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Tannhaeuser

Tannhaeuser

Titel: Tannhaeuser
Autoren: Richard Wagner
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Schalmei. Man hört den Gesang der älteren Pilger, welche, von der Richtung der Wartburg herkommend, auf dem Bergwege sich nähern

    Â 

    DIE ÄLTEREN PILGER.

    Zu dir wall ich, mein Jesus Christ,

    der du des Pilgers Hoffnung bist!

    Gelobt sei, Jungfrau süß und rein!

    Der Wallfahrt wolle günstig sein!

    Â 

    Der Hirt, den Gesang vernehmend, hält auf der Schalmei ein und hört andächtig zu

    Â 

    Ach, schwer drückt mich der Sünden Last,

    kann länger sie nicht mehr ertragen;

    drum will ich auch nicht Ruh noch Rast,

    und wähle gern mir Müh und Plagen,

    Am hohen Fest der Gnad und Huld

    in Demut büß ich meine Schuld,

    gesegnet, wer im Glauben treu!

    Er wird erlöst durch Buß und Reu.

    DER HIRT als die Pilger auf der ihm gegenüberliegenden Höhe angelangt sind, ruft ihnen, die Mütze schwenkend, laut zu.

    Glück auf! Glück auf nach Rom!

    Betet für meine arme Seele!

    Â 

    Tannhäuser, der in der Mitte der Bühne wie festgewurzelt gestanden, sinkt heftig erschüttert auf die Knie

    Â 

    TANNHÄUSER.

    Allmächt'ger , dir sei Preis!

    Groß sind die Wunder deiner Gnade!

    Â 

    Der Zug der Pilger biegt von hier an auf dem Bergwege bei dem Muttergottesbilde links ab und verläßt so die Bühne. – Der Hirt entfernt sich ebenfalls mit der Schalmei rechts von der Höhe; man hört die Herdeglocken immer entfernter

    Â 

    DIE PILGER.

    Zu dir wall ich, mein Jesus Christ,

    der du des Pilgers Hoffnung bist!

    Gelobt sei, Jungfrau süß und rein!

    Der Wallfahrt wolle günstig sein!

    Â 

    Die Pilger haben hier bereits die Bühne verlassen

    Â 

    TANNHÄUSER auf den Knien, wie in brünstiges Gebet versunken.

    Ach, schwer drückt mich der Sünden Last,

    kann länger sie nicht mehr ertragen;

    drum will ich auch nicht Ruh noch Rast,

    und wähle gern mir Müh und Plagen ...

    Â 

    Tränen ersticken seine Stimme; er neigt das Haupt tief zur Erde und scheint heftig zu weinen. – Aus dem Hintergrunde, sehr entfernt, wie von Eisenach her, hört man Glockengeläute

    Â 

    DIE PILGER sehr entfernt.

    Am hohen Fest der Gnad und Huld

    in Demut sühn ich meine Schuld,

    gesegnet, wer im Glauben treu! ...

    Â 

    Während sich der Klang der Hörner allmählich nähert, schweigt das entfernte Geläute

    Â 

    Â 

    Vierte Szene

    Â 
    Von der Anhöhe links herab, aus einem Waldwege, treten der Landgraf und die Sänger in Jägertracht einzeln auf. Im Verlaufe der Szene findet sich der ganze Jagdtroß des Landgrafen nach und nach auf der Bühne ein

    Â 

    DER LANDGRAF auf halber Höhe, Tannhäuser erblickend.

    Wer ist dort in brünstigem Gebete?

    WALTHER.

    Ein Büßer wohl.

    BITEROLF .

    Nach seiner Tracht ein Ritter.

    Â 

    Wolfram eilt zunächst auf Tannhäuser zu und erkennt ihn

    Â 

    WOLFRAM.

    Er ist es!

    DIE SÄNGER UND DER LANDGRAF.

    Heinrich! Heinrich! Seh ich recht?

    Â 

    Tannhäuser, der überrascht schnell aufgefahren ist, faßt sich und verneigt sich stumm gegen den Landgrafen, nachdem er einen flüchtigen Blick auf ihn und die Sänger geworfen

    Â 

    LANDGRAF.

    Du bist es wirklich? Kehrest in den Kreis zurück,

    den du in Hochmut stolz verließest?

    BITEROLF .

    Sag, was uns deine Wiederkehr bedeutet?

    Versöhnung? Oder gilt's erneutem Kampf?

    WALTHER.

    Nahst du als Freund uns oder Feind? Als Feind?

    DIE ANDEREN SÄNGER AUSSER WOLFRAM.

    Als Feind?

    WOLFRAM.

    Oh, fraget nicht! Ist dies des Hochmuts Miene?

    Â 

    Er geht freundlich auf Tannhäuser zu

    Â 

    Gegrüßt sei uns, du kühner Sänger,

    der, ach, so lang in unsrer Mitte fehlt!

    WALTHER.

    Willkommen, wenn du friedlich nahst!

    BITEROLF .

    Gegrüßt, wenn du uns Freunde nennst!

    ALLE SÄNGER.

    Gegrüßt, gegrüßt, gegrüßt sei uns!

    LANDGRAF.

    So sei willkommen denn auch mir!

    Sag an, wo weiltest du so lang?

    TANNHÄUSER.

    Ich wanderte in weiter, weiter Fern, –

    da, wo ich nimmer Rast noch Ruhe fand.

    Fragt nicht! Zum Kampf mit euch kam ich nicht her;

    seid mir versöhnt – und laßt mich weiterziehn !

    LANDGRAF.

    Nicht doch! Der Unsre bist du neu geworden.

    WALTHER.

    Du darfst nicht ziehn !

    BITEROLF .

    Wir lassen dich nicht fort!

    TANNHÄUSER.

    Laßt mich! Mir frommet kein Verweilen,

    und nimmer kann ich rastend stehn !

    Mein Weg heißt mich nur
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