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Tannhaeuser

Tannhaeuser

Titel: Tannhaeuser
Autoren: Richard Wagner
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Scheußlich! Fluchenswert !

    In seinem Blute netzt das Schwert!

    Zum Höllenpfuhl zurückgesandt,

    sei er gefemt , sei er gebannt!

    Â 

    Alle dringen mit gezücktem Schwerte auf Tannhäuser ein, der eine trotzige Stellung einnimmt; Elisabeth stürzt dazwischen

    Â 

    ELISABETH.

    Haltet ein!

    Â 

    Alle halten in größter Betroffenheit an

    Â 

    LANDGRAF, RITTER UND SÄNGER.

    Was hör ich? Wie? Elisabeth!

    Die keusche Jungfrau für den Sünder?

    ELISABETH Tannhäuser mit ihrem Körper deckend.

    Zurück! Des Todes achte ich sonst nicht!

    Was ist die Wunde eures Eisens gegen

    den Todesstoß, den ich von ihm empfing?

    LANDGRAF, RITTER UND SÄNGER.

    Elisabeth, was muß ich hören?

    Wie ließ dein Herz dich so betören,

    von dem die Strafe zu beschwören,

    der auch so furchtbar dich verriet?

    ELISABETH.

    Was liegt an mir? Doch er – sein Heil!

    Wollt ihr sein ewig Heil ihm rauben?

    LANDGRAF, RITTER UND SÄNGER.

    Verworfen hat er jedes Hoffen,

    niemals wird ihm des Heils Gewinn!

    Des Himmels Fluch hat ihn getroffen!

    In seinen Sünden fahr er hin!

    Â 

    Sie dringen von neuem auf Tannhäuser ein

    Â 

    ELISABETH.

    Zurück von ihm! Nicht ihr seid seine Richter!

    Grausame! Werft von euch das wilde Schwert!

    Und gebt Gehör der reinen Jungfrau Wort!

    Vernehmt durch mich, was Gottes Wille ist!

    Der Unglücksel'ge , den gefangen

    ein furchtbar mächt'ger Zauber hält, –

    wie, sollt er nie zum Heil gelangen

    durch Sühn und Buß in dieser Welt?

    Die ihr so stark im reinen Glauben,

    verkennt ihr so des Höchsten Rat?

    Wollt ihr des Sünders Hoffnung rauben,

    so sagt, was euch er Leides tat?

    Seht mich, die Jungfrau, deren Blüte

    mit einem jähen Schlag er brach,

    die ihn geliebt tief im Gemüte,

    der jubelnd er das Herz zerstach! –

    Ich fleh für ihn, ich flehe für sein Leben;

    zur Buße lenke er reu'voll den Schritt!

    Der Mut des Glaubens sei ihm neu gegeben,

    daß auch für ihn einst der Erlöser litt.

    TANNHÄUSER in furchtbarer Zerknirschung zusammenstürzend.

    Weh! Weh mir Unglücksel'gem !

    LANDGRAF, RITTER UND SÄNGER.

    Ein Engel stieg aus lichtem Äther,

    zu künden Gottes heil'gen Rat!

    Blick hin, du schändlicher Verräter!

    Werd inne deiner Missetat!

    Du gabst ihr Tod, sie bittet für dein Leben!

    Wer bliebe rauh , hört er des Engels Flehn ?

    Darf ich auch nicht dem Schuldigen vergeben,

    dem Himmelswort kann ich nicht widerstehn !

    TANNHÄUSER.

    Zum Heil den Sündigen zu führen,

    die Gottgesandte nahte mir;

    doch ach! – sie frevelnd zu berühren

    hob ich den Lästerblick zu ihr!

    O du, hoch über diesen Erdengründen,

    die mir den Engel meines Heils gesandt!

    Erbarm dich mein, der, ach so tief in Sünden,

    schmachvoll des Himmels Mittlerin verkannt!

    DER LANDGRAF feierlich in die Mitte tretend.

    Ein furchtbares Verbrechen ward begangen;

    es stahl mit heuchlerischer Larve sich

    zu uns der Sünde fluchbeladner Sohn. –

    Wir stoßen dich von uns, bei uns darfst du

    nicht weilen! Schmachbefleckt ist unser Herd

    durch dich, und dräuend blickt der Himmel selbst

    auf dieses Dach, das dich zu lang schon birgt!

    Zur Rettung doch vor ewigem Verderben

    steht offen dir ein Weg – von mir dich stoßend,

    zeig ich ihn dir: nütz ihn zu deinem Heil!

    Versammelt sind aus meinen Landen

    bußfert'ge Pilger, stark an Zahl;

    die ältren schon voran sich wandten,

    die Jüngren rasten noch im Tal.

    Nur um geringer Sünde willen

    ihr Herz nicht Ruhe ihnen läßt ;

    der Buße frommen Drang zu stillen,

    ziehn sie nach Rom zum Gnadenfest.

    LANDGRAF, RITTER UND SÄNGER.

    Mit ihnen sollst du wallen

    zur Stadt der Gnadenhuld,

    im Staub dort niederfallen

    und büßen deine Schuld;

    vor ihm stürz dich darnieder,

    der Gottes Urteil spricht!

    Doch kehre nimmer wieder,

    ward dir sein Segen nicht!

    Mußt unsre Rache weichen,

    weil sie ein Engel brach,

    dies Schwert wird dich erreichen,

    harrst du in Sünd und Schmach!

    ELISABETH.

    Laß hin zu dir ihn wallen,

    du Gott der Gnad und Huld!

    Ihm, der so tief gefallen,

    vergib der Sünden Schuld!

    Für ihn nur will ich flehen,

    mein Leben sei Gebet!

    Laß ihn dein Leuchten sehen,

    eh er in Nacht vergeht!

    Mit freudigem Erbeben

    Laß dir ein Opfer weihn : –

    nimm hin, o nimm mein
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