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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition)
Autoren: Roman Lukitsch
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verschiedene Aufschriften in portugiesischer Schrift deuteten darauf hin. Gerüchte die wir schon in Katanga vernahmen sprachen davon, dass die Rebellen Waffen aus dem Ostblock hätten doch hier konnten wir das nicht bestätigen. 
    Der junge Bakongo, er dürfte um die achtzehn Jahre alt sein, wieselte um Zouzou herum und dankte es ihr auf seine Weise, dass sie ihn nicht gleich kurzer Hand erschossen hatte, was nach dem Verständnis von "fressen und gefressen werden ", durchaus für uns legitim gewesen wäre. Der Junge, hätte uns vor wenige Augenblicke, zusammen mit seinen Kameraden noch massakriert, wenn es für sie günstiger gelaufen wäre. Vielleicht brachte uns dieses Verhalten ihm gegenüber noch einmal dem Himmel ein wenig näher? Nachdem er auf Befehl von Zouzou alle Waffen eingesammelt hatte, begann er seine toten Kameraden nebeneinander aufzubahren und zog ihnen zu unserer Verwunderung die Stiefel aus und stellte sie seinen ehemaligen Besitzer direkt vor die Füße. Ich nahm mein Gewehr über die Schulter und begab mich alleine zu dem Flugzeugwrack um Phill und Nbele zu begraben. Zouzou hielt ihre Pistole in der Hand und bewachte den Schwarzen Bakongo Soldaten, während Sabi Loulou mit dem Rücken an einen Baum gelehnt auf dem Boden saß.
    Teilnahmslos beobachtete sie die beiden und rauchte ihre Zigarette. Sie nahm auch wenig Notiz davon, dass ich zu dem Flugzeugwrack ging. Auf halben Weg ging ich an einem gewaltigen Termitenhügel vorbei, den ich vorhin nicht wahrgenommen hatte. Was sich die Natur wohl dabei dachte, als sie mitten im Regenwald eine Savanne entstehen ließ, die zu einem Drittel aus Trockensavanne und zu zwei Drittel aus Feuchtsavanne bestand? 
    Seltsam verrenkt sahen die Blechteile des zerstörten Flugzeuges aus. Wie ein Körper, dessen Knochengerüst mehrfach zerbrochen ist und das den Rumpf mit seinen Bestandteilen nicht mehr zusammen halten konnte. Die Propeller waren in sich verdreht, stärker als es der Konstrukteur auf seinem Zeichenbrett vorgesehen hatte. Das Fahrwerk war seitlich zum Rumpf abgebrochen und das Leitwerk war beim Aufsetzen des Flugzeuges in dem ausgetrockneten Bachlauf nach oben abgeknickt.  Mit einem Male sah ich die sterblichen Überreste von Phill und Nbele. Fast wäre ich auf sie getreten und nur ein Stolpern zur Seite, konnte dies verhindern. Ich hätte schreien können bei diesem Anblick und ein unbeschreibliches Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht kam in mir hoch. Keine Wut und kein Zorn stieg auf, nur grenzenlose hoffnungslose Resignation vor dem steinzeitlich Animalischen, das uns Menschen dieses zwanzigsten Jahrhunderts noch zu solchen Taten befähigt. Jetzt verstand ich den Gesichtsausdruck von Sabi Loulou, als sie sich mit einem starken Seufzer zu Füßen eines mächtigen Tropenbaumes nieder ließ. Wie Wahnsinnige hatten wir die Schwarzen nieder geschossen. Nicht aus Wut oder Mordlust, sondern nur aus Angst von deren Catanas zerhackt zu werden. Warum hatten diese Soldaten den ohnehin schon toten Phill und seinen schwarzhäutigen Mechaniker Nbele, mit dem Buschmesser zerstückelte. Sie besaßen wohl eine noch höhere Angst vor unsichtbaren Mächten.
    Merkwürdigerweise hatten sie Phill und Nbele ebenfalls die Schuhe ausgezogen und ordentlich vor ihre Füße gestellt, so wie es der junge Soldat vor kurzem bei seinen Kameraden tat.
    Mühsam zog ich die zerhackten Leichname der beiden in den ausgetrockneten Bachlauf, etwa zehn Meter von dem Wrack entfernt, um danach nach einem Klappspaten oder ähnlichem zu suchen. Nach kurzen Suchen in dem Flugzeugwrack fand ich eine Kiste mit verschiedenen Werkzeuge und ebenso zwei Klappspaten. Ich sah auch noch die beiden Transportkisten aus Aluminium die ich später genauer untersuchen wollte. Es waren noch hunderte Kilometer Fußmarsch bis Negage dem portugiesischen Stützpunkt, der vor uns lag und ich dachte, dass vielleicht noch einiges nützliches in den Transportkisten sein könnte. Zuerst allerdings waren Phill und Nbele zu bestatten. Mit dem Klappspaten in der Hand ging ich zu den Leichnamen der beiden, als es fürchterlich zu regnen begann. Alles was Wolke hieß, öffnete die Schleusen und fiel mit einer Macht auf den harten Boden der diese Wassermassen gar nicht aufnehmen konnte. In wenige Minuten stand ich fast knöcheltief im Wasser und ich bekam meine Bedenken ob der vorgesehene Ort der Beerdigung auch das Richtige sei.
     
    Wir wussten sehr wenig von Angola. Nur soviel, als das in der Nordprovinz im März
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