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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
Autoren: David Eddings
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Macht stetig schrumpft und daß er nur noch hilflos zuschauen kann, wie die Ereignisse sich schier überschlagen. Er hat dem Verfasser persönlich seine Besorgnis anvertraut, daß Außenminister Oscagne zweifellos seinen Einfluß auf den Kaiser nutze, um die Situation zu beeinflussen. Die Einladung an Ritter Sperber, nach Tamuli zu kommen, war offenbar lediglich der erste Schritt in einem größeren und tödlicheren Vorhaben. Indem er sich die derzeitigen Unruhen in Tamuli zunutze macht, hat der Außenminister den Kaiser dahingehend beeinflußt, jene Öffnung zu schaffen, die Dolmant brauchte, um das Eindringen dermaßen vieler bewaffneter Elenier auf den daresischen Kontinent zu rechtfertigen.
    Der Verfasser ist überzeugt davon, daß dem Imperium die größte Gefahr in seiner langen ruhmreichen Geschichte droht. Die bereitwillige Teilnahme der Ataner an dem Massaker in der kaiserlichen Schloßanlage ist ein klarer Beweis, daß nicht einmal mehr auf ihre Loyalität Verlaß ist.
    An wen können wir uns um Hilfe wenden? Wo, in aller Welt, können wir eine Streitmacht finden, welche die wilden Horden Dolmants von Chyrellos zurückwirft? Muß das Imperium in all seiner Herrlichkeit unter dem Ansturm der elenischen Zeloten fallen? Meine Brüder, ich weine um die Vergänglichkeit des Ruhmes. Die Stadt des Lichtes, das schimmernde Matherion mit seinen feurigen Kuppeln, die Heimstatt von Wahrheit und Schönheit, der Mittelpunkt der Welt, ist dem Untergang geweiht. Finsternis senkt sich herab, und gering ist die Hoffnung, daß je wieder ein Morgen erstrahlen wird.

Erster Teil
CYNESGA





1
    Die Jahreszeiten wechselten, und der lange Sommer ging allmählich in den Herbst über. Ein dünner Nebel hing in den Straßen von Matherion. Der Mond war spät aufgegangen, und seine bleichen Strahlen hoben die Umrisse der opaleszierenden Türme hervor und verliehen dem zarten Nebel auf den Straßen ein weiches Licht. Die schimmernde Stadt Matherion badete die Füße in leuchtendem Dunst und hob das blasse Gesicht dem Nachthimmel entgegen.
    Sperber war müde. Die Anspannung der vergangenen Woche und die gefahrvollen Ereignisse an ihrem Ende hatten ihn ausgelaugt. Aber er konnte nicht schlafen. In seinen schwarzen pandionischen Umhang gehüllt, stand er auf dem Wehrgang und blickte nachdenklich über die schimmernde Stadt. Er war müde, doch sein Verlangen, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, abzuschätzen, zu erwägen und zu verstehen, war zu drängend, als daß er sich ins Bett legen und von tiefem Schlaf verwöhnen lassen wollte. Erst mußte alles geordnet sein.
    »Was macht Ihr hier oben, Sperber?« fragte Khalad leise. Seine Stimme klang der seines Vaters so ähnlich, daß Sperber ruckartig den Kopf drehte, um sich zu vergewissern, daß Kurik nicht aus dem Haus der Toten wiedergekehrt war, um ihn zu rügen. Khalad war ein junger Mann mit unauffälligem Gesicht, breiten Schultern und von unverblümter Offenheit. Seine Familie diente der Sperbers bereits seit drei Generationen, und genau wie sein Vater Kurik sprach Khalad seinen Herrn für gewöhnlich ohne große Umschweife an.
    »Ich konnte nicht schlafen.« Sperber zuckte die Schultern.
    »Eure Gemahlin hat die halbe Garnison losgeschickt, nach Euch zu suchen.«
    Sperber verzog das Gesicht. »Warum tut sie das immer?«
    »Es ist Eure eigene Schuld. Ihr wißt genau, daß sie es jedesmal so macht, wenn Ihr fortgeht, ohne ihr zu sagen, wohin Ihr wollt. Ihr würdet Euch – und uns – viel Zeit und Ärger ersparen, würdet Ihr Ehlana von vornherein Bescheid geben. Ich glaube, das habe ich Euch schon mehrmals vorgeschlagen.«
    »Versuch nicht, mir Vorschriften zu machen, Khalad! Du bist ja so schlimm wie dein Vater.«
    »Gute Eigenschaften vererben sich manchmal. Würdet Ihr nun die Güte haben, hinunterzusteigen und Eurer Gemahlin zu versichern, daß mit Euch alles in Ordnung ist – bevor sie die Handwerker ruft, damit sie die Wände niederreißen?«
    Sperber seufzte. »Also gut.« Er wandte sich von den Zinnen ab. »Übrigens, wir werden bald einen Ausflug machen.«
    »Ach? Wohin?«
    »Wir müssen etwas abholen. Uns mit den Hufschmieden unterhalten. Faran muß neu beschlagen werden. Er hat sein rechtes Vordereisen so abgewetzt, daß es dünn wie Papier ist.«
    »Das ist Eure Schuld, Sperber. Würdet Ihr aufrecht im Sattel sitzen, wäre das Eisen in Ordnung.«
    »Mit zunehmendem Alter wird man nun mal krumm. Dir wird's auch nicht anders ergehen.«
    »Wenn Ihr
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