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Tanz des Verlangens

Tanz des Verlangens

Titel: Tanz des Verlangens
Autoren: Kresley Cole
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zu Boden. In dem Moment, als er seine Hände um den muskulösen Hals des Lykae legt, lässt diese Bestie etwas um sein rechtes Handgelenk einschnappen.
    Handschellen? Er drückt noch fester zu und stößt ein harsches Lachen aus. „Du glaubst doch wohl nicht, dass mich das aufhalten kann?“ Unter seinen Händen brechen Knochen. Gleich ist es geschafft, und er würde seine Genugtuung über den Tod seines Feindes am liebsten laut in die Nacht hinausschreien.
    Der Werwolf schließt die Handschellen um sein linkes Handgelenk.
    Was ist das? Das Metall weigert sich nachzugeben. Es bricht nicht. Die wollen mich lebendig kriegen, verdammt noch mal!? Er springt auf die Füße und bereitet sich auf die Translokation vor. Nichts. Sebastian liegt auf dem Boden, Blut strömt aus einer Wunde an seiner Schläfe, doch er hält seinen Bruder an den Fußknöcheln fest.
    Er tritt Sebastian, trifft dessen Brust mit voller Wucht. Rippen krachen. Gleich darauf wirbelt er herum, gerade noch rechtzeitig, um die massive Fußstange von der Bar abzufangen, mit der der Lykae mitten in sein Gesicht zielt.
    Er gerät ins Taumeln, bleibt aber auf den Beinen.
    „Was zum Teufel ist denn mit dem los?“, brüllt der Lykae und schwingt die Stange erneut mit aller Kraft.
    Der brutale Schlag trifft ihn am Hals und lässt ihn den Bruchteil einer Sekunde lang zögern. Lange genug, dass seine Brüder ihn zu Boden ringen.
    Er schlägt und beißt um sich, schnappt mit seinen Fängen nach ihnen. Komme nicht los … kann mich nicht … Sie befestigen die Fesseln um seine Handgelenke an einer weiteren Kette. Er tritt wild um sich, nur um fassungslos festzustellen, dass sie auch seine Beine fesseln.
    Schäumend vor Wut wehrt er sich mit aller Kraft gegen die Fesseln. Das Metall durchschneidet seine Haut bis auf die Knochen. Ohne Erfolg.
    Gefangen. Er brüllt, spuckt Blut auf seine Gegner, nimmt kaum wahr, dass sie miteinander reden.
    „Ich hoffe, euch ist ein guter Platz eingefallen, wo ihr ihn unterbringen könnt“, sagt Sebastian, der immer noch heftig atmet.
    „Ich habe ein Herrenhaus gekauft, das schon seit Langem leer steht“, erwidert Nikolai krächzend. „Das Ding heißt Elancourt.“
    Trotz seiner Wut spürt er die eisigen Schauer, die ihn durchströmen. Der Schmerz in seinem verletzten Arm steigert sich ins Unerträgliche. Ein Traum. Sein Verhängnis. Er kann nicht in dieses Haus gehen, so viel weiß er mit primitiver Gewissheit. Er ist zu stark, als dass sie ihn translozieren könnten – es bleibt immer noch Zeit zu entkommen.
    Wenn sie ihn dorthin bringen, dann jedenfalls nicht lebendig …
    Unter einem bewölkten Nachthimmel kniete der Geist von Néomi Laress in der Einfahrt an der Grenze ihres Besitzes und starrte gierig auf die Zeitung, die in Plastik eingewickelt vor ihr lag.
    Auch heute wieder hatte der Zeitungsbote – dieser launenhafte Unmensch – die Einfahrt verfehlt und das Bündel diesmal einfach auf die verlassene Landstraße geworfen.
    Néomi sehnte sich verzweifelt nach dieser Zeitung, nach den Nachrichten, Besprechungen und Kommentaren, die die Monotonie ihres Lebens – beziehungsweise ihres nunmehr achtzig Jahre währenden Lebens nach dem Tode – aufbrechen würden.
    Aber sie konnte das Grundstück nicht verlassen, um sie zu holen. Als Geist war Néomi imstande, Gegenstände mithilfe von Telekinese zu bewegen, und auf Elancourt waren ihrer Macht praktisch keine Grenzen gesetzt – sie konnte sämtliche Fenster klappern lassen oder das Dach abreißen, wenn sie Lust dazu verspürte, und oftmals passte sich das Wetter ihren Emotionen an –, aber außerhalb ihres Besitzes war sie machtlos.
    Ihr geliebtes Heim war zu ihrem Gefängnis geworden, ihrer Zelle für alle Ewigkeit, die fünfundzwanzig Morgen und ein Herrenhaus umfasste, das einen langsamen Tod starb. Es war nur einer von zahlreichen Flüchen des Schicksals – jeder einzelne anscheinend eigens in der Absicht entworfen, sie auf persönliche und speziell auf sie zugeschnittene Art und Weise zu quälen –, dass Néomi diesen Ort nicht verlassen konnte.
    Sie wusste nicht, wieso – nur dass es so war und stets so gewesen war, seit sie an jenem Morgen nach ihrer Ermordung die Augen aufgeschlagen hatte. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sie ihr geisterhaftes Spiegelbild zum ersten Mal gesehen hatte. Und Néomi erinnerte sich an den genauen Moment, in dem sie erkannt hatte, dass sie tot war, in dem sie zum ersten Mal begriffen hatte, was aus ihr geworden war.
    Ein
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