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Tanz im Feuer

Tanz im Feuer

Titel: Tanz im Feuer
Autoren: Sandra Brown
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an. »Es tut mir leid, Leigh.« Er kam an den Schreibtisch, ließ sich müde auf der Kante nieder, fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und barg dann sein Gesicht in den Handflächen. Als wollte er sich die Haut vom Fleisch reißen, zog er sich die Finger über Augen,Wangen, Nase und Mund, bevor er die Hände sinken ließ. Nutzlos baumelten sie zu beiden Seiten herab. »Es tut mir so leid, Leigh. Aber ich kann es einfach nicht ändern.« Er hielt kurz inne. »Ich muss weg.«
    »Das kannst du nicht. Das darfst du nicht! Ich weiß, dass du mich nicht allein lassen wirst!«
    Er sah sie an, flehte umVerständnis. »Das würde ich auch nicht. Ich würde es bestimmt nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließe. Aber die Umstände gebieten es. Irgendwo da unten inVenezuela ist ein Öltank in die Luft geflogen. Der Junge, der an meiner Stelle hinfliegen sollte, hatte gestern Nacht einen Motorradunfall. Er liegt mit Streckverband in einem Krankenhaus in Dallas. Ich muss hin, Leigh. Grayson hat sich tausendmal entschuldigt, hat mir versichert, dass er nicht angerufen hätte, wenn …«
    Ihre Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. »Soll mich das trösten? Dass er sich entschuldigt hat, weil er dich aus deiner Hochzeit reißt, weil er dich aus deinen Flitterwochen und von mir wegholt? Braucht er sich bloß zu entschuldigen, und schon ist alles wieder gut?«Vor Angst wurde sie immer wütender und zynischer.
    Er seufzte müde. »Nein, verdammt noch mal. Ich wollte dir doch bloß erklären, dass es wirklich nicht anders geht. Niemand kann was dafür.« Er breitete verständnissuchend die Hände aus.
    Mit zwei schnellen, langen Schritten war sie bei ihm. »Wie du mir einmal erklärt hast, Chad, hat man immer eineWahl. Du hättest dieWahl, nicht zu gehen.«
    Noch während sie das sagte, schüttelte er den Kopf. »Das kann ich nicht, Leigh. Und du weißt genau, dass ich das nicht kann.«
    Ihre Lippen schmolzen zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen. Angst undWut lieferten sich nun ein erbittertes Gefecht in ihrem Herzen. »Du könntest es, wenn du mich wirklich lieben würdest.«
    Der Fluch kam unwillkürlich über seine Lippen, klang aber eher verzweifelt als wütend. Leigh wusste, dass sie unvernünftig war, aber sie war jenseits allerVernunft.Wer konnte von einer Braut verlangen, dass sie gleichmütig und widerspruchslos zusah, wie ihr Ehemann noch vor den Flitterwochen zu einem gefährlichen Einsatz abberufen wurde?War es nicht verständlich, dass sie verbittert und gehässig reagierte? Gut, sie hatte sich vorgenommen, sich mit seiner Arbeit und den damit verbunden Gefahren abzufinden. Aber doch nicht an ihrem Hochzeitstag!
    »Das hat nichts, aber auch gar nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun, Leigh«, beteuerte Chad. »Das weißt du ganz genau. Aber du weißt auch, dass ich nicht anders kann. Es ist meine Pflicht!«
    »Ich pfeif auf deine Pflicht! Die Pflicht steht mir bis hier!«, schrie sie ihn an und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Diese Sprüche habe ich zur Genüge von Greg gehört! Fang du mir nicht auch noch damit an! Gibt es für euch Männer denn gar nichts anderes? Denkt ihr immer nur an eure Pflichten? An eureVerantwortung?« Sie merkte, dass sie am ganzen Leib bebte. Ihr zitterten die Knie, und sie hielt sich an der Lehne eines Sessels fest, um nicht plötzlich zusammenzusinken. »Bei Gott, du hast auch mir gegenüber Pflichten undVerantwortung, Chad Dillon! Du hast sie vor genau zwei Stunden übernommen, als du mich geheiratet hast.«
    »Leigh, um Himmels willen, bitte nimm dochVernunft an«, stöhnte er. »Ich liebe dich doch. Ich muss für unbestimmte Zeit weg, und ich möchte nicht, dass wir uns so trennen. Bitte versteh mich doch.«
    Leigh drohte das Herz aus Liebe zu ihm zu zerspringen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie ihre geistige Gesundheit, ihr Leben aufgeben würde, wenn sie jetzt aufgeben würde, wenn sie jetzt nachgab.Verzweifelt flehte sie: »Beweis mir, dass du mich liebst. Bleib bei mir. Geh nicht weg!«
    »Du verlangst zu viel«, antwortete er. Ihm war anzusehen, wie ihn sein Gewissen quälte. »Bitte mich nicht um etwas, was ich dir nicht geben kann.«Vorsichtig, als hätte er Angst, dass sie nach ihm schlagen würde, machte er einen Schritt auf sie zu. »Hab keine Angst. Ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpassen werde. Ich werde nicht zulassen, dass mir etwas passiert, wenn ich weiß, dass ihr beide hier auf mich wartet.«
    DieWorte hallten in ihrem
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