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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel
Autoren: Mischa Martini
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feierten da oben Partys. Thomas Wohlenberg war der Meinung, es könnten unter den sich noch dort befindlichen Akten Papiere sein, die nicht in fremde Hände gelangen sollten. Er konnte ja schlecht die Polizei einschalten. Und deswegen ist er mit Niklas Domski noch mal da hoch gegangen. Es ist möglich, dass sie etwas getrunken hatten.«
    »Und um was ging es gestern Abend konkret?«
    »Ich habe mein Vorhaben bekannt gegeben, mich heute mit Herrn Haupenberg beraten zu wollen und eventuell reinen Tisch zu machen.«
    »Was bedeutete, zur Polizei zu gehen?«
    Sie nickte.
    »Wem haben Sie das gesagt?«, fragte Gabi.
    »Thomas Wohlenberg.«
    »Und?«
    »Der wollte mir das ausreden.«
    »Dann hat Ihnen womöglich mein Hund das Leben gerettet«, murmelte Walde.
    »Was?«, fragte der Anwalt.
    »Wo waren Sie heute Morgen zwischen sechs und sieben Uhr dreißig?«
    »Ich?«, fragte Haupenberg konsterniert.
    »In Köln«, antwortete seine Mandantin. »Ich bin gegen neun in Richtung Trier losgefahren.«
    »Frau Hörmann, wir müssen Sie bitten, vorläufig hierzubleiben.« Walde schob seinen Stuhl zurück.
    »Ich möchte Sie daran erinnern, dass Frau Hörmann aus freien Stücken zu Ihnen gekommen ist«, protestierte Haupenberg. »Es liegt weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr vor. Meine Mandantin übt eine verantwortungsvolle Tätigkeit aus, von der viele Arbeitsplätze abhängig sind.«
    »Ich habe auch nicht von Festnahme gesprochen. Es handelt sich lediglich um ein paar erkennungsdienstliche Maßnahmen, außerdem müssen wir ihre Aussage protokollieren«, antwortete Walde.
     
    Walde war auf dem Weg zum Konferenzraum der Leitstelle. Gabi rief ihm hinterher: »Was hat Quintus mit der Sache zu tun?«
    »Das hab ich doch heute Morgen schon erzählt.« Walde, der ihr mit großen Schritten vorausgeeilt war, wartete, bis sie auf gleicher Höhe mit ihm war. »Als ich Quintus gestern Abend auf die Neptun gefolgt bin, hat dieser Anweber mitgekriegt, dass ich den Wohlenberg und die Hörmann dort gesehen habe.«
    »Ja und?«
    »Da wäre es nicht gerade klug gewesen, die Hörmann um die Ecke zu bringen.«
    »Und da hat man beschlossen, den Zeugen zu beseitigen, der die Hörmann indirekt so weit gebracht hat, sich mit einem Anwalt darüber zu beraten, ob sie sich stellen sollte.«
    »Pech nur, dass sie heute nicht erreichbar war und so nicht erfahren konnte, dass Kaspar Schreiner tot ist.«
    »Jedenfalls sollten wir uns umgehend Wohlenberg und Anweber vorknöpfen.«
     
    »Da seid ihr ja«, begrüßte sie Grabbe und zeigte zum Monitor. »Ihr müsst euch das angucken!«
    Auf dem Standbild waren eine Handvoll Leute zu sehen.
    »Der da ganz rechts in der weißen Jacke und dem weißen Käppi.«
    »Was ist mit dem?«, fragte Gabi.
    »Jedenfalls gehört der nicht zum Personal«, sagte Grabbe. »Er trägt ein Paket unterm Arm …«
    »Kann was für die Küche gewesen sein«, sagte der Pförtner. »Vielleicht irgendein spezielles Diätzeug.«
    Gabi blickte aufmerksam auf den Bildschirm. »Lass es bitte noch mal zurücklaufen.«
    Grabbe ließ die Sequenz rückwärts laufen und dann beobachteten sie, wie der Mann in einer etwas zu großen weißen Jacke und einer tief in die Stirn gezogenen Mütze sich dem Gebäude näherte.
    »Kannst du die Jacke mal ranzoomen?«, fragte Walde.
    »Da ist ein Logo oder ein Schriftzug drauf!«, sagte Gabi.
    »Das ist doch …«
    »Neptun«, komplettierte Gabi.
    »Vielleicht hat jemand den Mann auf der Station gesehen. Außerdem müsste er ja auch von der Kamera erfasst worden sein, als er die Klinik verließ.«
    »Den Klamotten nach könnte es Anweber sein«, sagte Grabbe. »Sollen wir das SEK einschalten?«
    »Nee, das machen wir selbst.« Gabi packte ihre Tasche mit Schwung am Henkel.
    *
    Der Regen hatte eine Pause eingelegt. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel. Obwohl es erst später Nachmittag war, fuhren die Autos bereits mit Beleuchtung.
    Am Zurlaubener Hafen rangierten Reisebusse rückwärts aus der Zufahrt, die zu den Passagierschiffen führte. Als Gabi, Walde und Grabbe oberhalb des Damms aus dem Wagen stiegen, schien es noch dunkler geworden zu sein. Jeden Moment würde es wieder zu regnen beginnen.
    Die Busse verstellten die Sicht auf den Fluss. Gabi war es, die durch die Scheiben eines der Busse die Neptun erblickte und ihre beiden Kollegen zurückhielt.
    »Da sind Anweber und Wohlenberg!«
    Nun sah auch Walde die beiden Männer auf Deck. Sie schienen heftig miteinander zu streiten und gestikulierten mit den
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