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Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck
Autoren: Nora Roberts
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wetterbeständigem Zedernholz mit der großen Glasfront war sehr eindrucksvoll. Ihr Onkel Seth hatte dieses Haus entworfen, und sie bewunderte die klaren, scharfen Linien sowie das großzügige Einbeziehen von Raum und Weite.
    Sie schluckte schwer und fragte sich zum hundertsten Mal, wie sie die Situation angehen solle. All die kleinen hübschen Reden, die sie im Flugzeug geprobt hatte, schienen auf einmal hoffnungslos albern und überspannt zu sein.
    Tu's einfach, sagte Ruth sich. Geh die Eingangstreppe hinauf, und klopf an die Tür. Und dann lass es einfach geschehen.
    Ruth stellte den Motor ab und glitt aus dem Wagen. Die sechs Stufen zum Vordereingang schienen ihr unmöglich hoch zu sein. Sie holte tief Luft, wie sie es schon so oft getan hatte, wenn sie von der Bühnenseite zu einem Jete ansetzte.
    Und jetzt klopf, befahl sie sich, als sie auf die Tür starrte.
    Heb die Hand, schließ sie zur Faust, und klopf. Ruth brauchte eine volle Minute, um es zu tun. Sie wartete mit angehaltenem Atem. Keine Antwort. Sie klopfte erneut, dieses Mal
    entschlossener - und wartete.
    Sie legte die Hand auf den Knauf und drehte ihn. Fast hätte sie einen Sprung rückwärts gemacht, als die Tür sich unter ihrer Berührung sofort öffnete. Die Sicherheitsschlösser und Türriegel von Manhattan waren ihr vertrauter.
    Der Wohnraum nahm offensichtlich das ganze untere
    Geschoss ein. Die Vorderfront war fast ganz aus Glas und gab einen fantastischen Ausblick auf den Pazifik frei. Einen Augenblick lang vergaß Ruth ihre Unruhe. Sie hatte andere Gebäude gesehen, die nach dem Entwurf ihres Onkels gebaut worden waren, aber dieses Haus war ein wirkliches
    Meisterstück.
    Ein Flügel aus glänzendem Mahagoni stand vor dem
    Riesenfenster und war geöffnet. Ruth ging hinüber und hob ein Notenblatt auf. Am Rande waren in kyrillischer Schrift Notizen geschrieben. Nicks neues Ballett. Sie spielte die Melodie auf dem Flügel. Die Melodie klang fremd. Er ist unglaublich, dachte sie mit einem Lächeln. Dawidow hatte die Fähigkeit zu etwas wirklich Großem.
    Aber wo war er?
    Langsam ging Ruth auf die breite Wendeltreppe zu und guckte hinauf. Ich kann da nicht hinaufgehen. Sie presste die Lippen zusammen. Ich könnte anrufen. Doch was sollte sie dann sagen?
    Sie holte tief Luft, legte die Hand auf das Geländer und nahm die erste Stufe.
    Nick öffnete die Doppelglastür, die von draußen ins
    Wohnzimmer führte. Er atmete schwer. Sein Sweatshirt mit dem tiefen V-Ausschnitt war verschwitzt und klebte an seinem Oberkörper. Die Strapaze hatte geholfen. Sein Kopf fühlte sich klarer an. Er würde jetzt nach oben gehen, duschen und dann den Tag hindurch an seinem neuen Ballett arbeiten. Sein Vorhaben, zurück nach New York zu fliegen und Ruth mit Gewalt zurückzuholen, waren Gedanken eines verrückten Mannes gewesen.
    Er war knapp bis zur Mitte des Raums gekommen, als er abrupt stehen blieb. Der Duft von Wildblüten wühlte ihn auf.
    Lieber Himmel, werde ich ihr nie entrinnen können? dachte er zornig. Ich habe es satt!
    Mit drei Riesenschritten war er beim Telefon, nahm ab und wählte Ruths Nummer in Manhattan. In blinder Wut wartete er darauf, dass sie abnahm - und legte mit einem weiteren Fluch auf. Wo zum Teufel steckte sie? Im Theater? Nein, er schüttelte den Kopf. Lindsay! Natürlich, wo sonst würde sie hingehen?
    Erneut nahm er den Hörer auf und hatte gerade vier
    Nummern gewählt, als ein Geräusch ihn aufmerken ließ. Mit gerunzelter Stirn blickte er zur Treppe hinüber. Ruth stand auf der obersten Stufe und blickte genauso stirnrunzelnd drein wie er.
    Ihre Blicke begegneten sich.
    "Hier bist du also", sagte sie verlegen und hoffte, dass ihre Worte nicht allzu albern klangen. "Ich habe dich gesucht."
    Langsam legte Nick den Hörer wieder auf. "Ja?"
    Obwohl seine Reaktion nicht gerade freundlich war, kam Ruth die Treppe herunter. "Ja. Die Tür war nicht verschlossen.
    Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich einfach so hereingekommen bin."
    "Nein."
    Ruth war schrecklich nervös. Sie gab sich alle Mühe, um zu lächeln. "Ich habe bemerkt, dass du an einem neuen Ballett arbeitest."
    "Ja, ich habe damit angefangen." Jedes seiner Worte kam gesetzt heraus. Sein Blick blieb starr auf sie gerichtet.
    Ruth hielt seinen Blick nicht mehr aus, drehte sich abrupt um und ging zur geöffneten Glastür. "Es ist so schön hier. Ich verstehe jetzt, dass du hierher kommst, wann immer es dir möglich ist. Ich kenne die Pazifikküste von Japan her, wo ich
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