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Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck
Autoren: Nora Roberts
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übergewichtigen Kater für das Wochenende?"
    "Oh, natürlich!" Lindsay zog Ruth über die Türschwelle und umarmte sie. Nijinsky machte sich zwischen ihnen frei, sprang auf den Boden und stolzierte davon. Er hatte es überhaupt nicht gern zu reisen. "Es ist schön, dich wieder zu sehen. Seth und die Kinder werden überrascht sein."
    Nach der ersten überschwänglichen Freude konnte Lindsay es förmlich spüren, dass Ruth verzweifelt war. Sie hielt sie ein Stück von sich ab und blickte ihr prüfend ins Gesicht. Ruths Ausdruck war eindeutig unglücklich. "Ist alles in Ordnung?"
    "Ja."
    Lindsays Blick war klar auf sie gerichtet.
    "Nein", gab Ruth zu. "Ich brauche Zeit für mich."
    "Gut." Lindsay nahm Ruths Reisetasche und setzte sie in der Halle ab. "Dein Zimmer ist frei. Geh nach oben, und überrasch Seth und die Kinder. Ich bin in zwei Stunden wieder zurück."
    "Danke."
    Lindsay eilte aus der Tür, und Ruth holte tief Luft.
    Zwei Tage später schickte Seth seine Frau und Ruth zu einem Spaziergang ans Meer ohne ihn oder die Kinder. Er wusste, es war an der Zeit, dass Ruth ihr Herz ausschüttete. Sie war sehr still und zurückgezogen gewesen.
    Die Luft roch nach Meer. Ruth hatte es fast vergessen, wie sauber und scharf der Meeresgeruch war. Der Strand war lang und steinig und laut mit der stetigen Brandung.
    "Ich bin schon immer sehr gern hier gewesen." Lindsay steckte die Hände tief in die Jackentaschen.
    "Zu Anfang habe ich es gehasst, als wir hierher an die Atlantikküste kamen", sagte Ruth, in Gedanken versunken. "Das Haus, die Brandung, alles."
    "Ja, ich weiß."
    Ruth warf ihr einen Seitenblick zu. Ja, dachte sie, Seth wird es ihr erzählt haben. "Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann es anders wurde. Eines Morgens wachte ich auf und fühlte mich zu Hause. Onkel Seth ist unglaublich geduldig gewesen."
    "Ja, er ist ein geduldiger Mann." Lindsay lachte. "Manchmal bringt er mich damit aber auch auf die Palme. Ich laufe Sturm gegen ihn, und er gewinnt in seiner Ruhe jeden Kampf. Seine Selbstbeherrschung kann frustrierend sein." Sie musterte Ruth von der Seite. "Du bist ihm darin ähnlich."
    "Tatsächlich?" Ruth überlegte einen Augenblick. "In letzter Zeit bin ich nicht sehr beherrscht gewesen."
    "Auch Seth hat seine Momente." Lindsay bückte sich, um einen glatten Stein aufzuheben.
    "Lindsay, du hast mich nicht gefragt, warum ich so plötzlich aufgetaucht bin und wie lange ich vorhabe, hier zu bleiben."
    "Es ist dein Zuhause, Ruth. Du musst keine Erklärungen abgeben."
    "Es ist Nick", sagte Ruth unvermittelt.
    "Ja, ich weiß."
    "Ich liebe ihn, Lindsay. Und das macht mir Angst."
    "Ich kenne das Gefühl. Du hast dagegen angekämpft, nehme ich an."
    "Ja. Oh, es gibt da so vieles, mit dem ich ins Reine kommen muss." Aus Ruths Stimme klang Verzweiflung heraus. "Ich habe in den letzten Tagen versucht, klar zu denken, aber nichts scheint einen Sinn zu haben."
    "Es ist der Zustand eines jeden, der verliebt ist." Lindsay setzte sich auf einen Felsen.
    Es war genau hier, als Seth und sie sich an jenem Tag geküsst hatten. Die Erinnerung tauchte vor Lindsays geistigem Auge auf. Sie war verliebt gewesen und voller Angst, weil nichts einen Sinn zu haben schien. Ruth war vom Haus gekommen mit einem Kätzchen unter dem geschlossenen Reißverschluss ihrer Jacke. Sie war siebzehn gewesen und auf der Hut, dass keiner ihr zu nahe kam. Vielleicht ist sie noch immer auf der Hut, dachte Lindsay, und sah sie prüfend an. "Möchtest du darüber reden?"
    Ruth zögerte einen Moment. "Ja, ich denke, ich sollte es tun."
    "Dann setz dich zu mir, und fang von Anfang an."
    Es war einfach, nachdem sie erst einmal begonnen hatte.
    Ruth erzählte ihr, wie Nick und sie plötzlich
    zusammengekommen waren nach so vielen Jahren, in denen sie Seite an Seite miteinander gearbeitet hatten. Sie erzählte ihr auch, wie überrascht sie gewesen war, als sie erfuhr, dass Nick sie liebte, und wie enttäuscht sie beide gewesen waren, weil sie keine Zeit füreinander hatten. Sie ließ nichts aus - die Szenen mit Leah, Nicks rasche Stimmungswechsel, ihre eigenen Unsicherheiten.
    "Dann, an dem Tag, wo ich einfach abreiste und hierher kam, hat Nadine mit mir gesprochen. Sie wollte, dass ich mir über eine Sache ganz klar werde: Falls es zwischen Nick und mir zu einem Bruch kommen sollte und wir deshalb nicht mehr zusammenarbeiten würden, müsste sie mich gehen lassen." Ruth starrte hinaus aufs Meer. Sie fühlte sich absolut hilflos in ihrer Enttäuschung.
    "Bevor
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