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Tango mit dem Tod

Tango mit dem Tod

Titel: Tango mit dem Tod
Autoren: Heather Graham
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Menge Leute, dachte Kelly.
    Das Abdrehen einer populären Fernsehserie gehörte ohne Zweifel zu den verrücktesten Ereignissen in einer Welt, die doch eigentlich schon verrückt genug war. In der Regel ging es bei den Dreharbeiten routiniert professionell zu. Aber manchmal glich das Ganze auch einer großen Party, bei der jeder willkommen war. Gewöhnlich wurde im Studio gedreht, weil das am kostengünstigsten war. In der heutigen Nacht jedoch waren sie rausgefahren zum Hibiskus Point, einer weitläufigen, neuen
    Wohnanlage. Sie waren schon früh hergekommen, um die Außenaufnahmen möglichst an diesem einen Tag abzudrehen.
    Für die Dreharbeiten war es von Vorteil, dass noch nicht viele der neuen Häuser verkauft waren. Die meisten standen leer. Dadurch gab es wenig Verkehr auf den Straßen. Und das Grundstück, für das der Regisseur sich entschieden hatte, lag ein Stück abseits ganz oben auf dem Hügel. Aber wegen der vielen Leute, die sich heute hier eingefunden hatten, obwohl sie nicht direkt mit den Dreharbeiten zu tun hatten, herrschte dennoch eine ziemliche Unruhe und Hektik.
    Kelly war das gleichgültig. Sie gehörte dieser eigentümlichen Welt schon so lange an, dass sie jede Situation gelassen akzeptierte. Hauptsache, man hatte seinen Spaß. Trotzdem wunderte sie sich. Normalerweise waren die Produzenten sehr darauf bedacht, die Regieeinfälle und Gags einer neuen Folge nicht vorzeitig bekannt werden zu lassen. Also hätten nur wenige Insider wissen sollen, dass heute Außenaufnahmen stattfinden würden. Wenn man sich allerdings das Gedränge auf dem Set ansah, hatte man fast den Eindruck, der Drehtermin sei in der Zeitung angekündigt worden.
    Auf das Zeichen des Produktionsassistenten, dass die Kamera lief, stieg Kelly aus dem BMW, der in der Einfahrt geparkt war. Jetzt war sie Maria Valentine, die Hauptfigur der Serie. Sie schlug die Tür mit einem lauten Knall zu. Und obwohl Maria in dieser Szene nach Hause kam, blieb sie einen Augenblick stehen, um ihre Kleidung und Frisur in Ordnung zu bringen. Maria war eben Maria, eine von drei rothaarigen Schwestern, die in der Serie in dem kleinen Städtchen, in dem sie wohnten, einen Skandal nach dem anderen produzierten.
    Kelly ging um den Wagen herum und trat auf den mit Steinplatten gepflasterten Weg, der zu dem Bungalow führte. Einen Moment lang amüsierte sie der Gedanke - natürlich, ohne dass man ihrem Marla-Yalentine-Gesicht das Geringste ansah -, dass die Schuhe, die sie in der heutigen Folge trug, wahrscheinlich wieder heftige Reaktionen und eine Menge Anrufe von Zuschauerinnen auslösen würden. Im Studio waren die hochhackigen Pumps mit den Stiletto-Absätzen ja ganz in Ordnung. Aber hier draußen? Kelly musste bei jedem Schritt aufpassen, nicht in einer Spalte zwischen den Steinplatten hängen zu bleiben. Und sie durfte nicht zu fest auftreten, weil die Absätze auf den Steinplatten sonst einen höllischen Lärm verursacht hätten.
    Aber die Schuhe hin oder her - Kelly mochte ihren Job. In einer solchen Fernsehserie mitzuspielen, war harte Arbeit. Aber es machte ihr Spaß. Wenn diese Folge abgedreht war, würde sie erst in drei Wochen wieder vor der Kamera stehen. Was jedoch nicht hieß, dass die Schauspieler in dieser Zeit keine Verpflichtungen hatten. In der kommenden Woche würden sie an der Ostküste, in Florida, gemeinsam in einem großen Vergnügungspark auftreten, um Werbung für die Serie zu machen.
    Kelly blieb stehen und sah sich ängstlich um, ganz wie der Regisseur es ihr erklärt hatte. Maria Valentines Gesicht zeigte jetzt erste Anzeichen von Furcht. Ein leichtes Zusammenziehen der Augenbrauen und ein angedeutetes Stirnrunzeln drückten aus, dass etwas sie beunruhigte.
    Mit skeptischem Blick sah sie zur Haustür hinüber. Die Beleuchtung über dem Eingang, die eigentlich hätte eingeschaltet sein müssen, war aus. Das Geräusch einer frischen Brise, die sanft durch die Äste der Bäume fuhr, war zu hören und erfüllte die Nacht mit einer Art Wispern, geheimnisvoll und kaum wahrnehmbar.
    Kelly gab zu, dass ihr die „neue" Maria Valentine gefiel. Nach so vielen Folgen, in denen Maria eher die schüchterne, nette, zurückhaltende der drei Schwestern gewesen war, konnte sie jetzt eine gewisse Boshaftigkeit zeigen, an der Kelly ihren Spaß hatte. Und nun geriet Maria sogar in eine erste gefährliche Situation. Aber Maria hatte Selbstbewusstsein entwickelt, sie würde auch damit fertig werden.
    Kelly setzte sich wieder in Bewegung. Sie
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