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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale
Autoren: Eva Wlodarek
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Handlungen der Protagonisten gerne mit Symbolen angereichert werden. Während sich die Heldin verzweifelt fragt, ob ihr im Krieg verschollener Geliebter noch lebt, schwenkt die Kamera kurz auf eine geknickte Rose, oder der dramatische Showdown der Gegenspieler kündigt sich in einem heraufziehenden Gewitter an. Damit wird dem Zuschauer auf subtile Weise das Geschehen oder der innere Konflikt verdeutlicht. Was da parallel zur Handlung produziert wird, ist eine künstliche Synchronizität: Eins wird mit dem anderen sinnvoll verknüpft.
    |39| Diesen Kunstgriff können Sie auch für den Film Ihres Lebens nutzen. Das erfordert keine blühende Fantasie, denn Ihre Gedanken und Handlungen werden ohnehin ständig von äußeren Realitäten begleitet. Im Radio laufen Popsongs, beim Joggen sehen Sie an der Litfaßsäule ein Plakat, im Briefkasten liegt eine Einladung. Sie brauchen sich also nur aufmerksam umzuschauen und aus dem reichhaltigen Angebot eine für Sie passende Synchronizität herauszufiltern.
    Angenommen, Sie stehen vor einer Entscheidung oder Herausforderung. Das Für und Wider haben Sie mit Ihrem klugen Kopf ausführlich erwogen, trotzdem sind Sie keinen Schritt weiter. Dann versuchen Sie es so:
     
Formulieren Sie zunächst eine Frage zu Ihrem Problem. Zum Beispiel: »Lohnt es sich, diesen Auftrag anzunehmen?« »Ist das der richtige Partner für mich?« »Soll ich mir eine Eigentumswohnung kaufen?«
Schauen Sie sich nun aufmerksam um, ob Ihnen etwas in Ihrer Umgebung dazu vielleicht eine Antwort oder einen hilfreichen Hinweis gibt. Das kann ein Gesprächsfetzen sein, den Sie zufällig aufschnappen (»Da habe ich zu ihr gesagt, lass lieber die Finger davon«), die fette Überschrift einer Zeitschrift (»Die Krise hat mich stark gemacht«), eine Liedzeile im Radio (»Ich will doch nur spielen …«). Auch etwas in der Natur kann Sie ansprechen, wie der Anblick eines Vogelschwarms, ein welkes Blatt oder eine träge Katze in der Sonne.
    Robert, Allgemeinmediziner mit eigener Praxis, ist überarbeitet und erschöpft. Gerne würde er für ein Vierteljahr aussteigen, macht sich aber Sorgen, dass er dadurch einen zu großen finanziellen Verlust hätte. »Ich glaube, ich habe von meinen Eltern ein extrem starkes Sicherheitsdenken übernommen«, sagt er. »Wenn ich mir nur vorstelle, die Praxis ein paar Monate an eine Vertretung zu übergeben, sehe mich |40| schon auf der Straße sitzen. Dabei habe ich etwas Geld im Rücken.« In einer Mittagspause geht er grübelnd durch den Park in der Nähe seiner Praxis, in dem viele Kastanienbäume stehen. Soll er sich die Auszeit gönnen oder lieber doch nicht? Es ist September. Durch den starken Herbstwind prasseln die stacheligen grünen Kugeln auf den Boden, jede Menge Kastanien kullern ihm vor die Füße. Robert schaut sich das Schauspiel eine Weile an. »Und plötzlich hat es bei mir klick gemacht«, erzählt er. »Auf einmal sah ich, von wie viel Fülle ich umgeben bin. Die Natur ist so verschwenderisch, sie wirft Hunderte von Kastanien ab, von denen vielleicht nicht mal eine zum Baum wird. Ich nahm das als deutliches Signal, endlich meinen Armutswahn loszulassen.«
     
    Diese Wirkung ist durchaus psychologisch erklärbar. Indem Sie etwas Äußeres als Lösungshilfe annehmen, aktivieren Sie damit in Ihrem Unterbewusstsein verborgenes Wissens. Die Aufmerksamkeit für mögliche Zeichen aus Ihrer Umgebung führt zu Gedanken jenseits Ihrer gewohnten Überlegungen und damit oft zu einer passenden Lösung.
    Orakel – künstliche Synchronizität
    Nach der gleichen Methode funktionieren übrigens auch die meisten Orakel. Sie lassen sich als Ersatz für reale Symbole aus unserem Umfeld nehmen. Im Tarot projiziert man beispielsweise Gedanken und Gefühle auf Bilder. Im chinesischen I Ging werden zunächst drei Münzen geworfen oder markierte Stäbe gezogen. Die sich daraus ergebenden Texte lassen einer persönlichen Ausdeutung genügend Spielraum. Benutzt man ein Pendel, sorgen feinste Muskelbewegungen in den Fingerspitzen verbunden mit gespeichertem Wissen dafür, dass es in eine bestimmte Richtung schwingt. Orakel sind also im |41| Grunde nichts anderes als eine jederzeit verfügbare Variante künstlicher Synchronizität.
    Doch selbst wenn sich die Wirkung von Orakeln damit erklären lässt, bleibt manchmal noch ein Rest Magie. Dann fragen wir uns verwundert, wie das zustande kommt.
     
    Vor einigen Jahren hielt ich für Leserinnen der Zeitschrift
Brigitte
ein Seminar zum Thema »Ich
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