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Tanz des Verlangens

Tanz des Verlangens

Titel: Tanz des Verlangens
Autoren: Kresley Cole
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des Hauses Reparaturen vornahmen.
    Und das war noch längst nicht die Entwicklung, die sie in dieser Nacht am meisten überraschte. Als Conrad gesagt hatte: „Die Frau … wunderschön “, hatte er da womöglich von ihr gesprochen?
    Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als ungeduldig darauf zu warten, dass er das Bewusstsein wiedererlangte, damit sie dies herausfinden konnte.
    Er lag nach wie vor da, wie seine Brüder ihn vergangene Nacht hinterlassen hatten: auf der neuen Matratze, die sie für ihn hingelegt hatten, die Handgelenke hinter dem Rücken zusammengekettet. Die schmutzigen Stiefel hatten sie ihm ausgezogen und die Fußfesseln abgenommen. Seine zerrissene Kleidung war inzwischen getrocknet, der Stoff war vom Matsch bretthart. Die grauenhaften klaffenden Wunden auf seiner Brust waren innerhalb weniger Stunden vollkommen verheilt.
    Sie schwebte in einer sitzenden Position ungefähr einen halben Meter über dem Bett und fragte sich, wie lange er denn wohl noch ohnmächtig daliegen würde. Sie hatte angenommen, dass alle Vampire tagsüber in eine Art Komazustand fielen, aber seine Brüder unten im Erdgeschoss kamen und gingen nach wie vor unermüdlich und teleportierten fleißig verschiedene Gegenstände ins Haus.
    Diese Warterei war unerträglich. Denn vielleicht hat er … mich gesehen. Ja, niemand hatte sie je sehen können, und ja, diese Entwicklung beruhte ausschließlich auf der Vorstellung, dass er sie für schön hielt. Vielleicht wenn er jemand war, der sich nicht mit Nebensächlichkeiten wie rosigen Wangen und dem Anschein von blühender Gesundheit aufhielt …?
    Néomi war nicht notwendigerweise auf die Kenntnisnahme ihrer Gegenwart aus. Sie könnte genauso gut ein Bettlaken schwenken, auf das sie „ Bonjour sagt das Schreckgespenst!“ gemalt hatte, wenn sie es darauf anlegen wollte, um jeden Preis Aufmerksamkeit zu erregen oder womöglich einen Exorzismus herauszufordern. Nein, sie wollte gesehen werden. Sie sehnte sich danach, eine Unterhaltung zu führen.
    Diese Möglichkeit bedeutete, dass sich ihr ganzer grandioser Plan, die neuen Untermieter vor die Tür zu setzen, in Luft aufgelöst hatte und sich ihr Groll angesichts des Schadens, den sie Elancourt zugefügt hatten, vorübergehend gelegt hatte. Jetzt wünschte sie sich nur noch, dass sie blieben – vor allem Conrad.
    Die Neugier fraß sie schier auf. Warum war ausgerechnet dieser blutspuckende Vampir in der Lage, sie zu sehen – nach über achtzig Jahren immer wieder wechselnder Mieter? Und warum nicht seine Brüder? Als sie Conrad für den Tag fertig gemacht, sprich, ihn in Fesseln gelegt hatten, hatte Néomi wild mit den Armen gewunken und so laut geschrien, wie sie nur konnte. Sie hatte sich sogar auf sie gestürzt und ihre Körper durchquert – ohne jede Wirkung.
    Konnte Conrad sie deshalb sehen, weil er als Einziger rote Augen hatte?
    Sie richtete sich auf und schwebte von einer abblätternden blauen Wand zur anderen. Die Brüder hatten für Conrad zielsicher das Blaue Zimmer ausgewählt, das maskulinste aller Gästezimmer. Die dichten Vorhänge waren tiefblau, und die spärlichen Möbelstücke – das Bettgestell, der Nachttisch und ein Stuhl mit hoher Lehne vor dem Kamin – waren von dunkler Farbe und robust gearbeitet.
    Eigentlich hatte sie erwartet, dass sie in Särgen schlafen würden, aber sie hatten Conrad einfach auf das frisch zurechtgemachte Bett gelegt. Außerdem hatte sie angenommen, dass selbst indirekte Sonnenstrahlen sie verbrennen würden, aber der Raum war von bleichem Sonnenlicht so hell erleuchtet, dass man jedes Staubkörnchen sah. Und wenn die Vorhänge sich in der Zugluft bewegten, die durch das Haus wehte, dehnte sich das Licht bis zu seinen Füßen hin aus.
    In diesem Augenblick warf er sich auf den Rücken und rief ihr in Erinnerung, wie groß und kräftig er war. Seine breiten Schultern schienen das Bett von einer Seite zur anderen auszufüllen, und seine Füße ragten über das Ende hinaus. Er musste an die zwei Meter groß sein.
    Sie schwebte über ihm und blickte mit schräg zur Seite gelegtem Kopf auf ihn hinab. Er schien Anfang dreißig zu sein, aber das war schwierig zu schätzen mit all dem Dreck und dem Blut, die sein Gesicht bedeckten. Sie schluckte nervös, konzentrierte sich und nutzte ihre telekinetischen Fähigkeiten, um seine Oberlippe zurückzuziehen, wobei sie allerdings erst einmal in seine Nase piekste, bevor es klappte.
    Als sich die Lippen teilten, sah sie weiße Zähne in dem
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