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Tanz ins Glück

Tanz ins Glück

Titel: Tanz ins Glück
Autoren: SARA CRAVEN
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entschlossen, zu
entkommen, ganz gleich, wie groß das Risiko war. Und sie nahm
sich vor, niemand mehr zu vertrauen. Besonders keinem Mann.
    Sie
zuckte zusammen, als sie an Ramon dachte. Schon erinnerte sie sich
kaum noch daran, wie er aussah oder wie seine Stimme klang, und
vielleicht würde sie eines Tages auch seine Berührungen
vergessen können. Oder sogar, dass sie sich eingebildet hatte,
ihn zu lieben. Irgendwie schien das alles bereits weit entfernt zu
sein, als wäre es einem anderen Menschen passiert. War es
natürlich nicht. Und deshalb war sie jetzt hier, übertölpelt,
ausgeraubt und sitzen gelassen. Es mochte demütigend sein, im
Geiste noch einmal die Schritte zu durchleben, die sie hierher
gebracht hatten, aber es war auch heilsam.
    Trotz
allem glaubte sie noch immer, dass sie ihrem Leben in England und der
so unerbittlich für sie geplanten Zukunft hatte entfliehen
müssen. Leider war sie, durch Ramon, nur vom Regen in die Traufe
gekommen.
    Ich
werde überleben, sagte sich Chellie energisch.
    Der
dünne Vorhang wurde beiseite geschoben, und Lina, eine der
Schoßtänzerinnen, kam in die Garderobe. "Mama Rita
will dich sprechen. Sofort."
    Chellie
runzelte die Stirn. Es war das erste Mal, dass Mama Rita sie so zu
sich bestellte. Normalerweise wurden die Frauen wegen irgendeines
Vergehens nach oben gerufen. Chellie hatte schon mehrere mit Kratzern
im Gesicht und blutendem Mund gesehen, nachdem sie mit Mama Ritas
dicken, beringten Händen in Kontakt gekommen waren. "Weißt
du, warum?"
    Linas
Augen funkelten boshaft. "Vielleicht fängst du an, für
deinen Lebensunterhalt zu arbeiten, wie wir anderen."
    "Ich
arbeite. Als Sängerin."
    "Ja?
Dann ändert sich das jetzt vielleicht. Es wird gemunkelt, dass
dich irgendein Kerl näher kennen lernen will."
    Chellie
wurde blass. "Nein. Unmöglich."
    "Nimm
es mit Mama Rita auf." Lina zuckte gleichgültig die
Schultern. "Und lass sie nicht warten."
    Das
Büro war ein Stockwerk höher. Chellie ging langsam auf die
klapprige Eisentreppe zu. Das konnte nicht stimmen. Sicherlich hatte
Lina das aus reiner Gehässigkeit gesagt. Mama Rita hatte ihr
erklärt, sie habe viele willige Frauen im Haus und würde
sie nicht zu etwas drängen, was sie nicht wolle. Chellie hatte
ihr geglaubt. Sie hatte sich darauf verlassen.
    Manuel
kam die Treppe heruntergepoltert, und Chellie trat beiseite, um ihn
vorbeizulassen. Sobald sie im Lokal zu arbeiten begonnen hatte, war
ihr klar geworden, dass er ein Problem war. Sein derbes, gutes
Aussehen stieß sie ab, und seine ständigen Versuche, sie
zu streicheln, flößten ihr Abscheu ein. In der ersten
Nacht in ihrem kleinen, muffigen Zimmer war sie ihrem Gefühl
gefolgt und hatte einen Stuhl unter den Türgriff geklemmt. Und
in den frühen Morgenstunden war sie aufgewacht und hatte gehört,
wie jemand versuchte, den Griff hinunterzudrücken. Seitdem hatte
sie diese Vorsichtsmaßnahme beibehalten.
    Sich
zu beschweren war zwecklos, da die anderen Frauen der Meinung waren,
Manuel sei Mama Ritas Neffe oder sogar ihr Sohn.
    Er
grinste anzüglich wie immer. " Hola , Schatz."
    "Guten
Abend", sagte Chellie kühl.
    "Oh,
du bist so hochmütig und stolz, chica . Zu gut für
den armen Manuel. Vielleicht schlägst du morgen einen anderen
Ton an." Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Für
mich."
    Sie
unterdrückte ein Schaudern. "Halt nicht den Atem an."
    Die
Bürotür stand offen. Mama Rita saß am Schreibtisch
vor ihrem Laptop. "Du hast heute Abend einem Gast so gut
gefallen, dass er eine Privatvorstellung will."
    Chellie
stockte das Herz. "Irgendein besonderer Song?"
    "Erlaubst
du dir einen Spaß mit mir? Er will, dass du für ihn
tanzt." Mama Rita machte vor, was verlangt wurde.
    "Ich
kann nicht tanzen."
    "Du
hast den anderen zugesehen. Und er will keine Ballerina. Du hast
einen schönen Körper. Benutz ihn."
    Chellie
hatte die anderen Frauen unten im Lokal tanzen sehen. Das hatte
Grenzen. In den Privatzimmern dagegen … "Aber Sie
beschäftigen mich als Sängerin", sagte sie
verzweifelt. "Wir haben einen Vertrag geschlossen."
    Mama
Rita lachte verächtlich. " Sí , aber die
Bedingungen haben sich gerade geändert."
    "Dann
haben Sie gerade den Vertrag gebrochen, und damit ist jede
Vereinbarung zwischen uns aufgehoben. Also geben Sie mir bitte meinen
Reisepass zurück. Ich werde sofort gehen."
    "Du
denkst, das sei so einfach?" Die ältere Frau schüttelte
fast traurig den Kopf. "Du träumst, hija ."
    "Ich
verstehe nicht, was so kompliziert ist.
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