoren geworden waren. Inspektor. Inspector. I am an inspector. What are you? Are you talking to me? Shut up and listen when I'm talking.
    »Ja?« sagte Winter.
    »Da ist dieser Handschuh.«
    »Wir hören«, sagte Winter.
    »Die Kollegen in London fanden einen Abdruck von einem Handschuh in diesem Bed- and Breakfast-Zimmer, und soviel ich weiß, hat Fröberg einen ähnlichen in dem Studentenzimmer hier gefunden«, sagte Bergenhem.
    »Das stimmt«, sagte Winter.
    »Der Abdruck findet sich in beiden Zimmern an der gleichen Stelle.«
    »Ja.«
    »Das war's«, sagte Bergenhem und sah aus, als ob er sich entspannte.
    Das war's, dachte Winter. Das war's, ein schwedischer Junge ist in London ermordet worden, und fast gleichzeitig ist ein englischer Junge in Klein-London ermordet worden, der herkam, um Schwedisch und Wassertechnik zu studieren, und es ist auf ähnliche Weise geschehen, und vielleicht stelle ich bald fest, daß es auf die gleiche Weise geschehen ist, und dann setze ich mich eine Weile in die Kantine und zeichne Kreise in den Kaffee, der auf der
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