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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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zugehen zu sehen, als sie – allein – die Aula betrat. Aber dass er sich auch noch mit ihr unterhielt und ab und zu in schallendes Gelächter ausbrach, war wirklich unglaublich. Bislang hatte er immer behauptet, Hannah Platinblond läge weit unter seinem Niveau. Anscheinend war seines rapide gesunken oder ihres sprunghaft angestiegen. Wie Raffael wohl reagieren würde, wenn er die beiden entdeckte? Ich behielt sowohl die Eingangstür als auch Florian im Auge.
    Wie jeden Vormittag hatten wir Schulversammlung, und Frau Germann, unsere immer korrekt in Kostüm und Bluse gekleidete Rektorin, versuchte gerade unsere Lernmotivation für die letzte Etappe vor den Sommerferien anzukurbeln. Wie meistens standen die älteren Schüler weiter hinten und unterhieltensich, während die Jüngeren, die diese Anfeuerungsparolen noch nicht so oft gehört hatten, halbwegs aufpassten.
    »Was hat Florian denn vor?«, flüsterte ich Marisa zu. »Gräbt er Hannah etwa freiwillig an, oder gehört das zum Plan? Und wie habt ihr Raffael aufgehalten? Hat Max ihn k. o. geschlagen?«
    »Sei leise! Juliane weiß nichts davon.« Marisa hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Kichern zu verbergen. Sicher konnte auch sie sich nur schwer vorstellen, wie der kleine, gutmütige Max den großen Raffael niederschlug.
    »Wovon weiß ich nichts?«, mischte sich Juliane ein, die ihren Namen aufgeschnappt hatte.
    »Dass Florian seit neuestem auf Hannah steht«, erklärte ich sarkastisch.
    »Was?! Das ist nicht dein Ernst!«
    »Na, dann schau mal nach rechts, wenn du mir nicht glaubst.«
    Julianes hellgraue Augen begannen zu strahlen, als sie Hannah entdeckte, die tatsächlich mit Florian flirtete – sie schöpfte wohl Hoffnung, Raffael könnte bald zu Hannahs Vergangenheit gehören.
    »Aber ich glaube, seine Chancen, bei ihr zu landen, sind gleich null. Raffael sieht einfach zu gut aus«, bremste ich ihren Enthusiasmus.
    Julianes Gesicht versteinerte. »Florian ist gar nicht so übel. Er hat zwar nur braune Haare und keine so außergewöhnlich schwarzen Locken wie Raffael, dafür sind seine Augen blau.«
    »Und er ist schmächtiger.«
    »Breit genug!«, zischte Juliane zurück, während sich auf ihrem blassen, von aschblonden Haaren umrahmten Gesicht rote Flecken bildeten.
    »Na, das hätte dir auch früher auffallen können. Wie’s aussieht, wechselt Florian gerade ins feindliche Lager. Und er wäre nicht der Erste, der …« Marisas Stoß in meinen Rücken brachte mich zur Besinnung, bevor ich dir abhandenkommt hinzufügenkonnte und stattdessen ein »sicher äußerst überrascht von deiner Meinung wäre« hervorbrachte.
    Die Wolkendecke riss auf. Mein Herz begann zu rasen, als ein Lichtstrahl durch die Glaskuppel der Aula fiel und genau die Stelle erhellte, an der ich stand. Ich schloss die Augen und spürte, wie sich Wärme in mir ausbreitete. War es möglich, im Schatten zu bleiben, wenn sich das Licht so unglaublich gut anfühlte? Die Wolken siegten, ehe ich mich in der Erinnerung an Christopher verlor – und das belebende Gefühl in meinem Körper verschwand.
    »Hast du das gesehen? Sie hat ihm ihre Hand auf die Schulter gelegt und ihm etwas ins Ohr geflüstert!«
    Es dauerte einen Moment, bis ich zu Marisa zurückfand und antworten konnte. »Vielleicht hat sie Raffael doch aufgefressen, und Florian ist ihr nächstes Opfer«, spöttelte ich. Allerdings war mir nicht ganz wohl bei der Sache. Schließlich hatte ich bei meinem Ausflug in Christophers Welt nicht nur Engel, sondern auch andere dämonische Kreaturen kennengelernt. Warum sollte es nicht ein Wesen geben, das seine Liebhaber verschlang? Und Hannah, mit ihrem platinblonden Schopf und ihren üppigen Kurven, war wie dafür geschaffen, Jungs ins Verderben zu locken.
    »Übrigens, als Nächstes sind wir dran«, flüsterte Marisa mir zu. »Und wag ja nicht, zu kneifen! Auch Florian musste in den sauren Apfel beißen.«
    Ich platzte fast vor Ungeduld, mehr von Marisa zu erfahren – um es ihr auszureden. Meine Freunde wussten schließlich nicht, wen sie sich da zum Feind machten. Doch Marisa ließ mich zappeln, was ihre Pläne betraf. Und Raffael blieb auch den Rest des Tages verschwunden, so dass ich mir – trotz allem, was er getan hatte – tatsächlich Sorgen um ihn machte. Vielleicht war ihm wirklich etwas zugestoßen, oder – noch schlimmer – Sanctifer hatte ihn zu sich befohlen.
    Erst nach dem Abendessen gab Marisa meinen bohrenden Fragen nach und schleppte mich auf mein Zimmer. Dank
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