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Tannhaeuser

Tannhaeuser

Titel: Tannhaeuser
Autoren: Richard Wagner
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zu

    Â 

    ELISABETH.

    So stehet auf!

    Nicht sollet hier Ihr knien, denn diese Halle

    ist Euer Königreich. O, stehet auf!

    Nehmt meinen Dank, daß Ihr zurückgekehrt!

    Wo weiltet Ihr so lange?

    TANNHÄUSER sich langsam erhebend.

    Fern von hier,

    in weiten, weiten Landen; – dichtes Vergessen

    hat zwischen heut und gestern sich gesenkt.

    All mein Erinnern ist mir schnell geschwunden,

    und nur des Einen muß ich mich entsinnen,

    daß ich nie mehr gehofft, Euch zu begrüßen,

    noch je zu Euch mein Auge zu erheben.

    ELISABETH.

    Was war es dann, das Euch zurückgeführt?

    TANNHÄUSER.

    Ein Wunder war's,

    ein unbegreiflich hohes Wunder!

    ELISABETH freudig aufwallend.

    Ich preise dieses Wunder aus meines Herzens Tiefe!

    Â 

    Sich mäßigend, in Verwirrung

    Â 

    Verzeiht, wenn ich nicht weiß, was ich beginne!

    Im Traum bin ich und tör'ger als ein Kind,

    machtlos der Macht der Wunder preisgegeben.

    Fast kenn ich mich nicht mehr ...O helfet mir,

    daß ich das Rätsel meines Herzens löse!

    Der Sänger klugen Weisen

    lauscht ich sonst wohl gern und viel;

    ihr Singen und ihr Preisen

    schien mir ein holdes Spiel.

    Doch welch ein seltsam neues Leben

    rief Euer Lied mir in die Brust!

    Bald wollt es mich wie Schmerz durchbeben,

    bald drang's in mich wie jähe Lust;

    Gefühle, die ich nie empfunden,

    Verlangen, das ich nie gekannt!

    Was sonst mir lieblich, war verschwunden

    vor Wonnen, die noch nie genannt! –

    Und als Ihr nun von uns gegangen,

    war Frieden mir und Lust dahin;

    die Weisen, die die Sänger sangen,

    erschienen matt mir, trüb ihr Sinn;

    im Traume fühlt ich dumpfe Schmerzen,

    mein Wachen ward trübsel'ger Wahn:

    die Freude zog aus meinem Herzen –

    Heinrich! Heinrich! Was tatet Ihr mir an?

    TANNHÄUSER begeistert.

    Den Gott der Liebe sollst du preisen!

    Er hat die Saiten mir berührt,

    er sprach zu dir aus meinen Weisen,

    zu dir hat er mich hergeführt.

    ELISABETH.

    Gepriesen sei die Stunde,

    gepriesen sei die Macht,

    die mir so holde Kunde

    von Eurer Näh gebracht!

    Von Wonneglanz umgeben

    lacht mir der Sonne Schein;

    erwacht zu neuem Leben,

    nenn ich die Freude mein!

    TANNHÄUSER.

    Gepriesen sei die Stunde,

    gepriesen sei die Macht,

    die mir so holde Kunde

    aus deinem Mund gebracht!

    Dem neu erkannten Leben

    darf ich mich mutig weihn ;

    ich nenn in freud'gem Beben

    sein schönstes Wunder mein!

    WOLFRAM im Hintergrunde.

    So flieht für dieses Leben

    mir jeder Hoffnung Schein!

    Â 

    Tannhäuser trennt sich von Elisabeth; er geht auf Wolfram zu, umarmt ihn heftig und entfernt sich mit ihm durch die Treppe. – Elisabeth blickt Tannhäuser vom Balkon aus nach.

    Â 

    Â 

    Dritte Szene

    Â 
    Der Landgraf tritt aus einer Seitentüre ein. Elisabeth eilt auf ihn zu und birgt ihr Gesicht an seiner Brust

    Â 

    LANDGRAF.

    Dich treff ich hier in dieser Halle, die

    so lange du gemieden? Endlich denn

    lockt dich ein Sängerfest, das wir bereiten?

    ELISABETH.

    Mein Oheim! O, mein güt'ger Vater!

    LANDGRAF.

    Drängt

    es dich, dein Herz mir endlich zu erschließen?

    ELISABETH.

    Sieh mir ins Auge! Sprechen kann ich nicht.

    LANDGRAF.

    Noch bleibe denn unausgesprochen

    dein süß Geheimnis kurze Frist;

    der Zauber bleibe ungebrochen

    bis du der Lösung mächtig bist.

    So sei's! Was der Gesang so Wunderbares

    erweckt und angeregt, soll heute er

    enthüllen und mit Vollendung krönen;

    die holde Kunst, sie werde jetzt zur Tat!

    Â 

    Man hört im Hintergrunde, tief, wie im Schloßhof , Trompeten

    Â 

    Schon nahen sich die Edlen meiner Lande,

    die ich zum seltnen Fest hieher beschied;

    zahlreicher nahen sie als je, da sie

    gehört, daß du des Festes Fürstin seist.

    Â 

    Â 

    Vierte Szene

    Â 
    Der Landgraf und Elisabeth treten an den Balkon, um nach der Ankunft der Gäste zu sehen. Vier Edelknaben treten auf und melden an. Sie erhalten vom Landgrafen Befehl für den Empfang usw. – Die Ritter und Grafen treten einzeln mit Edelfrauen und Gefolge, welches im Hintergrunde bleibt, ein und werden vom Landgrafen und von Elisabeth empfangen

    Â 

    CHOR.

    Freudig begrüßen wir die edle Halle,

    wo Kunst und Frieden immer nur verweil ,

    wo lange noch der frohe Ruf erschalle:

    Thüringens Fürsten, Landgraf Hermann, Heil!

    Â 

    Die Versammelten haben alle die ihnen angewiesenen, einen
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