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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht
Autoren: Luanne Rice
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anzusprechen.
    »Als ich dachte, ich wäre schwanger«, fuhr Chloe fort.
    »Aber du warst es nicht«, erinnerte Jane sie.
    Chloe nickte. »Aber in der Zeit, als ich befürchtete, ich sei es … ist es mir genauso gegangen wie dir. Damals war mir das nicht klar. Ich wusste nur, dass ich Angst hatte, einer Panik nahe war. Ich stellte mir vor, wie meine Eltern darauf reagieren würden, wie sich mein Leben ein für alle Mal verändern würde. Mit der Schule wäre es aus und vorbei gewesen; alle hätten es gesehen … alle hätten es gewusst.«
    »Ach, Chloe.« Jane schloss die Augen, berührte unwillkürlich ihren eigenen Bauch, dachte daran, wie es gewesen war, als die Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war, als sie bis zur Niederkunft ins St. Joseph geschickt wurde.
    »Ich konnte nur daran denken, dass mein Leben zerstört war … wie deines.«
    Jane riss die Augen auf. »Aber mein Leben war nicht zerstört! Nicht im Mindesten! Ich hatte ja dich …«
    »Aber du musstest mich hergeben«, sagte Chloe. »Als ich dachte, ich sei schwanger, grübelte ich darüber nach, was ich tun sollte. Das Schlimmste, Unerträglichste war die Vorstellung, mein Baby in fremde Hände zu geben … dann hätte ich auf das einzig Gute verzichtet, das bei so schlimmen, Leben zerstörenden Erfahrungen herauskommt. Das Baby.«
    »Du warst das einzig Gute daran«, sagte Jane mit leuchtenden Augen und voller Ehrfurcht vor dem Einfühlungsvermögen ihrer Tochter.
    »Aber du musstest mich weggeben«, sagte Chloe.
    Jane nickte. »Aber ich durfte dich in den Armen halten. Nur für kurze Zeit, aber …« Sie hielt inne, schluckte. »Es reichte aus. Für ein ganzes Leben.«
    »Wie?«, fragte Chloe. »Wie kann das sein? Mir hat es nicht ausgereicht …« Sie ergriff Janes Hand.
    »Sie ist jetzt bei dir«, sagte Dylan und trat einen Schritt vor, als wüsste er, dass die beiden kurz davor waren, zu weinen und nie wieder aufzuhören.
    »Ihr habt euch wiedergefunden«, meinte Mona.
    »Als hätten wir uns gegenseitig wie mit einem Radar geortet«, erklärte Chloe lächelnd. »Ja, genauso war’s.«
    »Radar«, sagte Jane. »Kann ich mir gut vorstellen.«
    »Darf ich dich etwas fragen? Bevor wir alle nach unten gehen und wieder am Fest teilnehmen?«, sagte Chloe.
    »Am Schwof«, verbesserte Mona sie.
    »Natürlich«, sagte Jane. »Frag nur.«
    »Warum hast du mich Chloe genannt?« Sie war blass geworden. Sogar ihre Lippen waren bleich, als wäre sie zu der Schlussfolgerung gelangt, das Geheimnis ihrer Existenz hinge von Janes Antwort ab. Sie ergriff Monas Arm, als bedürfte sie einer körperlichen Stütze.
    »Brauchen wir einen Trommelwirbel für die Ankündigung?«, erkundigte sich Mona.
    Dylan lachte, aber seine Augen blickten gespannt.
    Jane errötete. Sie hatte nie darüber gesprochen. Die Geschichte, die sich um Chloes Namen rankte, war ein Geheimnis zwischen ihr und … Chloe.
    Sie lachte, als sie ihre halbwüchsige Tochter ansah.
    »Was ist daran so komisch?«, wollte Chloe wissen.
    »Es ist komisch, weil du ihn mir selbst genannt hast.«
    »Ich habe dir meinen
Namen
genannt?«
    Jane nickte. Sie spürte, wie sich die Zeiger der Uhr zurückdrehten, so schnell, dass ihr beinahe schwindelte; sie befand sich wieder im Zug, auf der Heimfahrt von der Pennsylvania Station, wo sie sich mit Jeffrey getroffen hatte. Sie war todmüde gewesen und eingenickt. Sie hatte geträumt … von Chloe.
    »Ich war im Zug«, sagte sie. »Ich war völlig erschöpft … schlief während der ganzen Fahrt …« Sie beschloss, ihre Gefühle für Jeffrey auszuklammern. Sie würde sich genau überlegen müssen, was sie von ihm erzählen wollte, falls überhaupt. »Der Zug fuhr die ganze Zeit am Meer entlang, an dem Teil der Küste von Connecticut, wo man überall Wasser sieht. Häfen und Strände, der Long Island Sound …«
    Chloe hob fragend eine Braue. »Mit wem warst du unterwegs?«
    »Ich war allein, mit dir.«
    Chloe hörte schweigend zu.
    »Nur wir beide. Es fällt mir schwer, es zu erklären, aber genau so habe ich es damals empfunden. Ich spürte, dass du bei mir warst, im Zug. Obwohl ich gerade erst herausgefunden hatte, dass ich schwanger war. Und ich nicht wissen konnte, ob mit einem Jungen oder einem Mädchen. Aber ich hatte so eine Ahnung, eine Art intuitives Wissen, genauer gesagt.«
    »Dass ich ein Mädchen war?«
    Jane nickte. »Und ich hatte einen Traum.« Sie schloss die Augen, nur zwei Sekunden lang, und schon war ihr, als träumte sie noch
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