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Tango mit dem Tod

Tango mit dem Tod

Titel: Tango mit dem Tod
Autoren: Heather Graham
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gab der Frau, deren Rolle sie spielte, den Anschein von Entschlossenheit. Sie straffte ihre Schultern, als ob sie den Anflug von Angst abstreifen wolle. Sie ging auf die Tür zu, den Hausschlüssel in der Hand. Nein, Maria Valentine würde sich doch nicht davor fürchten, ihr eigenes Haus zu betreten.
    Doch dann blieb sie abermals stehen, erneut verunsichert. Aus dem Augenwinkel sah Kelly, wie sich einer der Kameramänner nach rechts bewegte, der zweite nach links. Die Kameras schwenkten von ihr weg in Richtung Tür, zu den im Schatten liegenden Büschen ...
    Marias Haltung drückte aus, dass sie sich selbst überzeugt hatte, da sei nichts, vor dem sie sich fürchten müsse. So hatte der Regisseur Kelly die Szene erklärt. Und so hatten sie es vorher geprobt. Auf ihren spitzen Absätzen stieg sie die Treppe hoch.
    In diesem Moment kam der Angreifer aus dem Schatten der Büsche zu ihrer Rechten direkt auf sie zu.
    Hugh Thompson war ein echter Profi, der schon in zahllosen Filmen und Fernsehshows als Stuntman mitgewirkt hatte. Er war groß, über einen Meter und neunzig. In dieser Szene war er von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und trug eine schwarze Skimaske. Nur seine Augen waren zu sehen. Solange er still zwischen den Büschen gestanden hatte, war er in der Dunkelheit nicht zu sehen gewesen.
    Maria schrie auf, und ihr Schrei hörte sich verdammt echt an. Als der maskierte Riese nach ihr griff, fuhr sie herum und rannte weg. Häufig hatten sie ihre gemeinsamen Auftritte ohne große Vorbereitung gespielt, aber diese Szene hatten sie mehrfach sorgfältig geprobt. Das Drehbuch sah vor, dass sie von der Treppe zur Seite auf einen Sandhaufen sprang, der dort aufgeschüttet worden war.
    Hugh hätte nach ihr greifen, er hätte versuchen sollen, sie festzuhalten. Doch auf dem Sandhaufen geriet Kelly plötzlich ins Straucheln und fand einfach keinen Halt. In Sportschuhen hätte sie vielleicht eine Chance gehabt, aber nicht in diesen hochhackigen Pumps. Sie stolperte und fiel hin. Und da nichts da war, um sie aufzuhalten, begann sie den Hang hinunter zu rollen.
    Einen Moment lang verspürte Kelly Panik. Das Haus stand nahe eines steilen Abhangs. Wenn sie weiter und weiter rollte ... Undeutlich nahm sie die Schreie der Leute hinter der Kamera wahr, doch sie schienen aus weiter Ferne zu kommen. Sie versuchte, sich irgendwo festzukrallen, aber da waren nur Schmutz und Gras. Sie spürte einen scharfen Schmerz, als sie mit dem Ellbogen irgendwo anstieß, dann ein Brennen am Knie.
    Dann sah sie einen Ast und griff instinktiv zu. Die raue Rinde brannte auf ihren Handflächen, aber sie klammerte sich fest. Zum Glück war der Ast stark genug, sie zu halten. Zentimeter um Zentimeter zog Kelly sich näher an den Baum heran, von dem der Ast tief herab hing, und klammerte sich an den Stamm.
    Einen ihrer Schuhe hatte sie schon verloren. Sie strampelte, um auch den andern abzuschütteln, und versuchte, auf die Füße zu kommen. Als sie sich umdrehte, sah sie - verschwommen, aber Unheil verkündend - den Abhang direkt vor sich. Ihre Knie wurden weich, Angst stieg in ihr auf und ließ ihr Herz wie einen Hammer in ihrer Brust schlagen. Eine Welle von Kälte ergriff ihren ganzen Körper. Diese Reaktion auf die Erkenntnis, wie nahe sie dem Tod gewesen war, ließ sie für einen Moment erstarren.
    Hugh Thompson erreichte sie als Erster.
    „Kelly!" Trotz der dicken Skimaske hörte sie seiner Stimme den Schrecken an.
    „Geht schon wieder", stieß Kelly hervor. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Er zog sie hoch, legte den Arm um sie und führte sie zurück zum Haus. „Oh Kelly, hast du mich erschreckt", sagte er schwer atmend.
    „Hugh, bitte, lass mich los. Ich bin in Ordnung. Ich verstehe nur nicht, wieso ... der Sandhügel neben der Treppe war doch bei den Proben fest und solide."
    „In Kalifornien kann man nichts und niemandem trauen", versuchte Hugh zu scherzen. „Ich habe fast einen Herzschlag bekommen, als ich sah, wie du den Hang hinab rolltest, Kelly."
    Sie sah, wie Joe Penny auf sie zu hastete. Sein stets perfekt gestyltes, silbriges Haar war zerzaust. Er war bleich wie ein Gespenst. „Kelly ... Kelly." Er schloss sie in die Arme, und sie merkte, dass er zitterte. Und als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie die Kameraleute, die Beleuchter - das ganze Team war inzwischen herbeigeeilt und umringte sie.
    „Joe, bitte! Es ist ja nichts passiert. Ich bin okay. Ich sehe wahrscheinlich ziemlich zerzaust aus. Aber es ist nichts, was eine
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